Im Libanon gärt es weiter. Die Armee schwärmt aus, um bewaffnete Oppositionelle aus den Straßen zu vertreiben. Mehrere Parlamentarier erhalten nach dem Anschlag auf General Al-Hassan Polizeischutz.
Beirut/Berlin. Nach Ausschreitungen und Protesten gegen die Regierung im Libanon wächst die Sorge vor einem Übergreifen des Bürgerkrieges aus dem Nachbarland Syrien. Nach einer gewalttätigen Nacht herrschte zwar am Montag weitgehend angespannte Ruhe, aber im Beiruter Sunniten-Viertel Tajjouneh kam es zu Zusammenstößen zwischen der Armee und Bewaffneten. Ein Parlamentarier der anti-syrischen Zukunftsbewegung erklärte, er und mehrere andere Angehörige seiner Fraktion hätten aus Syrien Todesdrohungen per SMS erhalten. Innenminister Marwan Charbel erteilte Armee und Polizei den Auftrag, hart durchzugreifen.
Weltweit herrscht Sorge, dass der Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien auch den Libanon immer weiter in einen Strudel der Gewalt hineinzieht. Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnte alle Seiten, sich zurückzuhalten. „Sie fordert alle politischen Kräfte im Lande auf, Besonnenheit walten zu lassen und ein Übergreifen des syrischen Bürgerkriegs auf den Libanon zu verhindern, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.
Auslöser der Gewalt war das Attentat auf Geheimdienstchef Wissam al-Hassan vom Freitag. Dieser gehört wie die meisten Aufständischen in Syrien zu den Muslimen sunnitischer Glaubensrichtung. Dagegen wird die pro-syrische Regierung im Libanon von der schiitischen Hisbollah-Bewegung dominiert. Die libanesische Opposition, zu der auch die anti-syrische Zukunftsbewegung des sunnitischen Ex-Ministerpräsidenten Saad al-Hariri gehört, sieht die Drahtzieher des Anschlags auf Al-Hassan in Damaskus.
Nach den Ausschreitungen vom Wochenende erklärte der libanesische Innenminister Marwan Charbel, Armee und Polizei hätten den Auftrag erhalten, hart durchzugreifen: „Sie nehmen jeden fest, der Waffen trägt.“
Fast alle Straßen, die am Vortag von Demonstranten blockiert worden waren, waren am Montag wieder befahrbar. Nach Angaben der Polizei kamen in der Nacht bei Schießereien zwischen pro-syrischen und anti-syrischen Gruppen in Tripoli drei Menschen ums Leben. Unter den Toten war ein neun Jahre altes Mädchen.
Der Abgeordnete Ammar Huri sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Lebanon Now, er habe vor dem Tod des Generals eine SMS mit folgendem Inhalt erhalten: „Wir schwören beim (Leben von US-Botschafterin) Maura (Conelly), wir werden euch kriegen, einen nach dem anderen, ihr Drecksäcke!“ Nach dem Attentat hätten er und drei weitere Abgeordnete dann eine zweite SMS-Botschaft bekommen mit dem Text: „Einer von zehn“. Seither hätten sie alle zusätzliche Bewachung erhalten. (dpa)