Vier Monate nach dem geplatzten Start des Hauptstadtflughafens hat ein Ausschuss des Berliner Landesparlamentes mit der Aufklärung begonnen.

Berlin. Begleitet von einem großen Medieninteresse hat am Freitag im Berliner Abgeordnetenhaus der Untersuchungsausschuss zum Flughafen-Debakel seine Arbeit aufgenommen. Den Vorsitz führt Martin Delius (Piraten). „Wir haben bislang keine maßgeblichen Erkenntnisse, wie es zur Verschiebung und den erheblichen Mehrkosten kommen konnte“, sagte Delius zum Auftakt. Der Skandal um den Großflughafen in Schönefeld habe zu einem „internationalen Reputationsverlust für Deutschland“ geführt.

Ihm persönlich als Vorsitzendem gehe es vor allem darum, Spekulationen zum künftigen Hauptstadtflughafen zu beenden und Fakten zu sammeln. „Denn außer zum Teil wilden Spekulationen in der Presse haben wir keine Klarheit, was wirklich passierte.“ Allerdings zeigten sich bereits zur Auftaktsitzung Differenzen. Opposition und Koalition „feilschten“ um eine geeignete Sitzungsdauer pro Tagung, gerade bei der Anhörung von Zeugen.

Das Gremium soll in regelmäßigen Abständen bis etwa Ende 2013, möglicherweise auch bis Anfang 2014 tagen. Geklärt werden soll, warum der neue Hauptstadt-Airport in Schönefeld Baumängel aufweist, später als vorgesehen eröffnet und mit inzwischen geschätzten 4,3 Milliarden Euro Baukosten deutlich teurer wird als geplant. Außerdem geht es um die Verantwortlichen für das Debakel. Es sollen zahlreiche Zeugen gehört werden. Bereits für die erste Sitzung wurden Beweisanträge erwartet.

Zuerst soll die Planungsphase des Flughafens in den 90er Jahren beleuchtet werden. Als Zeugen aussagen sollen unter anderem der frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), der 1996 den Konsensbeschluss für einen Großflughafen am Standort Schönefeld unterzeichnet hatte, Ex-Innensenator Ehrhardt Körting (SPD) und Brandenburgs Verkehrsstaatssekretär Rainer Bretschneider. Auch Berlins Regierender Bürgermeister und Flughafen-Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD) soll in den Zeugenstand, wie Delius ankündigte.

Schon vor Beginn der Ausschussarbeit gibt es Streit um die Akten. Die Senatskanzlei habe 95 Prozent der Protokolle aus den Gremien für vertraulich erklärt, kritisierten die Grünen.

Die Piraten wollen auf einer Internetplattform Protokolle und Baupläne zum Ausschuss veröffentlichen. Anonyme Tippgeber können an einen elektronischen Briefkasten schreiben. Der Flughafen liegt an der südöstlichen Stadtgrenze Berlins im Land Brandenburg.

Der Flughafen trägt den Namen „Willy Brandt“. Er soll – nach dreimaliger Verschiebung – am 27. Oktober 2013 eröffnet werden.