Unter den über 65-Jährigen sei die Zahl der Minijobber seit dem Jahr 2000 um über 60 Prozent auf 761.000 gestiegen, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Etwa 120.000 Frauen und Männer von ihnen waren sogar älter als 75 Jahre.

München/Berlin. Weil die Rente nicht ausreicht, müssen immer mehr Ruheständler in Deutschland arbeiten gehen. Unter den über 65-Jährigen sei die Zahl der Minijobber seit dem Jahr 2000 um über 60 Prozent auf 761.000 gestiegen, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ (Dienstagsausgabe„). Etwa 120.000 Frauen und Männer von ihnen waren sogar älter als 75 Jahre. Das gehe aus Antworten der Bundesregierung auf Anfragen der Linken-Bundestagsfraktion hervor. Der Sozialverband VdK erklärt den Trend dem Blatt zufolge mit “kargen„ Alterseinkommen.

Die Renten seien nach Angaben der Bundesregierung zuletzt weitgehend kontinuierlich gesunken, heißt es in Bericht. Der Betrag sei seit dem Jahr 2000 von durchschnittlich monatlich 1.021 Euro im vergangenen auf 953 Euro pro Monat gesunken, wenn der Rentenbezieher mindestens 35 Jahre gesetzlich rentenversichert war.

Für den VdK deutet dies auf die wachsende Altersarmut hin. Verbandspräsidentin Ulrike Mascher sprach von alarmierenden Zahlen. Sie sagte am Dienstag in München, “dass Rentner Zeitung austragen, im Wachdienst arbeiten oder Regale im Supermarkt einräumen, um ihre karge Rente aufzubessern.„ Bei den 120.000 über 75-Jährige handele es sich nicht um Universitätsprofessoren oder Banker. Die Zahlen spiegelten wider, “dass immer mehr Menschen Probleme haben, mit ihrem Alterseinkommen auszukommen„, so Mascher. Sie versuchten, sich mit Minijobs über Wasser zu halten.

„Die stark angestiegene Zahl von Ruheständlern mit einem Minijob ist ein deutliches Alarmzeichen. Denn es ist davon auszugehen, dass ein großer Teil der betroffenen Menschen zum Broterwerb im hohen Alter gezwungen ist.“ Das erklärte der Präsident des Sozialverband Deutschlands, Adolf Bauer, heute zu den veröffentlichten Zahlen. „Die ganze Tragweite der jahrelangen Kaufkraftverluste zeichnet sich immer stärker ab. Insbesondere durch Nullrunden und magere Rentenanpassungen sind die sozialen Abstiegsängste vieler Rentnerinnen und Rentner nun traurige Gewissheit“, erklärte Bauer.

Es gebe vielfältige Gründe, warum Menschen im Rentenalter noch beruflich tätig sind, berichtet dagegen die Süddeutsche: “Viele wollen arbeiten, weil sie sich noch fit fühlen„, sagte Holger Schäfer, Arbeitsmarktexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Untersuchungen zeigten, dass Menschen, die im hohen Alter noch arbeiten, oft relativ hoch qualifiziert sind. Das deute darauf hin, dass Geldnot in vielen Fällen nicht das Hauptmotiv sein dürfte, betonte der Experte.

Das Arbeitsministerium wies in seiner Antwort darauf hin, dass sinkende Renten nicht gleichbedeutend seien “mit einer rückläufigen Entwicklung des Wohlstands„ der neuen Ruheständler. Vielmehr sei zu berücksichtigen, dass in den vergangenen Jahren andere Einkommensarten wie Mieten, Kapitaleinkünfte oder Betriebsrenten für die Rentner an Bedeutung gewonnen hätten. Matthias Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der Linken, hielt dagegen: “Wir rennen in eine Massenaltersarmut. Der Absturz der Renten muss gestoppt werden.“

(EPD)