Weil ein Amerikaner unter mysteriösen Umständen zwei Tag im Haus der unter Arrest stehenden Politikerin verbrachte, sitzt die 63-Jährige jetzt erneut im Gefängnis.
Rangun. Der Uno-Sonderberichterstatter für Birma, Tomás Ojea Quintana, hat die sofortige Freilassung der birmanischen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi verlangt. Die Verhaftungen der Friedensnobelpreisträgerin (63) und ihrer zwei Mitarbeiterinnen durch die Militärjunta verletzten die Bestimmungen der Allgemeinen Erklärungen der Menschenrechte und die Gesetze Birmas, erklärte der Sonderberichterstatter am Freitag in Genf. Die sei Jahren unter Hausarrest stehende Suu Kyi war am Donnerstag inhaftiert und angeklagt worden, weil ein Amerikaner unter myteriösen Umständen zwei Tag in ihrem Haus verbracht hatte.
Dabei waren es nur noch wenige Tage, dann wäre der Hausarrest für die Friedennobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in Birma vielleicht zu Ende gewesen. Offiziell soll er am 27. Mai enden. Doch ein "abenteuerlustiger" Amerikaner hat offenbar alle Hoffnungen auf bessere Lebensbedingungen für die vermutlich sehr kranke 63-Jährige zunichte gemacht und ihr eine erneute Inhaftierung im Gefängnis beschert.
Wie der Anwalt der festgehaltenen Oppositionsführerin erzählte, schwamm John William Yettaw durch einen See zum Haus von Suu Kyi. Nach Angaben der von der Militärjunta gesteuerten Presse blieb er zwei Tage im Haus von Suu Kyi, ehe er zurückschwamm und dann festgenommen wurde. Polizisten holten die Friedensnobelpreisträgerin ab und brachten sie ins berüchtigte Insein-Gefängnis bei Rangun. Heute morgen wurde Anklage erhoben, weil sie ihren Hausarrest verletzt haben soll. Suu Kyi drohen bis zu fünf Jahren Haft. "Alle sind sehr aufgebracht über diesen jämmerlichen Amerikaner", schimpfte ihr Anwalt Kyi Win. Er sei die Ursache für alle Probleme.
Aung San Suu Kyi steht mit Unterbrechungen seit fast 20 Jahren unter Hausarrest. 1990 hatte ihre Partei, die National League for Democracy (NLD), die Wahlen gewonnen. Doch die Militärjunta erkannte das Ergebnis nicht an und reagierte mit Hausarrest. Den Friedensnobelpreis nahmen 1991 ihre beiden Söhne für Aung San Suu Kyi in Empfang.