Wenn das Konto ins Minus rutscht, wird es für Bankkunden schnell teuer – zu teuer. Ministerin Aigner drängt die Branche zu mehr Transparenz. Verbraucherschützer fordern gesetzliche Obergrenzen.
Berlin. Die Dispozinsen fürs Überziehen des Girokontos sind laut einer Studie im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums oft immer noch zu hoch. Festzustellen sei, dass „die Erträge aus dem Dispokreditgeschäft die Kosten, die dem Kreditinstitut für dieses einzelne Produkt entstehen, deutlich übersteigen“, heißt es in dem Gutachten, wie das Ministerium am Donnerstag mitteilte. Damit wurden Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag) bestätigt.
Die Einnahmen würden von den Banken „zur Quersubventionierung anderer Leistungen oder zur Gewinnsteigerung verwendet“, analysierten das Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung und das Institut für Finanzdienstleistungen. Verbraucherschützer kritisieren hohe Dispozinsen, obwohl Banken sich zu historisch günstigen Zinskonditionen Geld beschaffen können. Daher seien gesetzliche Obergrenzen nötig. Nach jüngsten Angaben der Stiftung Warentest werden derzeit im Schnitt zwischen zehn und elf Prozent Zinsen für das Überziehen des Girokontos berechnet.
Aigner forderte die Finanzbranche zu fairen Konditionen auf. „Wollen die Banken den Kredit bei den Kunden nicht verspielen, müssen sie runter von überhöhten Dispozinsen.“ Sie verlangte volle Transparenz und umfassende Kundenbetreuung für mehr Wettbewerb, machte sich die Forderung nach staatlichen Obergrenzen aber nicht zu eigen. Das Gutachten weist hierbei auf die Gefahr hin, dass Anbieter Obergrenzen „zu ihren Gunsten ausschöpfen“ könnten.
Von der Möglichkeit des unkomplizierten Kleinkredits machen Bankkunden rege Gebrauch. Fast jeder vierte Verbraucher (24 Prozent) hat in diesem Jahr laut einer Umfrage Instituts Forsa schon sein Girokonto überzogen, wie das Ministerium mitteilte. Damit wurde ein Bericht des „Hamburger Abendblatts“ (Donnerstag) bestätigt. (dpa)