Eine Sozialdemokratin schickt sich an, Ministerpräsidentin von Dänemark zu werden. Die Exit-Polls sprechen für einen Regierungswechsel.
Kopenhagen. Bei der Parlamentswahl in Dänemark haben die Oppositionsparteien ersten Nachwahlbefragungen zufolge die Nase vorn. Den Erhebungen der Online-Zeitung „MetroXpress“ zufolge könnten die Sozialdemokraten und ihre Partner 89 Sitze im Kopenhagener Parlament bekommen. Der bislang regierende Mitte-Rechts-Block käme demnach auf 86 Abgeordnete im 179 Sitze umfassenden Parlament. Die Wahllokale schließen um 20 Uhr (MESZ). Hochrechnungen werden kurz darauf erwartet.
Nach zehn Jahren der wirtschaftlichen Liberalisierung und der Verschärfung der Ausländergesetze sind die Tage der liberal-konservativen Minderheitsregierung von Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen wohl gezählt. Die von den Sozialdemokraten (SD) geführte Opposition liegt klar vorn. Damit könnte die Parteivorsitzende der SD, Helle Thorning-Schmidt, die erste Regierungschefin in der Geschichte des Landes werden. Zur Wahl standen alle 179 Sitze im Folketing genannten Parlament – vier davon sind für die halbautonomen Regionen Färöer und Grönland reserviert.
Mit dem erwarteten Linksruck droht auch der Dänischen Volkspartei (DF) ein herber Bedeutungsverlust. In den vergangenen zehn Jahren konnte sie als Mehrheitsbeschaffer für die Minderheitsregierung Einfluss weit über die Zahl ihrer Mandate hinaus ausüben und so ihre restriktive Einwanderungspolitik durchsetzen.
Doch auch bei einem Wahlsieg des „Roten Blocks“ von Thorning-Schmidt erwarten Beobachter keinen krassen Politikwechsel. Die Sozialdemokratin kündigte eine Erhöhung der Abgaben für Banken und wohlhabende Dänen an und versprach, einige der Sparmaßnahmen der bisherigen Regierung rückgängig zu machen. Außerdem versprach sie, die Anfang des Jahres wieder eingeführten Grenzkontrollen an den Übergängen nach Deutschland und Schweden abzuschaffen.
Da für den Einzug ins Parlament nur eine Zwei-Prozent-Hürde gilt, ist die Parteienlandschaft vielfältig. Dänemark hat knapp 5,6 Millionen Einwohner. Die meisten leben auf der Halbinsel Jütland und den 474 größeren Inseln zwischen Nordsee und Kattegat. Die größte Insel ist Seeland mit der Hauptstadt Kopenhagen. Staatsoberhaupt ist seit dem 15. Januar 1972 Königin Margrethe II. Innerhalb der EU hat sich Dänemark in den Bereichen Wirtschafts- und Währungspolitik, Verteidigungspolitik sowie Innen- und Rechtspolitik Sonderrechte vorbehalten. Das Land ist nicht Mitglied der Eurozone. (rtr/dapd/dpa)