Der 23-Jährige wurde von Beamten des Bundeskriminalamtes nahe Würzburg aufgespürt. Zuvor war ein 23-Jähriger in NRW verhaftet worden.
Kaiserslautern. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat einen zweiten Täter der No-Name Crew gefasst. Nach Abendblatt-Informationen spürten die Beamten den 23-Jährigen am Montag in der Nähe von Würzburg (Bayern) auf. Er hat bereits gestanden an der Computersabotage bei Zoll, Bundespolizei und Landeskriminalämtern (LKA) beteiligt gewesen zu sein. Als Kopf der No-Name Crew gilt aber weiterhin der ebenfalls 23-Jährige, den ein Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei am Sonntag in Nordrhein-Westfalen (NRW) überwältigte. Er war unter dem Pseudonym "Darkhammer" im Internet bekannt. Gegen ihn wurde am Montagabend Haftbefehl wegen "Computersabotage in einem besonders schweren Fall" erlassen, allerdings - wegen seiner guten Kooperation - außer Vollzug gesetzt. Die Crew soll das Peil- und Ortungsprogramm „Patras“ geknackt haben, mit dem mehrere Sicherheitsbehörden verdächtige Personen, Fahrzeuge oder Waren am Computer auf einer Landkarte verfolgen können.
"Darkhammer" verbüßt aktuell eine Haftstrafe von vier Jahren wegen Raubes und Betrugs, deren Rest aber zur Bewährung ausgesetzt ist. Auch ist er den Behörden bereits wegen Computerkriminalität bekannt.
Ob durch die Festnahme des zweiten Täters die gesamte No-Name Crew identifiziert worden ist, wird noch ermittelt. Die Spezialisten des BKA werten derzeit Handys und Computer aus.
Schwieriger ist offenbar weiterhin die Einschätzung des Schadens, den die No-Name Crew auf den Servern der Sicherheitsbehörden angerichtet hat. Klar ist nach Abendblatt-Informationen, dass es drei Angriffe gegeben hat: bei der Bundespolizei, dem LKA in NRW und dem Zoll. Erschreckend ist in diesem Zusammenhang die Einschätzung eines mit den Ermittlungen vetrauten Beamten: "Man brauchte Computerkenntnisse, musste aber kein Experte sein um die Sicherheitsvorkehrungen zu überwinden."
Mit Hochdruck prüfen die Ermittler inzwischen auch den Inhalt der sogenannten Masterleak-Datei, die von der No-Name Crew passwortgeschützt ins Internet gestellt worden war. Sie soll angeblich wichtige und vertrauliche E-Mails sowie Daten des BKA, der Bundespolizei und verschiedener Landeskriminalämter enthalten. "Darkhammer" hatte im Fall der Festnahme eines Mitglieds der No-Name Crew angekündigt, das Passwort im Internet zu veröffentlichen und so den Zugriff auf die Polizei-Daten zu ermöglichen. Außerdem sollte am 28. Juli ein weiteres Datenpaket veröffentlicht werden.
Nach Informationen des Abendblatts sind die bislang gesichteten Dateien wenig spektakulär. Sie enthalten zwar internes Material der Behörden - auch aus dem Jahr 2010 - in vielen Fällen soll es sich aber beispielsweise um Formular-Vordrucke handeln.
Allerdings hatte sich die Einschätzung des Schadens auch in der vergangenen Woche von "eher niedrig" auf zwischenzeitlich "immens" sprunghaft verändert - der Fall ist noch lange nicht abgeschlossen.