Die Liberalisierung des Paragrafen 218 habe zu Barbarei geführt. Erzbischof Joachim Meisner verurteilte außerdem die Diagnostik an Embryos.
Hamburg. Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner hat Abtreibung als „täglichen, beschwiegenen Super-GAU“ verurteilt. Durch Schwangerschaftsabbrüche würden „jeden Tag mehr als zehn Klassenzimmer ausgelöscht“, schreibt Meisner in der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“, die an diesem Donnerstag erscheint. Mit der Liberalisierung des Paragrafen 218 im Jahr 1995 „haben wir die Gesellschaft auf einen Weg in das Unmenschliche, in die Barbarei geführt“.
Meisner sagte, er sei überzeugt, dass die Schwangerschaftsabbrüche die Ursache für ein weit verbreitetes Gefühl der Unsicherheit in Deutschland seien: „Die acht Millionen in den letzten Jahrzehnten im Mutterleib getöteten Kinder lasten auf unserem kollektiven Gewissen“, so Meisner. „Das stumme Warum in den Millionen Kinderaugen liegt bleischwer wie eine Grabesplatte auf unserem Bewusstsein.“
Deutschland habe „den Faden des Lebens und damit die Nabelschnur zur Lebenssicherheit gerissen und gekappt“, erklärte der Kölner Erzbischof. Das habe „mit der Schwächung des Glaubens zu tun, mit dem um sich greifenden Glaubensverlust bei vielen Mitbürgern, mit der Geschichte im vereinten Deutschland. Wie haben die Nabelschnur der Schöpfung vergessen.“
Meisner kritisierte grundsätzlich jede Forschung an Embryonen: „Es schneidet ins Herz des Menschlichen, wenn es um Design-Babys geht, um die Schwächsten der Schwachen, um die Schutzbedürftigsten.“ Er ergänzte: „Die Pränataldiagnostik, überhaupt die künstliche Befruchtung und ihre Auslese- und Selektionsmentalität züchten Leben und töten die Hoffnung.“ (epd)