Ein Mann erschoss bei einer politischen Veranstaltung in Arizona sieben Menschen. Der US-Präsident bestätigte den Vorfall.
Washington. Bei einem Anschlag im US-Staat Arizona sind am Sonnabend mindestens fünf Menschen erschossen und mindestens zehn weitere zum Teil schwer verletzt worden, darunter eine Kongressabgeordnete. Die 40-jährige Gabrielle Giffords wurde von einem Bewaffneten in den Kopf getroffen, ihr Zustand war nach Angaben einer Krankenhaussprecherin kritisch. Sie hatte während des Blutbads vor einem Einkaufszentrum in Tucson an einem Treffen mit Bürgern teilgenommen.
US-Präsident Barack Obama erklärte, Giffords kämpfe nach dem Anschlag um ihr Leben. Der Bewaffnete habe mindestens fünf Menschen erschossen. Unter den Opfern war nach Angaben eines Arztes ein neunjähriges Mädchen, laut Polizei wurde ein Bundesrichter getötet. Bei einem weiteren Todesopfer handelt es sich um einen Mitarbeiter Giffords'.
Der Fernsehsender CNN hatte zunächst berichtet, Giffords, eine Abgeordnete der demokratischen Partei, sei zusammen mit mehreren weiteren Menschen erschossen worden. Eine Kliniksprechern erklärte jedoch, die Politikerin sei am Leben. Das Krankenhaus äußerte sich später „optimistisch“ zu ihrem Zustand. Giffords' Sprecher C.J. Karamargin zufolge wurden mehrere Mitarbeiter der Abgeordneten verletzt.
Obama: „Sinnloser und schrecklicher Akt der Gewalt“
Der Täter, ein 22 Jahre alter Mann, wurde Polizeiangaben zufolge festgenommen. Über sein Motiv war zunächst nichts bekannt. Das Büro des Sheriffs in Pima County erklärte, er habe mit einer Pistole geschossen. Das FBI und die örtliche Polizei nahmen Ermittlungen auf. Noch Stunden nach dem Anschlag war das Einkaufszentrum abgeriegelt.
Obama verurteilte den Anschlag als „entsetzliche Tragödie“. Ein solcher „sinnloser und schrecklicher Akt der Gewalt hat keinen Platz in einer freien Gesellschaft“, erklärte er. Der neue Präsident des Repräsentantenhauses John Boehner, zeigte sich erschüttert über den Angriff auf Giffords und ihre Mitarbeiter. „Ein Angriff auf jemanden, der (der Öffentlichkeit) dient, ist ein Angriff auf alle, die dienen“, sagte Boehner. Senator John McCain aus Arizona erklärte, das Attentat habe die gesamte Nation erschüttert.
Abgeordnete setzte sich gegen Tea-Party-Bewerber durch
Giffords, die mit dem NASA-Astronauten Mark Kelly verheiratet ist, wurde im November für den Kongress wiedergewählt und setzte sich knapp gegen einen Bewerber der erzkonservativen Tea Party durch. Zuvor hatte die Demokratin Mandate in Arizona inne. Sie ist als mögliche Bewerberin für einen Senatssitz im Gespräch, außerdem für das Amt des Gouverneurs von Arizona, der im Jahr 2014 neu gewählt wird.
Vor allem wegen ihrer Unterstützung für die Gesundheitsreform machte sie sich bei etlichen rechten Wählern unbeliebt. Ihr Büro in Tucson wurde im März vergangenen Jahres verwüstet, wenige Stunden, nachdem das Repräsentantenhaus für die Reform gestimmt hatte.
Laut „New York Times“ hat Giffords seit ihrem ersten Wahlsieg im Januar 2007 an mehreren ähnlichen Bürgertreffen wie am Samstag teilgenommen. Bei einer Veranstaltung im Jahr 2009 in einem Supermarkt hatte demnach ein Demonstrant eine Pistole bei sich. Er sei von der Polizei weggebracht worden, nachdem die Waffe auf den Boden fiel, berichtete das Blatt.
Abgeordnete zur Vorsicht aufgerufen
Die für das Kapitol in Washington zuständige Polizei rief Abgeordnete und ihre Mitarbeiter nach der Bluttat vom Samstag zur Vorsicht auf. In den USA herrscht seit Monaten ein zunehmend aufgeheiztes politisches Klima, mehrere Abgeordnete haben gefährliche Drohungen erhalten.
Ein Mann aus San Francisco bekannte sich schuldig, die frühere Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und ihre Familie bedroht zu haben, weil sie die Gesundheitsreform unterstützte. Der Mann hatte Pelosi im März angerufen und mit der Zerstörung ihres Hauses gedroht, sollte sie für das Gesetz stimmen. Im Juli hatte sich ein für seine Wut auf linksgerichtete Politik bekannter Mann aus Kalifornien eine Schießerei mit Polizisten geliefert und einen Anschlag auf die Amerikanische Bürgerrechtsunion ACLU und eine weitere Gruppe geplant. Er habe „eine Revolution beginnen“ wollen, erklärte er.
(dapd/abendblatt.de)