Die US-Regierung nennt die Veröffentlichung von 250.000 Geheimdokumenten von US-Diplomaten “unverantwortlich und gefährlich“.
Washington. Die US-Regierung hat die Veröffentlichung von Dokumenten der US-Diplomatie durch die Enthüllungswebsite Wikileaks „aufs Schärfste“ verurteilt. Die Freigabe der Dokumente sei „unverantwortlich und gefährlich“, erklärte das Weiße Haus am Sonntag in Washington. Die Enthüllungen gefährdeten Leben.
Zuvor hatte die „New York Times“ auf ihrer Website einen Artikel über die geheimen 250.000 geheimen Depeschen aus US-Botschaften in aller Welt veröffentlicht. Dem Blatt zufolge bieten diese Dokumente „ein nie zuvor gesehenes Panorama von Hinterzimmer-Verhandlungen, wie sie die Botschaften in aller Welt betreiben“. Einige der Dokumente seien sehr aktuell, sie stammten vom Februar diesen Jahres. Auch der „Spiegel“ veröffentlichte am Sonntagabend Berichte über die enthüllten Dokumente, in denen zahlreiche Beispiele genannt wurden, die auch deutsche Politiker betreffen.
Demnach berichtet US-Botschafter Philip Murphy in seinen vertraulichen Depeschen nach Washington oftmals kritisch über die Entscheidungsträger in Berlin. Besonders abschätzige Bemerkungen kommen allerdings oftmals nicht von Murphy selbst, vielmehr bezieht er sich dabei oft auf Informanten aus den Parteien. Besonders schlecht kommt bei den US-Depeschen Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) weg. Er gilt als außenpolitisch unerfahren. Washington stört vor allem seine Forderung nach einem Abzug aller US-Atombomben aus Deutschland. Laut „Spiegel“ hält das State Department das Kanzleramt für den besseren Ansprechpartner, bescheinigt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) „mehr Erfahrung in Regierungsarbeit und Außenpolitik“ als Westerwelle. In wichtigen Fragen wenden sich die US-Diplomaten deshalb laut „Spiegel“ an Merkels außenpolitischen Berater Christoph Heusgen.
Die Kanzlerin selbst wird von Washington eher nüchtern beurteilt. In einem Memo an Obama vor seinem Treffen mit Merkel im April 2009 in Baden-Baden beschreibt der damalige Geschäftsträger der US-Botschaft, John Koenig, die Kanzlerin als „methodisch, rational und pragmatisch“. Unter Druck agiere sie „beharrlich, aber sie meidet das Risiko und ist selten kreativ.“