Laut einem Arbeitspapier aus den Finanzbehörden der Länder können Rentner mit teils hohen Rückzahlungen vom Finanzamt rechnen.
Essen/Berlin. Knapp eine Million der bundesweit etwa 20 Millionen Rentner können nächstes Jahr nach Medienberichten mit teils hohen Rückzahlungen vom Finanzamt rechnen. Wie Zeitungen der Essener WAZ-Gruppe in ihren Wochenendausgaben berichten, haben zahlreiche Ruheständler in den vergangenen Jahren zu viele Steuern gezahlt. Dies gehe aus einem Arbeitspapier von Spitzenbeamten aus den Finanzbehörden der Länder hervor.
Seit Oktober müssen alle gesetzlichen und privaten Rentenversicherungen den Finanzämtern die Daten der Rentner übermitteln. Dadurch sehen die Finanzämter, welche Rentner dem Staat Steuern schulden.
Die ersten Stichproben haben den Zeitungsberichten zufolge jedoch noch ein ganz anderes Problem ans Licht gebracht: Von denen, die gezahlt haben, füllten 22 Prozent ihre Steuererklärung falsch aus, sagte Manfred Lehmann, Chef der Deutschen Steuergewerkschaft in Nordrhein-Westfalen. „Etwa die Hälfte hat zu viel gezahlt, die andere Hälfte zu wenig.“ Hochgerechnet wären das jeweils rund 970000 Rentner.
Im Test lag die Rückerstattung bei durchschnittlich 250 Euro pro Jahr. Für bis zu fünf Jahre wird rückerstattet. Die Finanzämter gehen diesen Fällen ab Januar nach. Viele Rentner haben ihre Kranken- und Pflegekassenbeiträge nicht abgezogen oder die Rentenarten verwechselt. Wer etwa seine gesetzliche Rente ins Feld für Betriebsrenten geschrieben hat, wurde bis zu doppelt so hoch besteuert.
„Betroffene müssen nicht selbst aktiv werden, das wird automatisch geschehen“, sagte der Bundesvorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Dieter Ondracek, am Samstagabend in der ARD- „Tagesschau“. Probleme gebe es dort, wo die Steuerbescheide schon rechtskräftig sind. „Das muss im Einzelfall geprüft werden.“ Wenn das Finanzamt hätte sehen können, dass ein Fehler vorliegt, könne man auch gegen diese Bescheide vorgehen, sagte Ondracek.
Andererseits haben viele Rentner den Berichten zufolge Betriebsrenten oder andere Alterseinkünfte auch verschwiegen. Sie müssen mit Nachforderungen rechnen – im Test durchschnittlich 150 Euro pro Jahr. Von den Rentnern, die bisher gar keine Steuern gezahlt haben, hätten dies „deutlich weniger als 30 Prozent“ tun müssen, wie die Stichprobe laut Arbeitspapier ergab. Das wären bundesweit etwa
2,5 Millionen Rentner. An diese Fälle gehen die Finanzämter aber erst im Sommer 2011 heran.