Volkstrauertag: Horst Köhler bittet um Unterstützung für die Bundeswehr in Afghanistan.
Berlin. Am Volkstrauertag hat Bundespräsident Horst Köhler um Unterstützung für die deutschen Soldaten in Afghanistan geworben. „Sie stehen in einem schwierigen und gefährlichen Einsatz, sie brauchen Rückhalt hier bei uns in der Heimat“, sagte der Präsident am Sonntag bei einer Feierstunde im Reichstag in Berlin. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg gedachte am Ehrenmal der Bundeswehr der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
Köhler erinnerte an die Einigung Europas nach dem Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs und würdigte dabei die Rolle des vor 90 Jahren gegründeten Volksbunds deutsche Kriegsgräberfürsorge. Der Präsident beschrieb dies als Modell: „Wenn der Zusammenklang von friedlichem Aufbau, gegenseitigem Vertrauen und generationenübergreifendem Engagement überall auf der Welt gelingt, dann hat die Menschheit die Chance, den Teufelskreis immer neuer Kriege und bewaffneter Konflikte endlich zu durchbrechen.“
Die Deutschen hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten ihrer Verantwortung in der Welt gestellt. Köhler nannte die Einsätze gegen Armut, Not und Katastrophen, aber auch die Entsendung von Polizisten und Soldaten dorthin, „wo der friedliche Aufbau und die Freiheit erst noch mit Waffen geschützt und durchgesetzt werden müssen“.
Dabei sei vor allem an die Männer und Frauen in Afghanistan zu denken. „Sie brauchen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sich mit Anteilnahme und Vernunft für die Ziele und Bedingungen des Auslandseinsatzes der Bundeswehr interessieren“, sagte er. Darum sei es wichtig, dass sich möglichst alle „Klarheit darüber verschaffen, was die Ziele des Einsatzes sind, was auf dem Spiel steht“.
In Europa seien bereits wichtige Schritte zu dauerhaftem Frieden getan. „Doch der Einsatz für dieses Ziel ist weltweit nötig, denn die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit ist überall gleich groß“, sagte Köhler. Jeder solle täglich am Ziel „nie wieder Krieg“ arbeiten.
„Eine Lücke, die nicht mehr gefüllt werden kann“
Guttenberg erinnerte in einer Feierstunde am neuen Ehrenmal im Bendlerblock an die 3.100 Angehörigen der Bundeswehr, die seit 1955 im Dienst ums Leben kamen. „Der Verlust hat eine Lücke gerissen, die nicht mehr gefüllt werden kann“, sagte der CSU-Politiker. „Wir werden sie nicht vergessen.“
Der Tod der Soldaten rufe in Erinnerung, dass Sicherheit und Freiheit nicht selbstverständlich seien. Gerade gefährliche Einsätze wie der in Afghanistan erforderten in letzter Konsequenz als „höchsten Preis“ auch das eigene Leben.
In diesem Jahr starben nach Guttenbergs Worten neun Bundeswehr-Angehörige, die meisten von ihnen im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Einsatz. „Unsere Toten sind nicht anonym“, sagte der Minister. „Hinter jedem Namen verbirgt sich ein Schicksal.“ Sein Mitgefühl gelte vor allem den Angehörigen.
Der Volkstrauertag wird traditionell zwei Wochen vor dem ersten Advent begangen. Er erinnert an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, unabhängig von ihrer Nationalität.