Die Amerikaner drängen das Terrornetzwerk Al-Kaida immer weiter in Enge. Schon wieder hat die Organisation einen Anführer verloren. Ihr Vize-Chef starb nach US-Angaben bei einem Drohnenangriff in Pakistan.

Washington. Den USA ist erneut ein Schlag gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida gelungen: Die „Nummer zwei“ der Organisation, Abu Jahja al-Libi, ist tot. Das bestätigte der Sprecher der Weißen Hauses, Jay Carney, am Dienstag in Washington, ohne jedoch Details zu nennen. Nach inoffiziellen Berichten wurde der Topterrorist am Montag bei einem US-Drohnenangriff in Pakistan getötet. Laut Carney schadet dieser „bedeutende Hieb“ immens der Moral und dem Zusammenhalt Al-Kaidas und bringt die Gruppe näher an den „ultimativen Untergang“.

Der Tod von Al-Libi ist einer der wichtigsten Erfolge der USA im Anti-Terror-Kampf seit der Liquidierung des Al-Kaida-Führers Osama bin Laden vor gut einem Jahr. Al-Libi habe eine entscheidende Rolle in den Planungen der Organisation gegen den Westen gespielt, meinte Carney. Es gebe bei Al-Kaida niemanden mit einer ähnlich großen Erfahrung. Aus Kreisen des US-Militärs hieß es, der Luftschlag sei im Stammesgebiet Nord-Waziristan erfolgt, wie Medien meldeten. Zuvor hatten bereits pakistanische Geheimdienstmitarbeiter von mindestens 15 Toten berichtet. Es war der dritte amerikanische Drohnenangriff innerhalb von drei Tagen.

Der Topterrorist Al-Libi hatte nach dem Tod Bin Ladens und dem Rückzug von dessen Nachfolger Eiman al-Sawahiri in Zufluchtsgebiete im pakistanischen-afghanischen Grenzgebiet eine Lücke in der Führung Al-Kaidas gefüllt. Der libysche Terrorist, der unter seinem Kampfnamen bekannt ist („Al-Libi“ bedeutet „Der Libyer“), ist Al-Kaida-Anhängern sowohl als Kommandeur als auch als Prediger ein Vorbild. Er war 2005 gemeinsam mit anderen Terrorverdächtigen aus dem berüchtigten US-Militärgefängnis im afghanischen Bagram geflohen. Er schloss sich danach sofort wieder den Terroristen an.

Al-Libi war in der Vergangenheit mehrfach fälschlicherweise totgesagt worden. Anfang 2008 hatten Medien berichtet, er sei bei einem US-Drohnenangriff im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan gestorben. Ende 2009 hatte es ebenfalls Berichte über seinen Tod bei einem solchen Angriff gegeben. Carney machte keine Angaben über die Umstände der Tötung und darüber, welche Beweise für seinen Tod vorliegen.

(dpa)