Hamburg. Weine kennt und genießt Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki – er setzt sie auch bei Wetten mit Kollegen ein.

Die Frage klingt schwierig, dabei kann die Antwort ganz einfach sein: „Wir kriegen ja von morgens bis abends Alkohol angeboten, hier einen Sekt, dort einen Wein oder ein Bier, mal einen Schnaps, vor allem bei den Neujahrsempfängen im Januar. Wer da nicht aufpasst und viel ablehnt, kommt schon auf zwei, drei Flaschen am Tag“, sagt Wolfgang Kubicki.

Wie viel Alkohol trinkt ein Politiker eigentlich pro Tag?

Der Vizepräsident des Deutschen Bundestages ist Gast in der neuen Folge des Weinpodcasts „Vier Flaschen“. Erstens, weil er sehr gern, und zweitens, weil er sehr bewusst Wein trinkt: „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“, sagt Kubicki sehr zur Freude von Wein-Kenner Michael Kutej, der zusammen mit Lars Haider und Axel Leonhard alle zwei Wochen zur Verkostung von „Vier Flaschen“ bittet: „Ich vermisse in Deutschland Politiker, die gern und in der Öffentlichkeit Wein trinken.“

Kubicki tut nicht nur das, er setzt Weine auch oft als Wetteinsatz ein – und hat Ende vergangenen Jahres einen halben Weinkeller gewonnen: „Ich habe mit vielen SPD-Politikern wie zum Beispiel Hubertus Heil oder Lars Klingbeil gewettet, wer die neuen Vorsitzenden der Sozialdemokraten werden. Die haben alle auf Olaf Scholz gesetzt – und kräftig verloren.“ Inzwischen hat er einen Teil seiner Wettgewinne – übrigens alles Rotweine – schon wieder darauf gesetzt, dass die FDP bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg am 23. Februar mehr als 8,5 Prozent erhält…

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Kubickis Favoriten: Scheureben aus Rheinhessen

Kubicki ist außerdem Weinkulturpreisträger der Stadt Alzey und damit eine Art Botschafter für Wein aus Rheinhessen, insbesondere für Scheureben. „Rheinhessen war früher eher für billige Weine bekannt, ist heute eines der besten Anbaugebiete in Deutschland“, sagt Kutej und will vom FDP-Politiker wissen, was denn, neben der genannten Scheurebe, seine Lieblingsweine seien. Kubicki muss nicht lange nachdenken: „Ca dei Frati, ein Lugana-Wein, und Amarone, ein italienischer Rotwein.“ „Das ist typisch“, sagt Kutej, und dass er Amarone wirklich schwierig finde: „Extrem süß und fett, 16 bis 17 Prozent Alkohol.“ „Eben“, sagt Kubicki.

Der erste Wein, den er probieren darf, ist angesichts dieses Schlagabtausches ein besonderes Erlebnis: Ein Natureo de-alcoholised 2018 Muscat vom Weingut Torres aus Spanien. Soll heißen: Ein ganz normal produzierter Wein, dem hinterher der Alkohol entzogen worden ist. „Ich habe schon viel über diese Art von Weinen gehört, aber nur wenige probiert. Dieser hat mir bisher am besten geschmeckt“, sagt Kutej. Und was sagt Wolfgang Kubicki? „Er schmeckt nach Wein, aber nicht lange. Wenn er weg ist, ist er weg.“ Abgang? Fehlanzeige.

Weine genießt der Bundestagsvizepräsident – außer Chardonnay

Dafür könne man ihn gerade im Januar trinken, so Kutej, wenn viele Menschen grundsätzlich auf Alkohol verzichteten. Was Kubicki übrigens auch macht, „weil ich mir jedes Silvester wieder vornehme, mein Gewicht zu reduzieren“. Der Verzicht auf Wein bringe dabei in einem Monat rund zwei bis drei Kilogramm. Der de-alkoholisierte Wein aus Spanien, die Flasche kostet übrigens 7,50 Euro, eignet sich dazu allerdings nicht: Er hat einen hohen Restzuckeranteil.

Flasche Nummer zwei ist ein Gelber Muskateller Privat 2015 aus Österreich, genauer gesagt vom Weingut Wohlmuth. Mit Alkohol und mit 32 Euro viermal so teuer wie die erste Flasche. „Das ist eines der Nationalgetränke Österreichs“, sagt Michael Kutej, „bei uns wird der Muskateller gern als Aperitif getrunken“. „Privat“ wachse in ganz besonderen Lagen, sei sehr exklusiv – und wird am Ende von „Vier Flaschen“ der Wein sein, der Wolfgang Kubicki am besten geschmeckt hat. Auch wenn er mit der Bezeichnung „lieblich“ auf der Flasche nichts anfangen kann.

Grundsätzlich sei er bei Weinen ein sogenannter ABC-Trinker, verrät er, „any­thing but Chardonnay: Davon kriege ich immer einen Schädel.“ Was er denn in Neuseeland probieren soll, wo er demnächst in seiner Funktion als Bundestagsvize zu einem Parlamentsbesuch erwartet wird? Kutej empfiehlt den Cloudy Bay Sauvignon Blanc, für den Neuseeland vor allem in Europa bekannt ist, rät aber auch, Pinot Noirs und Sekt zu probieren, „das machen die Neuseeländer auch sehr gut“.

Ein Riesling, aus dem man den Boden herausschmeckt

Von Neuseeland zurück nach Deutschland, genauer gesagt in Kubickis Lieblings-Weinregion: Die dritte Flasche ist ein Nackenheim 2018er Riesling vom Weingut Gunderloch aus – Rheinhessen! „Als ich Weinkulturpreisträger der Stadt Alzey geworden bin, haben wir 17 Flaschen probiert. Und ich war einer der wenigen, die aus Respekt vor den Winzern nichts ausgespuckt haben“, erzählt Kubicki.

Der Riesling stammt aus einer Ersten Lage, „das ist so etwas wie ein kleines Großes Gewächs“, sagt Kutej. Er komme nicht über die Frucht, sondern über den Boden. Oder, um es mit den Worten Kubickis zu sagen: „So stelle ich mir den Geschmack von Kalk vor.“ „Das ist ein großes Kompliment für den Winzer, weil es ihm offenbar gelungen ist, dass man den Boden aus seinem Wein herausschmeckt, auch wenn er auf rotem Schiefer wächst“, so Kutej.

Überhaupt sei das Weingut Gunderloch mit verantwortlich dafür, dass Rheinhessen in den vergangenen Jahren so einen Aufschwung als Weinregion genommen habe. Die Flasche kostet 16 Euro.

Wein "Primus Maximus" – trockener Riesling enttäuscht

Nummer vier ist mit 9,50 Euro noch günstiger: Es ist ein Riesling, den Lars Haider nach einem Vortrag bei einem Rotary Club, in dem es viel über Podcasts und ein wenig auch über „Vier Flaschen“ ging, geschenkt bekommen hat. Der Name verspricht einiges: Primus Maximus, Riesling trocken aus dem Jahr 2018, von Heinz Nicolai aus dem Rheingau. „Man schürt eine gewisse Erwartung, wenn man seinen Wein Primus Maximus nennt“, sagen Kutej und Kubicki.

Aber: Enttäuscht wird diese Erwartung nicht, zumindest nicht komplett, auch wenn Kutej „Spannung und Action“ vermisst. Dafür ist der Wein für einen Riesling sehr aromatisch, schmeckt stark nach (Dosen-)Pfirsich und Maracuja. „Ich würde jetzt aber nicht mehr als ein Glas davon trinken“, sagt Kubicki.

„Vier Flaschen“ gibt es sowohl zum Hören auf www.abendblatt.de/podcast und allen gängigen Podcast-Plattformen im Internet als auch als YouTube-Video. Alle zwei Wochen freitags erscheint eine neue Folge. Nächstes Mal ist mit Hendrik Thoma zum ersten Mal ein Master-Sommelier zu Gast, von denen es auf der Welt nur ein paar Hundert gibt. Weitere Infos unter www.4flaschen.de