Hamburg. Uwe Bergmann veranstaltet außer dem beliebten Kreuzfahrt-Event auch noch andere Hamburger Großveranstaltungen.
Mehr als 500.000 Besucher werden zu den Cruise Days erwartet, die am Freitag starten. Zwölf Kreuzfahrtschiffe werden in Hamburg festmachen, so viele wie nie. Uwe Bergmann ist der Organisator dieser Veranstaltung.
Im Abendblatt spricht der Geschäftsführer der Bergmanngruppe darüber, was die Gäste alles erwartet. Und welche Herausforderung es ist, ein solches Event zu organisieren. Das Gespräch ist auch im O-Ton im digitalen Abendblatt-Podcast Seetag zu hören.
Hamburger Abendblatt: Ohne Uwe Bergmann läuft fast keine Großveranstaltung in Hamburg – auch die Cruise Days nicht. Oder?
Uwe Bergmann: Die Cruise Days organisieren wir zusammen mit Red Roses. Wir haben die Lizenz für die Cruise Days für mehrere Jahre erworben.
Wie viele Besucher erwarten Sie?
Bergmann: Wir wollen und werden dem Hafengeburtstag keine Konkurrenz machen. Wir erwarten an drei Tagen rund 500.000 Besucher. Wichtig ist, dass die Gäste eine gute Aufenthaltsqualität vorfinden.
Welche Schiffe kommen denn?
Bergmann: Bei den Cruise Days vom 13. bis zum 15. September erwarten wir zwölf Kreuzfahrtriesen. Die „Costa Mediterranea“ bietet dabei ein besonderes Event. Es gibt am Freitagabend eine Laser- und Lichtshow zwischen der neuen Flutschutzmauer und den Landungsbrücken. Neben den Oceanlinern sind auch zwei Flusskreuzfahrtschiffe dabei.
Ohne Michael Batz, den Lichtkünstler, würden die Cruise Days gar nicht so schön aussehen ...
Bergmann: Selbstverständlich gibt es den Blue Port wieder, die blaue Illumination des Hafens. Für das Alleinstellungsmerkmal der Cruise Days ist der Blue Port von Michael Batz ganz wichtig. Das Lichtprojekt begann als Blue Port Art am 6. September und geht am Freitag in das Blue Port Event über.
Außerdem findet vom 11. bis 13. September die Messe „Seatrade Europe“ statt. Welche Rolle spielt sie?
Bergmann: Hamburg positioniert sich als Kreuzfahrtmetropole. Diese Messe wendet sich an die Reedereien, nicht an das breite Publikum. Sie ist ein Diskussionsforum und eine Einkaufsplattform. Mehr als 250 Aussteller aus rund 50 Nationen präsentieren sich mit ihren Produkten und Dienstleistungen rund um die Kreuz- und Flusskreuzschifffahrt. Zu den Ausstellern gehören dabei Werften, Schiffsausrüster, Klassifikationsgesellschaften, Tourismusorganisationen sowie Kreuzfahrthäfen und Reiseveranstalter.
Es gibt zurzeit einigen Gegenwind für die Branche. Wie gehen Sie mit der Kritik an den Kreuzfahrtschiffen um?
Bergmann: Das Publikumsinteresse wird auch in den nächsten Jahren anhalten. Die Reedereien investieren weiter in große Schiffe und vor allem auch in umweltfreundlichere Technologie. Mehr als zwei Millionen Deutsche machen jährlich eine Hochseekreuzfahrt. Oft werde ich allerdings gefragt: Wie kannst du es wagen, zwölf Schiffe auf einmal nach Hamburg zu holen? Das sei nicht umweltfreundlich. Ich sage: Das ist genau das Richtige, um Themen ernsthaft zu diskutieren und Lösungen herbeizuführen. Neben den bunten Bildern wollen wir auch einen Beitrag leisten, die Kreuzfahrt zukunftsorientiert zu gestalten. Die Kreuzfahrtreedereien nehmen jedenfalls das Thema sehr ernst.
Rechnen Sie damit, dass Demonstranten auftauchen und gegen die Kreuzfahrtschiffe protestieren?
Bergmann: Es soll unbedingt verhindert werden, dass Schiffe und Kaianlagen besetzt werden. Das ist nicht rechtens – und es gibt dafür entsprechende Maßnahmen in der Vorbereitung. Wer friedlich demonstrieren will, kann das im Übrigen gern im Rahmen eines Infostandes tun. Wir würden dafür sogar eine Standfläche zur Verfügung stellen.
Wie organisieren Sie eigentlich die Cruise Days?
Bergmann: Die Vorbereitungen laufen seit Monaten. Wir haben mit Aida Cruises einen Premiumpartner als Sponsor gefunden. Dahinter steckt wirtschaftliche Kraft, die wir bei anderen Events, die wir organisieren, nicht immer haben. Wir sind ein zwölfköpfiges Team, das die Veranstaltung vorbereitet – vom Marketing bis zur Sicherheit.
Und Sie brauchen behördliche Genehmigungen. Sind die für Sie einfach zu bekommen?
Bergmann: Alle helfen, dass diese Veranstaltung durchgeführt wird. Man braucht ungefähr 15 Genehmigungen. Die Kooperationsbereitschaft der Behörden ist sehr groß.
Gehen Sie in Ihrer Urlaubszeit selbst auf Kreuzfahren?
Bergmann: Ich war zweimal in meinem Leben auf einer Kreuzfahrt, das erste Mal gemeinsam mit meiner Firma. Ich habe ein kleines Segelboot in Travemünde – und das begeistert mich noch etwas mehr als eine Reise auf einem Kreuzfahrtschiff.
Können Sie sich vorstellen, ein Event auf einem Kreuzfahrtschiff zu organisieren?
Bergmann: Das muss ich mir sogar vorstellen, weil wir am 9. November die Taufe eines neuen Kreuzfahrtschiffes in Hamburg inszenieren. Es wird eine ganz sensibel gestaltete Show. Wir wollen Schiff und Hafen miteinander verschmelzen lassen. Mehr verrate ich nicht.
Was reizt Sie an der Organisation von Großveranstaltungen?
Bergmann: Es ist total spannend, sich etwas auszudenken – und dann im öffentlichen Raum zu inszenieren. Das ist ein bisschen wie eine Droge. Anders gesagt: Es bereitet mir einen Riesenspaß. Man muss aber lernen, die große Last der Verantwortung nicht so dicht an sich herankommen zu lassen. Wichtig ist, Vertrauen in die Gestaltungskraft des eigenen Teams zu haben. Und das Vertrauen habe ich!
Sie haben 1984 mit der Veranstaltung von Flohmärkten begonnen. Was hat sich in der Organisation von großen Veranstaltungen seitdem verändert?
Bergmann: Heute ist alles straff organisiert, früher war mehr Rock ’n’ Roll. Auch lärmtechnisch haben wir über die Stränge geschlagen. Das hat dann zu Kritik geführt, deshalb mussten wir uns besinnen. Wir hoffen aber noch immer auf die Toleranz der Menschen, die wir tatsächlich belästigen.
Wie wollen Sie Toleranz wecken?
Bergmann: Wir gehen zu den Stadtteilkonferenzen, zum Beispiel vor den Cruise Days, und reden mit den Leuten vor Ort.
Wie ist die Akzeptanz der Harley Days in der Bevölkerung?
Bergmann: Es gibt Leute, die lieben das, die anderen lehnen sie nach wie vor ab. In diesem Jahr haben wir nur drei Beschwerde-E-Mails bekommen. Und bei unserer Hotline gab es nicht einen einzigen kritischen Anruf.
Was ist der größte Feind von Großveranstaltungen?
Bergmann: Das Wetter. Die Harley Days im Jahr 2018 waren das Schlimmste, was mir in meinem Leben widerfahren ist. Es hat von morgens bis abends geschüttet und gepfiffen. Ich habe gelernt, das mit dem Wetter nicht persönlich zu nehmen. Aber vergangenes Jahr habe ich es persönlich genommen.
Ist das schlechte Wetter auch ein ökonomisches Risiko?
Bergmann: Es ist ein immenses ökonomisches Risiko, auch für unsere Kooperationspartner und Kunden. Sie müssen ihre Standmieten auch bei schlechtem Wetter bezahlen.
Haben Sie bei Events mal Minus gemacht?
Bergmann: O ja, bei den ersten Cruise Days war das so. Und die Harley Days 2018 waren auch ein Verlustgeschäft, weil wir maßgeblich vom Bierumsatz und Merchandising-Verkauf abhängen. Wer sicher und beständig viel Geld verdienen will, sollte einen anderen Beruf wählen. Wir haben das große Glück, dass wir seit 30 Jahren am Markt sind. Das gibt eine gewisse Sicherheit.
Haben Sie neue Ideen?
Bergmann: In der Tat denken wir über ein großes Fahrrad-Event im Public-Segment nach. Am besten in einer autofreien City. Hamburg will Fahrradstadt sein – da könnten wir anknüpfen! Wir sind dabei, das jetzt zu planen und die Finanzierbarkeit zu prüfen.
Was erwarten Menschen im Digitalzeitalter von Großveranstaltungen?
Bergmann: Es gibt Facebook, aber bei uns gibt es Face to Face. Wir wollen dafür sorgen, dass die Menschen sich begegnen. Und das findet noch immer Anklang. Ob bei der Altonale oder dem Eppendorfer Landstraßenfest. Damit leisten wir einen Beitrag zur Lebensqualität Hamburgs. Wenn man den Bürgern bei der Festkultur wirklich etwas zurückgeben will, sollte man es so machen wie in Skandinavien: pro Einwohner 1 Euro pro Jahr. Umgerechnet auf Hamburg kämen 1,8 Millionen Euro zusammen. Damit könnte man in Hamburg ein sensationelles Fest organisieren.