Hamburg. Der Norweger Jörn Andersen spricht in “HSV, wir müssen reden“ über seine Zeit in Hamburg sowie seine Stationen als Spieler und Coach.
Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Donnerstag gegen Island in die WM-Qualifikation startet, wird auch Jörn Andersen sehr interessiert vor dem Fernseher sitzen bei der Pflichtspielpremiere des neuen Nationaltrainers der Isländer, Arnar Thor Vidarsson. Wie der 58-Jährige während des Abendblatt-Podcasts HSV – wir müssen reden verriet, gehörte der frühere HSV-Profi (18 Bundesliga-Spiele von Januar 1994 bis Januar 1995) vor der Entscheidung im Dezember zum engsten Kandidatenkreis. „Ich hatte mich bereits intensiv mit der Islands Mannschaft beschäftigt, das gehört für mich dazu, wenn man auf der Shortlist steht.“
Island wäre seine elfte Traineranstellung gewesen nach Stationen wie Mainz 05, dem KSC, Larisa (Griechenland) und Austria Salzburg – vor allem Nummer neun und zehn waren aber durchaus ungewöhnlich. Von 2016 bis 18 trainierte der Norweger die Nationalmannschaft Nordkoreas, danach engagierte ihn der südkoreanische Erstligaclub Incheon United FC (2018-19).
Ex-HSV-Profi Andersen über Zeit in Nordkorea
Besonders die Zeit in Nordkorea hat den früheren Stürmer (1990 als erster Ausländer Torschützenkönig in der Bundesliga) nachhaltig beeindruckt: „Für mich war es sehr lehrreich, ich habe tolle Menschen getroffen.“ Natürlich hat seine Zusage, im Land von Diktator Kim Jong-un zu arbeiten, damals auch Kritik hervorgerufen. Doch Andersen betont: „Ich wollte einfach nur den Fußball in Nordkorea besser machen, mit Politik habe ich mich nicht beschäftigt während meines Aufenthalts.“
Zwar habe er anfangs noch einen Aufpasser gestellt bekommen, doch als das beiderseitige Vertrauen hergestellt war, konnte sich Andersen mit seiner Frau völlig frei in Pjöngjang bewegen. „Ich habe gelebt wie ein König“, erinnert er sich, „für mich als jemand, der von außen kam, um dem Sport in dem Land zu helfen, wurde alles gemacht.“ Die Nationalmannschaft konnte er wie eine Club-Mannschaft betreuen, zweimal täglich wurde im Trainingscenter geübt. „Anfangs habe ich über 100 Ligaspiele angeschaut, danach konnte ich einen 30-köpfigen Kader zusammenstellen.“
Warum Andersen nur ein kurzes HSV-Intermezzo hatte
Bleibt die Frage, warum Andersen als Spieler nur so kurz beim HSV blieb? „Zu der Zeit hatte ich wenig Einsatzzeit bei Eintracht Frankfurt. Dann rief mich mein Berater Jürgen Milewski an und fragte, ob ich Interesse hätte, nach Hamburg zu wechseln.“
Beim HSV würde man, so Milewski weiter, einen Nachfolger für Karsten Bäron suchen, der vor einem Wechsel zum FC Bayern stand. Doch der Transfer platzte (Bäron überstand den Medizincheck nicht), und der Angreifer hatte mit Bäron und Valdas Ivanauskas große Konkurrenz im HSV-Sturm. Weil er regelmäßig spielen wollte, folgte er dem Lockruf von Horst Hrubesch und wechselte nach Dresden.