Hamburg. Die neuen Stadionsprecher Christina Rann und Christian Stübinger reden im Podcast über Whisky, Party und Stimmentraining.
Als vor einer Woche der Anruf vom HSV kam, musste Christian Stübinger nicht lange überlegen. „Egal, was die Frage ist, ich sage Ja“, antwortete „Stübi“, als er sich schon denken konnte, worum es geht, die Frage aber gar nicht gehört hatte. „Ich hätte auch einen Zwanni gezahlt, um es zu machen“, verrät der HSV-Fan im Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“. Die Frage war recht kurz: Kannst du dir vorstellen, gemeinsam mit Christina „Chrissy“ Rann ab dieser Saison Stadionsprecher beim HSV zu werden? Am Freitag, beim 2:1-Auftaktsieg des HSV gegen Fortuna Düsseldorf, war es dann so weit. „Natürlich waren wir aufgeregt. Für uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt Rann, als sie zwei Tage später gemeinsam mit ihrem Stadionsprecherkollegen im Podcaststudio des Abendblatts am Großen Burstah sitzt.
Dass Christina Rann neben St. Paulis Dagmar Hansen nur eine von zwei Frauen in der Zweiten Liga am Mikrofon ist, will die frühere Sky-Moderatorin nicht überbewerten. „In dieser Hinsicht hat sich schon richtig viel zum Guten verändert. Das tut überhaupt nicht not, darüber noch zu viel zu sprechen“, sagt sie, räumt dann aber doch ein, dass es bei ihr „natürlich größere Wellen schlagen“ würde, wenn sie einen falschen Torschützen ansagen würde.
Die beiden neuen Stadionsprecher hatten sich akribisch vorbereitet
Beim Doppeldebüt von Christina und Christian am Freitag klappte die Ansage von Torschütze Simon Terodde aber glücklicherweise ohne Probleme. Vielleicht auch deswegen, weil sich die beiden neuen Stadionsprecher vor ihrem ersten Mal auch akribisch vorbereitet hatten. So ließen sie sich beispielsweise von allen Spielern, deren Namen nicht ganz so einfach auszusprechen sind, Sprachnachrichten mit der korrekten Betonung schicken. Kurios war dabei das Beispiel von Amadou Onana. Der Neuzugang selbst betonte seinen Nachnamen auf der ersten Silbe: O-nana. Seine Schwester Melissa hingegen schickte eine Sprachnachricht mit der Betonung auf der zweiten Silbe: Ona-na.
Unabhängig von der Betonung des Namens sind sich Rann und Stübinger aber einig, dass Onana vor allem auf dem Spielfeld die richtigen Akzente gesetzt hat. „Ich habe mich ein bisschen in ihn verliebt“, schwärmt „Stübi“ vom Belgier, den er direkt als seinen „Lieblingsspieler“ auserkoren hat. „Der hat Auge, einen guten Körper und richtig Potenzial. Ganz stark.“ Eine Lobhudelei, der Chrissy nicht widersprechen will: „Ich schließe mich der Schwärmerei für Onana an.“
Nicht der erste Besuch im Volkspark
Natürlich war die Partie am Freitag gegen Düsseldorf für die beiden Hamburger nicht der erste Besuch im Volkspark. Während Rann schon als Studentin ehrenamtlich Spiele für Sehbehinderte kommentierte, war und ist Stübinger seit eh und je leidenschaftlicher Fan. Mit fünf Freunden hat der Radio-Hamburg-Moderator eine Dauerkarte im Block 6A, die er nun an einen Kumpel weiterreicht. Dass er die Partien nun nicht mehr als „normaler“ Anhänger auf der Tribüne verfolgt, ist für ihn noch eine Gewöhnungssache. „Beim ersten Tor habe ich instinktiv gejubelt, ehe mir klar war, dass ich mich ja jetzt auf die Ansage konzentrieren muss“, sagt Stübinger, der die Heimspiele nun von der Seitenlinie aus mit Rann auf zwei Klappstühlen verfolgt.
Nur in der direkten Vorbereitung auf ein Heimspiel gehen die beiden Moderatoren ihre eigenen Wege. Bei Stübinger ist Aufwärmtraining der Gesichtsmuskeln ein Muss, Rann setzt auf die sogenannte Blubber-Methode mit der Lax-Vox-Ausstattung. Das ist ein circa ein Zentimeter dicker Silikonschlauch und eine mit etwas Wasser gefüllte Flasche. Das eine Ende des Schlauches steht zwei bis drei Zentimeter tief im Wasser. Durch das andere Ende des Schlauches werden Melodien hineingesungen. „Das klappt tatsächlich“, sagt Rann.
Torlatte geklaut
Reißen aber alle Stricke, wurde der 38-Jährigen von einem ehemaligen Kollegen noch ein Geheimtipp nahegelegt: Whiskey. Ein Tipp, den Rann allerdings „nicht für die Stimme, sondern für die gute Laune“ gerne beherzigt. Trotz des gelungenen Debüts und des ersten Heimsiegs der Saison sei der Abend am Freitag aber ganz ohne Whiskey ausgetrudelt. Während Rann lediglich mit einem halben Grappa beim Italiener anstieß, ließ sich Stübinger in der Speisewirtschaft von Metzgers in Winterhude von Freunden zum neuen Traumjob beglückwünschen.
Im Podcast verrät der frühere Kapitän vom FC Winterhude, dass er und seine Kumpels 2017 nach dem erfolgreichen Saisonfinale, als ein Tor von Luca Waldschmidt gegen den VfL Wolfsburg gerade noch eine drohende Relegation verhinderte, sogar ein Stück Rasen aus dem Volkspark mitgehen ließen. „Ein Typ hat sogar die Torlatte geklaut. Den haben wir in der Bahn getroffen“, sagt Stübinger, der nur zu gerne wissen würde, was aus dem damaligen Objekt der Begierde geworden ist.
Die heutigen HSV-Chefs können aber aufatmen: Bis auf die nächsten drei Punkte und gute Laune wollen die neuen Stadionsprecher vorerst nichts mehr aus dem Volkspark entwenden.