Hamburg. Der Ex-Hamburger über seine Erfahrung mit Relegationsspielen und warum der HSV nicht auf Sandhausens Schützenhilfe bauen kann.
Dennis Diekmeier hatte es am Montag ein wenig eilig. Weil seine Frau einen privaten Termin hatte, sollte der vierfache Familienvater am Nachmittag auf seine Kinder Delani, Dion, Dalina und Divia aufpassen. Trotzdem nahm er sich kurz zuvor noch Zeit für den Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“.
Am kommenden Sonntag kehrt der ehemalige Hamburger Diekmeier mit dem SV Sandhausen zurück in den Volkspark. Die Konstellation des letzten Spieltags hat es so ergeben, dass der Rechtsverteidiger seiner alten Liebe HSV die letzte Hoffnung auf den Aufstieg nehmen kann. „Als ich am Anfang der Saison gehört habe, dass wir am letzten Spieltag in Hamburg auflaufen, habe ich mich riesig gefreut. Damals bin ich aber auch noch von Fans im Stadion ausgegangen“, sagt Diekmeier. „Jetzt ist natürlich alles ein bisschen anders. Trotzdem freue ich mich auf das Spiel, das wir aber auch gewinnen wollen.“
Mit „wir“ meint Diekmeier nicht mehr den HSV, für den er bis zum Sommer 2018 acht Jahre lang spielte, sondern den SV Sandhausen. Ein kleiner Verein aus der Kurpfalz, bei dem er inzwischen sein Glück gefunden hat. Auch wenn es für den Tabellenzwölften sportlich um nichts mehr geht, will Diekmeier bei dem für ihn persönlich besonderen Spiel noch einmal alles geben. „Die Punkte nehmen wir wieder mit“, lautet seine forsche Ansage.
Diekmeier: Hecking-Aus beim HSV wäre ein Fehler
Punkten muss allerdings in jedem Fall der HSV, um bei einem gleichzeitigen Ausrutscher Heidenheims in Bielefeld die Relegation zu erreichen. Sollte dieses Minimalziel verfehlt werden, gibt es schon jetzt Spekulation über einen Trainerwechsel.
Ein Szenario, für das Diekmeier kein Verständnis hätte. „Man muss auf dieser Position auch mal Konstanz zeigen. Es wurde sich für Dieter Hecking entschieden, der es bisher gut gemacht hat, und dann muss man jetzt dranbleiben und nicht sofort den nächsten holen, wenn es mal nicht so gut funktioniert“, sagt der 30-Jährige, der in acht Jahren beim HSV unter 14 verschiedenen Trainern spielte. „Immer gleich den Trainer abzuschießen, halte ich für einen Fehler.“
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Diekmeier über den Mythos Relegation
Ob sich dieser „Fehler“ beim HSV nun wiederholt, hängt wohl auch davon ab, ob die Relegation noch erreicht wird. Ein Wettbewerb, den Diekmeier bereits viermal erfolgreich bestritt: zweimal mit Nürnberg gegen Cottbus und Augsburg und zweimal mit dem HSV gegen Fürth und Karlsruhe. „Eine Relegation ist etwas ganz anderes. Du weißt, in diesen beiden Spielen geht es für den Verein einfach um alles“, sagt der Abwehrspieler, der für den Fall der Fälle auch einen kleinen Rat für seinen Ex-Club aus dem Volkspark parat hat. „Man muss schon extrem fokussiert sein, sich nur auf den Fußball konzentrieren und alles ringsherum vergessen.“
Auch wenn Diekmeier nicht mehr an den Aufstieg des HSV glaubt, hat er eine Wunschkonstellation für die Relegation am 2. und 6. Juli: Werder Bremen gegen den HSV. Es wäre zweifellos die klangvollste Paarung um den letzten noch zu vergebenden Platz in der Bundesliga seit der Erfindung dieser Duelle im Jahr 1982. „Bremen gehört genauso wie Hamburg in die Erste Liga“, sagt Diekmeier. „Das Nordderby gegen Werder wäre schon heftig – ohne Fans im Stadion aber natürlich nicht so schön.“
Wem Diekmeier bei einer Neuauflage des traditionsreichen Derbys die Daumen drücken würde, darüber muss er nicht lange überlegen. „Ganz klar dem HSV! Der Verein ist immer noch etwas Besonderes für mich.“