Hamburg. Infektiologe spricht über Re-Start im Fußball, welche Kriterien erfüllt sein müssen – und prognostiziert eine Maßnahmen-Lockerung.
Professor Andreas Plettenberg ist Fußballfan und somit einer von Millionen Deutschen, die aktuell bedrückt sind, dass die Saison wegen der Coronavirus-Pandemie pausiert. Doch der Infektiologe vom Ifi-Institut an der Asklepios Klinik St. Georg beschäftigt sich täglich mit der aktuellen Entwicklung der Coronakrise und hat daher nicht nur eine emotionale Sicht auf den Sport. Dass Vereine wie der HSV schon wieder trainieren, bewertet er deshalb kritisch und appelliert vor allem an die Vorbildfunktion, die der Fußball für die Gesellschaft hat.
„Fußball ist nicht der Sport, bei dem man mit Lockerungsmaßnahmen anfangen sollte“, sagt Plettenberg im täglichen Abendblatt-Podcast „HSV – wir reden weiter". Nach Ansicht des Mediziners seien andere Sportarten, bei denen das Infektionsrisiko geringer ist, eher an der Reihe.
Corona: Müssen sich erst 20 Prozent der Fußballer infizieren?
Für eine Fortführung der Saison in der Ersten und Zweiten Liga müssten sich aus infektiologischer Sicht erst eine größere Anzahl von Profifußballern mit dem Virus infizieren. Plettenberg spricht gar von einem Fünftel aller Spieler: „Wir sind am Anfang der Pandemie. Wenn wir im Sommer eine Durchseuchung von 20 bis 30 Prozent haben (aktuell ein Prozent; Anm. d. Red.), wird auch dieser Anteil an Fußballern betroffen und immun sein.“
Für diese Phase, in der eine Herdenimmunität aufgebaut wird, sei es zunächst einmal wichtig, dass die Allgemeinverfügungen der Regierung, die momentan bis 19. April gelten, in absehbarer Zeit gelockert werden. „Da wir die Pandemie nicht aufhalten können, müssen wir irgendwann die Schleusen dosiert öffnen", sagt Plettenberg. „Dann stellt sich die Frage, welchen Effekt diese Lockerungsmaßnahmen auf den Verlauf der Pandemie haben werden. Wenn wir das wissen, kann darüber entschieden werden, wann wieder Fußball gespielt werden kann."
Dieser Zeitpunkt sei nach Ansicht des Infektiologen aber erst gegeben, „wenn es vertretbar ist", dass es auch unter den Fußballern durch den Kontaktsport zu mehreren Infektionen mit dem Coronavirus komme. Was das im Detail bedeutet, hören Sie im Podcast.