Hamburg. Im Abendblatt-Podcast „Geliebt & Unvergessen“ würdigt er den Chef des Fischereihafen Restaurants, der vor einem Jahr starb.
Lady Diana und Prinz Charles, die Rolling Stones, Muhammad Ali, Tina Turner, Woody Allen, Angela Merkel, Wolfgang Joop – die Liste der prominenten Gäste, die schon mal im Fischereihafen Restaurant gegessen haben, ist vermutlich länger als die Speisekarte. Dabei war Rüdiger Kowalke, der Chef im Fischereihafen Restaurant, quasi selbst schon ein Promi. Man kannte den „Fischpapst“ weit über Hamburg hinaus.
Am Sonntag jährt sich sein Todestag zum ersten Mal. In der neuen Folge des Abendblatt-Podcasts „Geliebt & Unvergessen“, in dem wir verstorbener Hamburger gedenken, erinnert Entertainer Jörg Knör in einem sehr persönlichen Gespräch an den legendären Gastgeber.
Hamburger Fischereihafen Restaurant als "Wohnzimmer"
„Wenn man viel unterwegs ist wie ich, sucht man sich in jeder großen Stadt eine Art Ersatzfamilie, ein Wohnzimmer – in Hamburg war das für mich das Fischereihafen Restaurant. Ein fester Stützpunkt von Wärme und Freundschaft“, sagt Jörg Knör im Gespräch mit Redakteurin Jule Bleyer.
„Rüdiger Kowalke war jemand, der zugehört hat. Er hat sich Zeit genommen – und das ist ja das Wichtigste in einer Freundschaft. Dass man Zeit füreinander hat, auch wenn man eigentlich beansprucht ist“, so Knör weiter.
Und Rüdiger Kowalke, der das damals ziemlich heruntergewirtschaftete Lokal an der Großen Elbstraße 1981 übernahm und zu dem wohl bekanntesten Fischrestaurant Deutschlands machte, war dauerbeansprucht.
Rüdiger Kowalke wurde als Kind gedrillt
Er sei sehr ehrgeizig gewesen, so Knör, der mehr als 30 Jahre mit Kowalke befreundet war, und unglaublich perfektionistisch. Dieser Anspruch an sich und andere habe auch etwas mit seiner Kindheit zu tun gehabt. „Als Kind hat man ihn darauf gedrillt, dass er nur etwas wert ist, wenn er Aufgaben übernimmt und diese erfüllt. Da waren Gehorsam und Disziplin im Vordergrund“, sagt Knör.
Sich selbst etwas gönnen? Nicht Kowalke. Jörg Knör sagt: „Er hat nicht begriffen, dass eine Zeit, in der man etwas für sich tut, eine genauso große Wertigkeit hat.“
Mit der Krawatte am Frühstückstisch
Das erkläre auch, warum Rüdiger Kowalke stets so penibel mit seinem Äußeren gewesen sei, immer adrett gekleidet, immer die Haare korrekt gescheitelt. Sogar bis kurz vor seinem Tod. „Einmal, da war er schon gar nicht mehr richtig im Leben, konnte auch kaum noch essen, wollte er sich noch mal mit Krawatte morgens zum Frühstück hinsetzen“, erzählt Knör. „Er sagte zu seiner Frau Susanne: ‚Ich brauch das einfach. Ich bin das so gewohnt.‘“
Auch über Rüdiger Kowalkes Verhältnis zu seinen Söhnen, die das Restaurant weiterführen, spricht Entertainer Knör. Ebenso wie über das letzte Treffen, bei dem der Gastronom im Krankenhaus lag – und zuließ, dass sein Freund auch seine schwachen Seiten sah. „Da war er ganz pur, einfach Mensch. So habe ich ihn noch nie erlebt“, sagt Knör.
Wenn er Kowalkes Nummer in seinem Handy sehe, habe er immer noch den Impuls, ihn anzurufen. Im Restaurant sei dessen Persönlichkeit weiterhin präsent. Auch ohne dass Kowalke dort stehe und ihn mit dem Satz begrüße: „Jörg, mein Freund, willst du ‘nen Aal?“