Hamburg . Angela Titzrath ist die mächtigste Frau im Hafen. Im Podcast geht es um Visionen für das Herz der Stadt.
Angela Titzrath ist die Chefin der HHLA und die mächtigste Frau im Hafen. In der Gesprächsreihe "Entscheider treffen Haider" erzählt sie unter anderem etwas über ihre frühe Begeisterung für schnelle rote Autos.
Was wollten Sie als Kind werden und warum?
Erst war es die Begeisterung für schnelle rote Autos … Also Feuerwehrfrau, dann setzte sich die Musik durch, ich habe ja viele Jahre Querflöte erlernt.
Was war der beste Rat Ihrer Eltern?
Egal, welchen Beruf du wählst, mache es mit Berufung, Engagement und Leidenschaft.
Wer war beziehungsweise ist Ihr Vorbild?
Habe in diesem Sinne keine Vorbilder, schätze aber Menschen, die mich inspirieren.
Was haben Ihre Lehrer/Professoren über Sie gesagt?
Eine engagierte Schülerin, neugierig und manchmal zu redezugewandt mit der Sitznachbarin.
Wann und warum haben Sie sich für den Beruf entscheiden, den Sie heute machen?
Was ich heute mache, ist das Resultat von vielen unterschiedlichen, sich ergänzenden Schritten, die ich in den zurückliegenden 25 Jahren gegangen bin. Ich habe nach dem Studium viel Berufserfahrung sammeln können, davon zehn Jahre im Ausland auf zwei Kontinenten, darunter in einem Konzern wie Daimler. Ich habe mich klar entschieden, Verantwortung zu übernehmen, und daher ist es konsequent, mit dieser globalen Erfahrung, einen europäischen Logistikkonzern zu führen.
Wer waren Ihre wichtigsten Förderer?
All die Menschen, die mir mit Offenheit und Ermutigung begegnet sind. Dazu zählen zuerst meine Familie, aber auch engagierte Vorgesetzte wie der heutige HHLA-Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Grube, die früh mein strategisches Talent entdeckt haben.
Auf wen hören Sie?
Auf meine Intuition und zunehmend öfter auf den Sport-Trainer.
Was sind Eigenschaften, die Sie an Ihren Chefs bewundert haben?
Fokus und Weitsicht, Souveränität, Mut und Gelassenheit in schwierigen Situationen, aber auch Verlässlichkeit, Demut gegenüber dem Leben und Einfordern eines humanistischen Wertekanons.
Was sollte man als Chef auf keinen Fall tun?
Sich zu sehr in den Mittelpunkt stellen. Das Team ist wichtig. Was wir erreichen, ist immer ein Gemeinschaftswerk.
Was sind die Prinzipien Ihres Führungsstils?
Ich bin ziel-, team- und ergebnisorientiert, hart in der Sache, weich mit dem Menschen.
Wie wichtig war/ist Ihnen Geld?
Ideen bringen Geld, aber Geld nicht Ideen.
Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern?
Eigenverantwortliches Handeln, Engagement für die Sache und Konsequenz im Tun und Handeln.
Worauf achten Sie bei Bewerbungen?
Es mutet altmodisch an, aber die Erfahrung lehrt, wenn die Form der Bewerbung nicht stimmt, ist der Inhalt meist auch nachlässig. Mich interessieren immer Anlass, Antrieb und Motivation hinter der Bewerbung. Ich frage auch gerne, was der Bewerber braucht, um erfolgreich zu sein.
Duzen oder siezen Sie?
Kommt auf die Sprache an… Ein Du ist eine vermeintliche Nähe, eine tatsächliche verbindliche Nähe geht auch im Sie.
Was sind Ihre größten Stärken?
Weitsicht und globales Denken, Internationalität, Entschlossenheit, Ergebnisorientierung.
Was sind Ihre größten Schwächen?
Buchläden haben eine magische Anziehungskraft. Da vergesse ich schon mal die Zeit.
Welche anderen Entscheider würden Sie gern näher kennenlernen?
Den ungarischen Dirigenten Gábor Káli.
Was würden Sie ihn fragen?
Wie es ihm gelingt, seine Klangsprache zu finden.
Was denken Sie über Betriebsräte?
Betriebsräte haben eine wichtige Funktion im Unternehmen. Verantwortungsvoll handelnde Betriebsräte tragen zum Erfolg unserer sozialen Marktwirtschaft bei. Ihr konstruktives Mittun wird auch künftig wichtig sein, um die Zukunft der Arbeit im digitalen Zeitalter zu gestalten.
Wann haben Sie zuletzt einen Fehler gemacht?
Zu ihnen in die Redaktion zu kommen und bei 33 Grad in einem Raum ohne Fenster, ohne Klimaanlage und wenig Luft einen Podcast aufzunehmen.
Welche Entscheidung hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg geholfen?
Viele Sprachen zu lernen.
Wie viele Stunden arbeiten Sie in der Woche?
So viele wie erforderlich sind, um die HHLA erfolgreich weiterzuentwickeln.
Wie viele Stunden schlafen Sie?
Ausreichend.
Wie gehen Sie mit Stress um?
Mit innerer Gelassenheit und einem Lächeln. Und wenn es mal heftig wird, tauche ich gerne in die Natur ein.
Wie informieren Sie sich (außer über das Hamburger Abendblatt, natürlich)?
Eigentlich den ganzen Tag über mit Hilfe des Smartphones. Ferner habe ich verschiedene Zeitungstitel abonniert, die ich auf dem iPad lese. Zeitungen sind für mich nach wie vor ein Grundnahrungsmittel. Und wenn ich abends Zeit habe, sehe ich Nachrichtensendungen.
Wie kommunizieren Sie?
Offen, direkt, dialogisch…
Wie viel Zeit verbringen Sie an Ihrem Schreibtisch?
Bis auch die letzte Aktenmappe durchgearbeitet oder die letzte Mail beantwortet wurde.
Wenn Sie morgen keine Lust mehr auf Ihren Job hätten – gäbe es im Unternehmen einen Mann oder eine Frau, die sofort übernehmen könnten?
Da der Aufsichtsrat gerade meinen Vertrag als CEO der HHLA um weitere fünf Jahre verlängert hat, stellt sich die Frage nicht. Aber ganz unabhängig davon verfügt die HHLA über einige talentierte Führungskräfte, die in der Zukunft mehr Verantwortung übernehmen können und werden.
Wenn Sie anderen Menschen nur einen einzigen Rat für Ihren beruflichen Werdegang geben dürften, welcher wäre das?
Neugierig sein und offen für Neues, niemals, wirklich niemals, aufhören zu lernen.
Was unterscheidet den Menschen Angela Titzrath von der HHLA-Chefin Angela Titzrath?
Der Mensch Titzrath ist öfter mal ungeschminkt, tauscht Pumps auch gerne mit Turnschuhen und das iPad mit der Gartenschere. Ansonsten versuche ich, im Büro nicht anders zu sein als in meinem privaten Umfeld.
Worauf kommt es im Leben wirklich an?
Die Schönheit in den Dingen, im Handeln und in den Menschen zu sehen, verhindert, dass die Seele Falten bekommt.
Und zum Schluss: Was wollten Sie immer schon mal sagen?
Ideen allein verändern nichts, sondern nur der Mut sie umzusetzen.