Er wuchs in Hamburg auf, hatte den FC St. Pauli als Lieblingsclub, spielte sich beim Amateurclub HEBC in den Fokus von Bundesligavereinen und wechselte als 20-Jähriger zu Werder Bremen. 1984 war das, und so feierte Thomas Wolter in diesem Jahr sein 40-jähriges Dienstjubiläum an der Weser. Als Spieler gehörte der erfolgreichen Ära der Grün-Weißen an, wurde 1992 Europapokalsieger, dazu je zweimal Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger, ehe er als Trainer und später sportlich Verantwortlicher in der Nachwuchsarbeit etliche Talente ausbildete, die national und international Karriere machten. Für Wolters Vertragsunterschrift war der kürzlich verstorbene, legendäre Werder-Manager Willi Lemke eigens nach Hamburg gereist, ins HEBC-Clubheim an der Tornquiststraße in Eimsbüttel. Direkt davor hatte Thomas Wolter das Angebot des HSV ausgeschlagen. „Mit Magenschmerzen“ sagte er seinem sportlichen Idol Günter Netzer, dem erfolgreichsten HSV-Manager der Vereinsgeschichte, ab. „Es war, wie so vieles in meinem Leben, eine Bauchentscheidung“, sagt Wolter im Abendblatt-Podcast „Millerntalk“. Eine Entscheidung, die er nie bereut hat. „Ich hatte gemerkt, dass mich Werder unbedingt haben wollte.“ Die härteste Prüfung hatte Wolter schon einige Wochen vorher bestanden, als er zum einwöchigen Probetraining bei Werder eingeladen worden war. Otto Rehhagel holte ihn persönlich vom Bremer Hauptbahnhof ab und führte ihn ins Restaurant bei Karstadt zum Frühstück. Dort wartete bereits Rehhagels Gattin Beate, die bekanntlich alle potenziellen Werder-Neuzugänge unter Lupe nahm. „Die Hürde hatte ich danach schon einmal genommen“, erzählt Wolter. Vor dem Bundesliga-Nordduell zwischen dem FC St. Pauli und Werder Bremen erwartet er ein Spiel auf Augenhöhe im Millerntor-Stadion. Und dann kommt sein immer noch vorhandenes Hamburger Herz zum Vorschein. „Ich wünsche St. Pauli den Klassenerhalt und dem HSV den Aufstieg. Die ganzen schönen Nordderbys sollen wieder in der Bundesliga stattfinden“, hofft er. Da sage noch einer, man könne nicht Hamburger und Bremer zugleich sein…
Von der Tornquiststraße ins Weserstadion: Thomas Wolter blickt zurück auf seine Karriere. Wie wurde aus einem HEBC-Talent ein Werder-Europameister? Und warum schlug er das Angebot des HSV aus? Die ganze Geschichte im Millerntalk.
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