Hamburg Über den Schauspieler Peter Maertens wird erzählt, dass er vor Proben die Kollegen versammelte, um ihnen ein Gedicht vorzutragen. Es war immer das „Gedicht des Tages“, auswendig gelernt, mal Verse von Kurt Tucholsky, mal von Erich Kästner. Im neuen Abendblatt-Podcast „Geliebt & Unvergessen“ erinnert Matthias Günther, Dramaturg am Thalia-Theater, an den großen Hamburger Schauspieler. Er ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Für Günther sei es immer wichtig gewesen, einen „Zeitzeugen der Theatergeschichte“ an seiner Seite zu wissen. „Es war enorm gewinnbringend, wenn er bei den Proben dabei war. Er strahlte Ruhe aus und verfügte über Kennerschaft.“ Peter Maertens kam 1931 als Spross einer Hamburger Theater-Dynastie auf die Welt. Sein Vater Willy leitete als Intendant das Thalia-Theater, seine Mutter Charlotte war Schauspielerin. Sie konnte sich der Judenverfolgung während der NS-Zeit durch einen „Kniff“ entziehen. Sie überzeugte die Nazi-Behörden davon, dass ein arischer Rittermeister der biologische Vater gewesen sei. Peter Maertens bekam den Judenhass selbst zu spüren, als er auf der Moorweide vom Fußballspiel ausgeschlossen wurde. Nach dem Besuch der Schauspielschule, Zwischenetappen in Freiburg, Hannover, Oldenburg und Göttingen folgte er dem Ruf seines Vater und wechselte an das Thalia-Theater Hamburg. Dort begeisterte er das Publikum rund 60 Jahre lang. Seine drei Kinder sind längst selbst Schauspieler. Matthias Günther erzählt, wie genau Maertens an den Texten arbeitete. „Er hat sie mit höchster Präzision gelernt“, sagt er. Selbst beim öffentlichen Vorlesen von Texten habe sich etwas ganz Besonderes ereignet: Da wusste man, sie sind bedeutend und werden überleben. Maertens arbeitete bis ins hohe Alter gern mit jungen Schauspielern zusammen - „auf Augenhöhe“, wie der Hamburger Dramaturg hinzufügt. „Bei Peter strahlten die Zeiten hindurch. Er hat die Flamme des Theaters mit seinem Wissen weitergetragen.“ www.https://www.abendblatt.de/podcast/