Edgar S. Hasse Es war bei einem Empfang des Blankeneser Lions Club, als Eberhard Möbius, Urgestein der Hamburger Kulturszene, sich auf der Bühne den zugereisten Gästen vorstellte. Er sei der „Groß-Admiral der norddeutschen Rollatoren-Flotte“, scherzte der Senior und fügte mit Blick auf die betagten Besucher dieser von einem Autohersteller gesponserten Veranstaltung hinzu: „Ihr seid dem Rollator näher als Eurem Porsche.“ So war er – Eberhard Möbius, der Gründer des Theaterschiffs, der Regisseur, Schauspieler, Autor, Kabarettist und „Hamburger aus Leidenschaft“ (Olaf Scholz): Im neuen Abendblatt-Podcast „Geliebt & Unvergessen“ erinnert der Herausgeber und Chefredakteur des Blankeneser Magazins „Klönschnack“, Klaus Schümann, als einer seiner Weggefährten an „Möbi“, wie er von vielen genannt wurde. Der in Wernigerode im Harz geborene Künstler war am 10. Juni im Alter von 93 Jahren in Hamburg gestorben. „Für mich ist Möbi ein vielseitiger, kreativer und geistig hemdsärmeliger Kulturmensch gewesen“, würdigt Schümann jenen zugereisten Hamburger, der 1958 der Enge in der sowjetischen Besatzungszone entfloh und im Hamburger Hafen zunächst als Kessel- und Schiffsreiniger arbeitete. Bereits damals betrat er die Bretter, die die Welt bedeuteten, als Schauspieler und Regisseur. Später lernte er seine Frau Christa kennen. Sie war seine große Liebe, und er schrieb ihr nach ihrem Tod jeden Tag einen Brief. Zum größten Erfolg des Paares wurde das Theaterschiff am Nikolaifleet. Mit seinen Inszenierungen und Veranstaltungen gelang es Eberhard Möbius, bekannte Schauspieler auf die schwimmende Bühne zu holen: Peter Ustinov, Senta Berger, Gerd Fröbe und Heinz Reincke, erzählt Klaus Schümann. Möbi habe es gemeinsam mit seiner Frau Christa geschafft, das Theaterschiff subventionsfrei zu betreiben. Und wenn den Schauspielern oder Gästen mal aus Versehen ein Glas zu Bruch ging, scherzte er: „Schmeiß weg, Besitz belastet nur.“ Zur Institution in der Weihnachtszeit wurde Eberhard Möbius über Jahrzehnte bei der Veranstaltung „Märchen im Michel“, einer Aktion zugunsten des Abendblatt-Vereins „Kinder helfen Kindern“. In den vergangenen Jahren fuhr er schnellen Schrittes mit seinem Rollator ans Pult und las eine Geschichte vor. Klaus Schümann: „Möbi war ein großartiger Bestandteil der Märchen im Michel.“ Man dürfe gespannt sein, ob es für ihn überhaupt einen Ersatz gebe. Bis ins hohe Alter lud Eberhard Möbius in seine Seniorenstiftung zu Lesungen ein, ließ Kaffee und Kuchen servieren. Und begann, wie sonst immer auch, jedes Treffen stets mit dem Satz: „Ist das nicht schön.“
"Groß-Admiral der norddeutschen Rollatoren-Flotte"