Warum wird es immer schwieriger, mit Menschen zu diskutieren, die anderer Meinung sind? Darüber sprechen Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, und Dieter Lenzen, Präsidenten der Universität Hamburg, in dieser Folge von „Wie jetzt?“. „Es gibt Leute, denen Fakten tatsächlich egal sind, oder noch schlimmer: die Meinungen für Fakten halten“, sagt Haider. „Die Grundregeln des Argumentierens scheinen in diesen Fällen verloren gegangen zu sein“, sagt Lenzen. Anekdotische Erzählungen wie „Ich kenne einen, der hat dies oder das…“ würden gar nichts belegen, aber das wüsste einige Menschen offenbar nicht (mehr) oder ignorieren es bewusst: „Vielleicht hat das auch Ursachen im Bildungssystem.“ Der Anteil allgemeiner Bildung habe leider nachgelassen: „Ich musste während meiner Gymnasialzeit selbstverständlich argumentieren lernen. Gibt es das heute noch?“, fragt Lenzen, und bezieht das auch auf Journalisten. Haider kann sich darüber auch aufregen, etwa, wenn groß über einen Corona-Fall in einer Schule berichtet und damit suggeriert wird, dass das Virus in Schulen ein großes Problem ist (was es nachweislich nicht ist): „Aber Alltag im Journalismus ist, dass wir über die Ausnahme berichten, nicht über die Regel: Ein Haus brennt, ein Politiker schreibt bei seiner Doktorarbeit ab. Wenn man so will, ist das auch anekdotisch.“ Was Lenzen weniger stört, als eine bestimmte Formulierung: „Wenn ich Chefredakteur wäre, würde ich meinen Kollegen verbieten, bestimmte Sätzen zu verwenden. Einer davon ist: Immer mehr Menschen machen dies oder das… Woher kommt denn diese Annahmen? Denkt ein Journalist, wenn er von zwei oder drei Leuten hintereinander von einem bestimmten Phänomen hört, dass das jetzt häufiger vorkommt? Wer hat das denn gemessen?“ Sagt Lenzen – und bezieht sich damit ganz bewusst auf den Titel, den Lars Haider für das Gespräch vorgegeben hat.