In „Wie jetzt? Dialog mit Dieter“ sprechen Prof. Dr. Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg, und Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider alle zwei Wochen über Themen, die die beiden Welten, Wissenschaft und Journalismus, miteinander verbinden. In der ersten Folge heißt die Frage: „Sind Wissenschaftler genauso eitel wie andere Menschen – oder noch eitler?“ Lenzen und Haider arbeiten unter anderem den virologischen Dreikampf zwischen Christian Drosten, Hendrik Streeck und Alexander Kekule auf. Die drei Experten waren im Verlauf der Coronakrise mehr oder wenig heftig aneinandergeraten, hatten sich gegenseitig Schwächen bei verschiedenen Studien attestiert, um Deutungshoheit und Bedeutung gerungen. Am Ende warf Drosten Kekule gar vor, man könne dessen wissenschaftliche Veröffentlichungen gar nicht kritisieren, weil er kaum etwas veröffentliche. Ist es das, wo nach es klingt? Gekränkte Eitelkeit? Und welche Rolle spielt Eitelkeit bei Wissenschaftlern überhaupt? Lenzen hat darauf eine klare Antwort: „Schon die Frage, ob jemand eitel ist, unterstellt, dass das etwas schlechtes wäre. Dabei ist es ein Überlebensprogramm, eitel zu sein.“ Wissenschaftler müssten auf sich aufmerksam machen, sichtbar werden, um ihre Existenz zu sichern: „Ich sage gern, dass Wissenschaftler Staats-Schauspieler sind. Im Stillen etwas zu tun, was niemand zur Kenntnis nimmt, ist völlig sinnlos. Unsere Forschungsergebnisse sollen der Gesellschaft ja helfen.“ Christian Drosten habe seine Pflicht getan, das jeweils neue Wissen mitzuteilen, „und ich bin froh darüber, dass er sich so viel Zeit dafür genommen hat“, sagt Lenzen. „Dass das dann als Eitelkeit bewertet wird, ist egal.“