Im Oktober erscheint ein neuer Roman von Ulrich Tukur. Es ist so gar nichts Besonderes, wenn Künstler, die wir als Schauspieler kennengelernt haben, Romane schreiben, sich also in der Schriftstellerei versuchen. Bei Tukur darf man, was das angeht, auf vorhandenes Talent setzen. Das gilt auch für Matthias Brandt, dessen zweites Buch bereits jetzt vorliegt. „Blackbird“ ist Brandts erster Roman. Er handelt von dem Schüler Morten „Motte“ Schumacher, der in den Siebzigerjahren aufwächst. Letzteres ist allerdings nur für die Kulisse wichtig, das Zeitkolorit; Jungsein ist in gewissem Maße in jeder Epoche gleich. Und für Motte aber erschwert: Neben erster Liebe und Trennung der Eltern muss er mit der schweren Erkrankung des besten Freundes fertig werden. Ein Jugendroman für Erwachsene - kriegt Matthias Brandt das ähnlich gut hin wie Wolfgang Herrndorf, dessen „Tschick“ ein Superbestseller wurde? Darüber sprechen Literaturhaus-Chef Rainer Moritz und Abendblatt-Redakteur Thomas Andre in der neuen Folge von Next Book Please. Zur Namenlosigkeit verdammt Dort geht es auch um Karen Köhlers Debütroman „Miroloi“. Die Hamburger Schriftstellerin entwirft in ihrem zweiten Buch das Bild einer albtraumhaften, archaischen Welt, in der Frauen Gemeinschaftswesen zweiter Klasse sind und nicht einmal schreiben und lesen dürfen. In jener rückständigen Gesellschaft auf einer Insel muss die zur Namenlosigkeit verdammte Erzählerin ihr Dasein fristen. In die Rolle der „Unglücksbringerin“ gedrängt, ist sie dem Hass und der Aggressivität der anderen Dorfbewohner ausgesetzt. Irgendwann beginnt sie, sich von ihren Lebensumständen zu emanzipieren. Dabei ficht sie gleichzeitig den Kampf ihrer Geschlechtsgenossinnen aus. Was wiederum Köhlers Stoff eine große Aktualität gibt. Noch vertrauter ist das Thema in Kathy Pages „All unsere Jahre“: Wir haben es mit einem lupenreinen Eheroman zu tun, also einer der nicht tot zu kriegenden Spielarten der realistischen Literatur. Die Britin Kathy Page hat bereits acht Romane geschrieben, dieser ist der erste, der auf Deutsch erscheint. Eine Entdeckung – die Handlung umfasst mehr als sechs Jahrzehnte und das Eheleben des Londoner Paares Harry und Evelyn. Geburt, Krieg, Kinder, der Tod der Eltern: In diesem biografischen Spannungsfeld situiert die Erzählerin Page das Geschehen. Dessen Mittelpunkt sind die beiden Hauptfiguren selbst. Weil sie unterschiedlich sind, befindet sich die Beziehung stets in einer Art Schieflage. Er – gesegnet mit einer nach Ausgleich strebenden Wesensart – bewundert sie für ihre Forschheit und Willensstärke, leidet aber auch zeit seines Lebens unter ihr. Gegensätze ziehen sich an, so sagt man doch, aber sie stoßen sich mitunter auch ab. Ein grandioses Debüt aus Amerika Von einer literarischen Altmeisterin zu einem gerade erst aufgehenden Stern: Der in Vietnam geborene US-Amerikaner Ocean Vuong hat mit seinem Romandebüt „On Earth We’re Briefly Gorgeous“ im angloamerikanischen Raum massiv für Aufsehen gesorgt. Nur einige Wochen nach dem Original erscheint der Roman nun auf Deutsch und heißt „Auf Erden sind wir kurz grandios“. Grandios ist dieses Buch, das stark autobiografisch ist und von den Kämpfen eines jungen Einwanderers handelt, ganz unbedingt. „Little Dog“ wird der schmächtige Junge von seiner Großmutter genannt, er muss auch mit anderem klarkommen. Zum Beispiel damit, dass Großmutter und Mutter ihre Kriegstraumata mit nach Amerika gebracht haben, dass er gemobbt wird und dass seine erste Liebe im Drogensumpf versinkt.
Next Book Please: Die wichtigsten Neuerscheinungen
"Next Book Please. Der Bücher-Podcast" Tauche ein in die Welt der Literatur! In unserem Podcast für alle Buchliebhaber dreht sich alles um spannende Neuerscheinungen, zeitlose Klassiker und Geheimtipps. Jede Woche präsentieren Dir der Chef des Literaturhauses Rainer Moritz und Abendblatt-Kultur-Redakteur Thomas Andre ausführliche Buchbesprechungen und exklusive Empfehlungen. das bietet Dir der Podcast außerdem: Buchtipps: Entdecke deine nächsten Lieblingsbücher. Autorinnen & Autoren: Erhalte Einblicke in die Welt der Schriftsteller. Leser-Community: Tausch dich mit anderen Bücherfans aus. Tiefgang: Wir analysieren nicht nur die Handlung, sondern gehen auch auf die Hintergründe und Botschaften ein. Abonniere "Next book please" jetzt auf allen bekannten Podcast-Plattformen und natürlich auch in der Abendblatt-Podcast-App und verpasse keinen Folge. Wir freuen uns über Fragen, Feedback und Anregungen! Unsere Email-Adresse für alle Bücher-Fans lautet moinhamburg@abendblatt.de. Teile diesen Podcast mit allen, die genauso verrückt sind nach Büchern wie wir. Wir wünschen viel Spaß beim Hören und beim Lesen!