Berlin. Nach dem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden bangen viele um das DDR-Bauwerk. Doch Gutachter nehmen nun die Hoffnung auf Rettung.

Nachdem bereits ein Teil der Carolabrücke in Dresden eingestürzt ist, ist nun klar: Die beschädigte Brücke muss komplett abgerissen werden. Auch die nicht direkt betroffenen Stränge A und B für den Autoverkehr sind nach Einschätzung von Experten nicht sicher. Die Stadt plant nun auch deren Rückbau und braucht dringend Ersatz. 

Als Hauptgrund für das Versagen von Brückenstrang C wurde eine „wasserstoffinduzierte Spannungskorrosion“ ermittelt - umgangssprachlich würde man von Verrosten reden. In Verbindung mit Materialermüdung durch die Verkehrsbeanspruchung führte das nach den vorläufigen Erkenntnissen dazu, dass zahlreiche Spannglieder der Brücke versagten und ihre Spannkraft verloren.

Laut dem Zwischenbericht von Brückenexperte Steffen Marx entstanden schon während der Bauzeit Korrosionsschäden am verwendeten Spannstahl durch Feuchtigkeit im Zuge von Witterung und Kondenswasser. Die Schadensbilder an den Spanngliedern in der Fahrbahnplatte weisen darauf hin, dass ein erheblicher Anteil der Spanndrähte schon über längere Zeit nicht mehr zur Tragfähigkeit des Bauwerks beitrug. Die Gutachter gehen davon aus, dass letztlich fortschreitender Spannstahlausfall am stark beanspruchten Querschnitt in der Pfeilerachse D zum Versagen führte. 

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Brückeneinsturz im September – Es gab keine hinreichenden Anzeichen

Der noch unsanierte westliche Brückenstrang C mit Straßenbahntrassen und Radweg brach in der Nacht zum 11. September überraschend auf etwa 100 Metern Länge ein. Einige Tage danach wurden erste Trümmer beseitigt, seit Anfang Oktober läuft der Abbruch des Zuges C der nun gesperrten wichtigen innerstädtischen Verkehrsader. Aktuell gibt es aber erneut eine Pause wegen Hochwassers.

Die Stadt beauftragte Professor Marx vom Institut für Massivbau an der TU Dresden mit den Untersuchungen zur Einsturzursache und zum Zustand der restlichen Brücke. In die Analysen sind Fachleute aus ganz Deutschland eingebunden, um schnell fundierte Ergebnisse zu erhalten. Schon kurz nach der Katastrophe begann Marx‘ Team mit Messungen an dem beschädigten Bauwerk.

Es gab keine hinreichenden Anzeichen, die den Einsturz verlässlich hätten voraussagen können, befanden die Experten. So fehlte aufgrund der besonderen Konstruktion eine ausgeprägte Rissbildung. „Heute wissen wir, dass auch sehr kleine Risse bereits als Kriterium für eine Schädigung und somit eine Vorankündigung angesehen werden müssen.“ 

Gutachter warnen vor Weiternutzung der Brückenreste

Angesichts dessen warnen die Gutachter vor einer Wiedernutzung der Brückenzüge A und B. Das sei - auch nur zeitweise - „nicht zu verantworten und ausgeschlossen“. Erkenntnisse aus materialtechnischen Untersuchungen belegten zudem Schäden infolge von Spannungskorrosion. Die Experten sehen daher ein zu hohes Risiko, dass es erneut zu einem schlagartigen Versagen ohne Vorankündigung kommen könnte. Die restliche Brücke dürfe bis zum kontrollierten Rückbau nicht mehr belastet werden.

Die Stadt prüft nun laut Mitteilung bereits die Rahmenbedingungen für einen Ersatzneubau. Die Gutachter bescheinigen der Stadt nach umfassender Aktenlage, dass die Brücke nach geltenden Regelwerken bewertet und betrieben wurde. „Ein nachlässiger Umgang ist nicht erkennbar.“ 

Gesetzliche Vorgaben wurden eingehalten, das Bauwerk regelmäßig nach den Normen sowie spezifisch auf Risiken geprüft und Empfehlungen zum Umgang mit Spannbetonbrücken umgesetzt.

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lou/dpa