Berlin. Nach einer Explosion stürzt ein Wohnhaus in Den Haag teilweise ein, zahlreiche Menschen werden noch vermisst. Handelt es sich um einen Anschlag?
Bei dem Teileinsturz eines Wohnhauses in Den Haag nach einer Explosion sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Die Feuerwehr teilte am Samstagabend mit, dass Stunden nach dem Unglück noch ein Überlebender aus den Trümmern gezogen worden sei. Er wurde wie drei weitere Verletzte in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Polizei schloss eine absichtlich verursachte Explosion nicht aus. Sie veröffentlichte einen Zeugenaufruf zu einem Auto, das kurz nach der Explosion am frühen Morgen gesehen worden und anschließend davongerast war.
„Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen sich noch unter den Trümmern befinden, aber Tatsache ist, dass es für sie nur noch eine geringe Überlebenschance gibt“, sagte Den Haags Bürgermeister Jan van Zanen am Nachmittag auf einer Pressekonferenz. Am Abend meldete die Feuerwehr jedoch, dass sie einen Menschen lebend aus den Trümmern geborgen habe. Er sei ins Krankenhaus gebracht worden. Zugleich fürchteten die Rettungskräfte, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen könnte.
Bei der Explosion wurden mindestens fünf Wohnungen zerstört
Das dreistöckige Wohnhaus in der niederländischen Großstadt war nach einer Explosion am frühen Morgen teilweise eingestürzt. Rettungskräfte durchkämmten mit Spürhunden die Trümmer nach möglichen Toten und Überlebenden.
Nach Angaben der Polizei wurden insgesamt mindestens fünf Wohnungen zerstört. Auf der lokalen Nachrichtenplattform „Regio15“ war zuvor von zerstörten Wohnungen in mehreren Stockwerken infolge der Explosion die Rede gewesen.
Unklar war auch, was die Explosion und das Feuer in dem Gebäude nahe des Stadtzentrums ausgelöst hatte. Kurz nach der Explosion gegen 06.15 Uhr sei ein Auto „mit sehr hoher Geschwindigkeit“ davongefahren, erklärte die Polizei später. Die Beamten riefen Zeugen auf, sich mit möglichen Angaben oder Kameraaufnahmen zu dem Fahrzeug zu melden.
Nach Angaben der Behörden waren in dem Haus Geschäfte und fünf zweistöckige Wohnungen untergebracht.
Über dem Explosionsort hingen riesige Rauchwolken. Mehrere Autos in der Umgebung waren ausgebrannt. Dutzende Einsatzwagen der Feuerwehr waren vor Ort, Trümmer in der Straße verstreut. Polizeihubschrauber kreisten über dem Ort des Geschehens.
Den Haag: Erst eine kleinere, dann eine sehr schwere Explosion
Auch zur Ursache der Katastrophe konnte der Bürgermeister noch nichts sagen. Um 6.15 Uhr habe es zunächst eine kleinere und dann eine sehr schwere Explosion gegeben, woraufhin das Gebäude in Brand geriet. Die Bergungsarbeiten würden die Nacht über andauern.
Die Löscharbeiten dauerten stundenlang an, Rettungskräfte suchten in den Trümmern auch am Nachmittag nach weiteren Opfern. Es gebe rund 20 Vermisste, nach denen mit Spürhunden gesucht werde, hieß es. Die Explosion hinterließ auch im Umfeld des teilweise eingestürzten Gebäudes große Verwüstung. Auch angrenzende Wohnungen wurden beschädigt und die Straße war mit Trümmerteilen übersät. Die Ursache für die Explosion war zunächst unklar.
Nachbarin: Kam mir vor wie Erdbeben
Viele Anwohner wurden durch die heftige Explosion aus dem Schlaf gerissen. „Ich schaute auf die andere Straßenseite und sah eine große Rauchfahne“, sagte ein Nachbar dem Sender Omroep West. „Dort an der Ecke sind zwei Wohnungen komplett weg.“ Und eine andere Nachbarin sagte: „Das kam mir vor wie ein kleines Erdbeben. Ich spürte, wie die ganze Wohnung bebte.“
Die Polizei fahndete unterdessen nach einem Auto, das unmittelbar nach der Explosion mit hoher Geschwindigkeit wegfuhr. Anwohner wurden gebeten, mögliche Videoaufnahmen vom Unglücksort zu schicken, auf denen das Auto zu sehen sein könnte.
Explosion in Den Haag: Immer wieder Sprengstoffanschläge von Kriminellen
In den Niederlanden gibt es seit längerer Zeit immer wieder Sprengstoffanschläge im kriminellen Milieu. Betroffen sind Häuser, Firmengebäude und Autos. Die nachts an Hauseingängen, Fassaden oder Geschäften deponierten Spreng- oder Brandsätze richten Sachschäden an, verletzt wird in der Regel niemand. Nach Polizeiangaben geht es bei den Anschlägen um Drogen, Einschüchterung und Erpressung. Selbst bei Beziehungsstreits komme Sprengstoff zum Einsatz.
Ob die Explosion und der anschließende Brand in Den Haag allerdings einen kriminellen Hintergrund haben, ist noch offen. Im Erdgeschoss des betroffenen Gebäudes befinden sich Geschäfte.
Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof zeigte sich schockiert von der Katastrophe und bot den Opfern die Hilfe der Regierung an. Auch das Königshaus reagierte betroffen.
Zuletzt explodierte Drogenlabor
Anfang des Jahres hatte es in Rotterdam eine Explosion mit drei Toten in einer Wohnanlage gegeben. Dabei stellte sich heraus, dass in dem Gebäude ein illegales Labor zur Herstellung von Drogen explodiert war.
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