Berlin. Die Plattform OnlyFans ist plötzlich in China verfügbar – trotz strenger Zensur und Verbot pornografischer Inhalte. Was steckt dahinter?
Die Plattform OnlyFans, ein Internet-Abonnementdienst, der es Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, ihre eigene Pornografie zu erstellen und dafür bezahlt zu werden, ist plötzlich in China zugänglich geworden. Das berichtete zuerst der US-Sender CNN. Die Regierung hatte diese Neuerung zuvor weder publik gemacht noch kommentiert.
Seit dem 29. November 2024 ist die Seite zugänglich, wie GreatFire.org bestätigt. Die anonyme Organisation mit Sitz in China dokumentiert die Internetzensur im Land und hilft Chinesinnen und Chinesen dabei, frei auf Informationen zuzugreifen. Die chinesische Regierung verfolgt traditionell eine strikte Zensurpolitik – und pornografische Inhalte sind illegal.
Unerwarteter Zugang sorgt für Spekulationen in den Sozialen Medien
Viele Nutzer kommentieren die Freischaltung mit Humor. Auf Weibo, einer beliebten chinesischen Blogging-Plattform, heißt es etwa: „Ist das nicht eine weitere Maßnahme zur Beschäftigungsförderung?“. Ein anderer schreibt: „Das ist ein gutes Unternehmen, das Erstellern 90% des Einkommens gibt! Ist das nicht besser als echte Arbeit??“
Die Freigabe von OnlyFans fällt in eine Zeit hoher Jugendarbeitslosigkeit. Im Oktober 2024 lag die Arbeitslosenquote der 15 bis 25-Jährigen bei 17,1 Prozent, so die Webseite Trading Economics.
OnlyFans in China: Skepsis und Unsicherheit machen sich breit
Viele Menschen bezweifeln allerdings, dass die Freigabe von Dauer sein wird. Ein Reddit-Nutzer scherzt: „Das muss wohl ein Fehler meinerseits gewesen sein. Es gibt keine Möglichkeit, dass sie eine Website voller Pornografie auf die Whitelist setzen.“
Eine andere Userin auf Reddit sorgt sich um die mögliche Sexualisierung asiatischer Menschen: „OnlyFans? Das ist asiatischer Fetischismus auf die Spitze getrieben.“
Nicht nur Erotik-Plattform: Das bietet OnlyFans sonst noch
OnlyFans bietet nicht ausschließlich sexuelle Inhalte. Das Konzept basiert auf einer direkten Verbindung zwischen Content-Erstellern und ihren Fans, wobei Nutzerinnen und Nutzer gezielt auswählen können, für welche Inhalte sie bezahlen möchten. Es gibt Abonnements, Pay-Per-View (PPV) und Trinkgelder. Creator können Fotos, Videos, Live-Streams und private Chats anbieten, wobei sie volle Kontrolle über ihre Inhalte behalten.
Obwohl OnlyFans oft mit erotischen und pornografischen Inhalten in Verbindung gebracht wird, ist die Plattform nicht darauf beschränkt. Sie wird auch von Künstlern, Fitnessexperten und anderen Content-Erstellern genutzt, die exklusive Inhalte monetarisieren möchten. Die Plattform hat im vergangenen Jahr auch einen werbefreien Streaming-Dienst mit Comedy- und Sportinhalten lanciert.