San Francisco. Beben der Stärke 7 hinterlässt verwüstete Supermärkte. Auch ein Tsunami drohte. Schon lange steht den Menschen ein massiver Erdstoß bevor.

Ein schweres Erdbeben hat am Donnerstag Nordkalifornien erschüttert und dessen Bewohner in akute Alarmbereitschaft versetzt. Für die Küste des Bundesstaats im Westen der USA riefen die Behörden eine Tsunami-Warnung aus. Zwar wurde diese wenig später aufgehoben. Doch das Ereignis schürt die Angst vor einem schon lange überfälligen Beben mit katastrophalen Folgen.

Wie die US-Behörden mitteilten, wurde das Beben mit einer Stärke von 7 um 10.44 Uhr Ortszeit in etwa zehn Kilometern Tiefe im Pazifik gemessen. Das Epizentrum befand sich gut einhundert Kilometer von dem Küstenort Ferndale entfernt.

Schweres Erdbeben erschüttert Norden Kaliforniens

Wegen der vorliegenden Daten waren „gefährliche Tsunamis im Umkreis von 300 Kilometern“ rund um das Epizentrum möglich, hatte das Warnzentrum des Nationalen Wetterdienstes in Honolulu auf Hawaii zunächst mitgeteilt. Die Warnung betraf gut fünf Millionen Menschen entlang der kalifornischen Küste ab San Francisco in Richtung Norden bis zur Grenze von Oregon.

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Wer sich in der Gegend aufhielt, bekam eine Warnung auf das Smartphone gespielt. Darin wurden Bewohner dazu aufgerufen, sofort Schutz in höherem Gebiet aufzusuchen. „Eine Reihe von starken Wellen und starken Strömungen kann die Küsten in Ihrer Nähe treffen“, hieß es in der Meldung. „Sie sind in Gefahr. Entfernen Sie sich von den Küstengewässern.“

Supermärkte nach Erdbeben verwüstet

In sozialen Netzwerken berichteten Menschen aus Nordkalifornien, sie hätten das Beben deutlich gespürt. Ein auf der Plattform X geteiltes Video aus der Stadt Chico zeigt, wie stark das Beben das Wasser in einem Gartenpool schwanken ließ. Chico liegt weit von der Küste und dem Warnbereich entfernt im Inland Kaliforniens.

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Bilder aus der Region rund um die nächstgrößere Stadt Eureka zeigen umgestürzte Regale und verwüstete Supermärkte. An manchen Orten fiel dazu stundenlang der Strom aus. Berichte über Verletzte oder schwerere Schäden gab es zunächst aber nicht.

Warum Tsunami-Wellen doch ausblieben

Dass sich letztlich doch keine zerstörerischen Tsunami-Wellen bildeten, liegt an der Richtung des Bebens. Nicht von weit von der Küste Kaliforniens bewegen sich tektonische Platten in entgegengesetzte Richtungen, erklärt Stephen DeLong, leitender Forschungsgeologe der US-Erdbebenbehörde USGS.

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Diese Bewegung sei am Donnerstag wahrscheinlich horizontal und nicht vertikal verlaufen, wobei tendenziell eher vertikale Beben Tsunamis auslösen, sagte er. Daten zeigten, dass das Erdbeben „starke Erschütterungen“ verursachte.

In den folgenden Stunden könne es weitere Beben geben, sagte der Seismologie Jeffrey Park dem US-Sender CNN. Dass diese noch mal so heftig ausfallen, sei jedoch unwahrscheinlich. Am Ende ging also alles noch mal glimpflich aus.

In Kalifornien bebt 10.000 Mal im Jahr die Erde

Doch diese Entwarnung gilt nur vorerst. Beben sind entlang der gesamten US-Westküste keine Seltenheit. Dort treffen gleich mehrere tektonische Platten aufeinander, sodass allein im „Golden State“ Kalifornien mehr als 10.000 Mal im Jahr die Erde bebt. Nicht immer ist das für Menschen spürbar.

Immer wieder gibt es jedoch auch Beben von verheerenden Ausmaßen: Beim Northridge-Erdbeben rund um Los Angeles wurden 1994 etwa 60 Menschen getötet und Tausende weitere verletzt. Beim Erdbeben von San Francisco im Jahr 1906 kamen mehr als 3000 Menschen ums Leben.

Für schwere Erschütterungen an Land ist häufig die sogenannte San-Andreas-Verwerfung verantwortlich: ein Graben, der sich über mehr als 1200 Kilometer hinweg durch die Prärie Zentralkaliforniens zieht und ganze Ortschaften durchtrennt. Schätzungsweise 18 Millionen Menschen leben im Bereich der Verwerfung.

Eine Luftaufnahme der San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien.
Eine Luftaufnahme der San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien. © picture alliance / Minden Pictures | Kevin Schafer

Zwei tektonische Platten gleiten dort aneinander vorbei, wobei San Francisco und die Bay Area auf der Amerikanischen und Los Angeles auf der Pazifischen Platte liegen. Pro Jahr bewegen sich die Platten etwa sechs Zentimeter aufeinander zu. Verhakt sich die Verwerfung, kann es zu ruckartigen Verschiebungen und in der Folge zu Erdbeben kommen.

Mit einer massiven Erschütterung, genannt „The Big One“, rechnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des südkalifornischen Erdbebenzentrums in den nächsten 15 Jahren wieder. Die San-Andreas-Verwerfung gilt unter Wissenschaftlern für ein Erdbeben als längst überfällig.

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