Kinshasa. In dem zentralafrikanischen Staat sterben immer mehr Menschen an einer rätselhaften Krankheit. Experten aus dem Ausland sollen helfen.

Die Gesundheitsbehörden der Demokratischen Republik Kongo sind nach dem Bekanntwerden einer bisher unbekannten Krankheit in höchster Alarmbereitschaft. „Die Teams arbeiten auf Hochtouren“, sagte Dieudonné Mwamba, Generaldirektor des Instituts für öffentliche Gesundheit des zentralafrikanischen Landes, auf einer Pressekonferenz der afrikanischen Gesundheitsbehörde CDC Africa. „Wir warten auf die Laborergebnisse in den nächsten 24 bis 48 Stunden, damit wir genau wissen, worum es sich handelt.“ Gesundheitsminister Samuel-Roger Kamba ergänzte: „Wir sind in höchster Alarmbereitschaft.“ 

Zwar deuteten die Symptome auf eine Atemwegserkrankung hin, sagte Mwamba über die „Krankheit X“. „Wir warten darauf, die Laborergebnisse zu sehen, um die Diagnose zu bestätigen und die Behandlung zu präzisieren.“ Wegen der mangelnden Kapazitäten in der entlegenen Region an der Grenze zu Angola müssen die entnommenen Proben im Zentrallabor in der Hauptstadt Kinshasa analysiert werden. Die Demokratische Republik Kongo ist das zweitgrößte Land Afrikas, verfügt aber nur über eine sehr schlechte Infrastruktur. Ein Touristengebiet ist die betroffene Region nicht.

Nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden ist die Zahl der Menschen, die bisher an der Krankheit starben, auf 131 gestiegen. Teams medizinischer Experten, die seit Dienstag die betroffenen Ortschaften im Südwesten des Landes aufsuchten, hätten zwei weitere Dörfer gefunden, in denen mindestens 60 Todesfälle verzeichnet wurden, teilte der Gesundheitsminister der Provinz Kwango, Apollinaire Yumba, mit.

Zahl der Toten durch unbekannte Krankheit im Kongo gestiegen
Kongos Gesundheitsminister Samuel-Roger Kamba; „Wir sind in höchster Alarmbereitschaft.“ © DPA Images | Samy Ntumba Shambuyi

Fieber, Kopfschmerzen, Atemprobleme und Anämie als Symptome 

Mwamba sagte, erste Krankheitsfälle seien am 24. Oktober aufgetreten. Am 1. Dezember habe es auf nationaler Ebene eine Alarmmeldung bei den Gesundheitsbehörden gegeben. Daraufhin sei sofort ein Team von Epidemiologen in die zu Kwango gehörende Region Panzi gereist, um die Ärzte vor Ort bei der Behandlung der Patienten zu unterstützen und zu ermitteln, um was für eine Art von Krankheit es sich handelt. Bisher wurden nach Angaben Yumbas 382 Menschen mit Symptomen der Krankheit registriert.

Derzeit ist nur wenig bekannt über die Krankheit, von der insbesondere Kinder bis 15 Jahre betroffen sind. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen, Atemprobleme und Anämie. Besonders hoch sei der Anteil von Säuglingen und Kleinkindern, teilte Mwamba mit. In dieser Altersgruppe gebe es bisher 198 Krankheits- und 17 Todesfälle.

Aufruf zu Abstand und Einhaltung von Hygieneregeln

In der betroffenen Region habe es vor zwei Jahren einen Typhusausbruch gegeben, sagte Mwamba weiter. Große Teile der Bevölkerung seien unterernährt. „Wir haben es mit einem anfälligen Gebiet zu tun“, sagte er zur Einschätzung eines möglicherweise schwereren Verlaufs von Krankheiten als in Gebieten mit besserer Ernährungslage.

Weitere Expertenteams sollten anreisen, kündigte Minister Yumba an. Neben der Entnahme von Proben versuchten die Fachleute, die Bevölkerung zu Hygiene- und Abstandmaßnahmen aufzurufen. Ob die Krankheit nur durch körperlichen Kontakt oder auch über andere Wege übertragen werden kann, ist bisher nicht bekannt.

Afrikanische Gesundheitsbehörde: Müssen wissen, was vor sich geht

Jean Kaseya, der Generaldirektor der CDC Africa, hoffte auf „qualitativ gute Proben“, die Klarheit schaffen könnten. „Wir stehen bereit und warten auf die Ergebnisse“, betonte er. Ähnlich wie im Falle des Ausbruchs von Marburg-Fieber vor wenigen Wochen in Ruanda habe die neue Krankheit für die Behörde höchste Wichtigkeit: „Wir müssen wissen, was in der Demokratischen Republik Kongo vor sich geht.“

Das Gesundheitssystem des Landes ist derzeit ohnehin stark angespannt: Das Land ist am stärksten vom Mpox-Ausbruch in Afrika betroffen. Außerdem gibt es eine Masernepidemie.