Berlin. Die Luxusyacht war im August gesunken, fünf Menschen starben. Die Bergung gestaltet sich hochkomplex und soll Millionen kosten.
Seit über drei Monaten liegt die „Bayesian“ vor der Küste Palermos auf 50 Meter Tiefe. Die in einem Sturm gekenterte Luxusyacht soll jetzt vom Meeresgrund an die Oberfläche gehoben werden. Acht Pläne sind der Hafenbehörde von Palermo für die Bergung des Wracks vorgelegt worden. Innerhalb von zwei Wochen soll der Plan ausgewählt werden, der das geringste Risiko birgt, berichtete die römische Tageszeitung „La Repubblica“.
Die Operation sei sehr komplex, da neben der 56 Meter langen Yacht auch der 72 Meter lange Mast intakt geborgen werden muss. Der Grund: Sonst könnten wichtige Spuren verloren gehen, die für die Ermittlung der Unglücksursache entscheidend sein könnten. Um die beste Bergungsmethode zu diskutieren, haben sich jetzt Vertreter des Schiffsversicherers P&I British Marine, Mitarbeiter des Yachtherstellers, die Staatsanwaltschaft der Stadt Termini Imerese und die Küstenwache zusammengesetzt.
„Bayesian“: Ermittlungserfolg hängt von der Bergung ab
Überlegt wird, wie der Rumpf gedreht und in eine horizontale Position gebracht werden kann. Anschließend könnte die „Bayesian“ mit einem Kran gehoben werden. Dabei könnten aufblasbare Ballons verwendet werden, um den Aufstieg zu erleichtern. Anschließend soll je nach Zustand des Rumpfs entschieden werden, wie die „Bayesian“ in einen Hafen geschleppt werden kann.
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Derzeit muss außerdem noch bestimmt werden, ob die Yacht in den Hafen von Palermo oder nach Termini Imerese gebracht werden soll. Auf jeden Fall muss das Boot in einem beaufsichtigten und geschützten Bereich verbleiben, damit die Ermittler ihre Untersuchungen fortsetzen und neue Erkenntnisse gewinnen können.
Denn: Die Yacht ist ein Beweisstück, von seiner Untersuchung hängen die weiteren Ermittlungen in dem Fall ab. Bisher ist immer noch nicht geklärt, warum die Yacht sinken konnte. Eins ist klar: Es wird nicht einfach sein, einen Koloss von fast 60 Metern Länge und einem 75 Meter hohen Mast zu „parken“, ganz zu schweigen von den rund 700 Tonnen-Gewicht.
Küstenwache gibt schwere Auflagen für die Bergungsaktion
Gleichzeitig fordert die Küstenwache Sicherheitsgarantien sowie die Einhaltung von Umweltschutzregelungen während der Aktion. Denn die Experten müssen auch den ökologischen Aspekt berücksichtigen, da sich in der „Bayesian“ 18.000 Liter Treibstoff und Motoröl befinden. Diese Tatsache hat die sizilianischen Fischer und Umweltschützer alarmiert. Sie machen sich Sorgen über das mögliche Auslaufen von Flüssigkeiten ins Meer. Das Wrack liegt nur eine halbe Meile von der Küste Palermos entfernt.
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Das letzte Wort über die Bergung hat „Camper & Nicholsons“, das Unternehmen, das die „Bayesian“ verwaltet und laut Gesetz für die Hebung des Schiffsrumpfes aus dem Golf von Porticello bei Palermo zuständig ist. Die technischen Aspekte der heiklen Operation müssen mit dem Hafenamt abgestimmt werden, der Bergungsplan muss dann von den Behörden genehmigt werden.
Mitte Dezember soll der finale Auftrag vergeben werden. Die Aktion soll etwa Mitte Januar 2025 beginnen. Innerhalb von etwas mehr als einem Monat (höchstens fünf Wochen) wird das Schiff vom Meeresgrund an die Oberfläche gehievt und an Land gesichert werden.
„Bayesian“: Die Bergung kostet Millionen
Bei der Wahl des Bergungsplans werden natürlich auch die Kosten berücksichtigt, die Millionen betragen dürften. Laut dem Experten Nick Sloane könnte die Bergung circa 15 Millionen Euro kosten. Der Südafrikaner hatte 2012 die Hebung des vor der toskanischen Insel Giglio havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia organisiert.
Der Vorgang galt als weltweit präzedenzlos und dauerte damals zwei Jahre. Das 290 Meter lange Schiff wurde zur Abwrackung zum Hafen Genua geschleppt.
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Kapitän der „Bayesian“ angeklagt
Die „Bayesian“ sank während eines plötzlichen schweren Unwetters vor dem Hafen von Porticello in der Nähe von Palermo, der Hauptstadt Siziliens. Der britische Milliardär Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter Hannah kamen bei dem Schiffsunglück zusammen mit weiteren fünf Personen ums Leben. Die Ermittlungen rund um das Unglück laufen noch, angeklagt sind bisher drei Personen, darunter der neuseeländische Kapitän.