Berlin. Italien ist eines der beliebtesten Reiseziele der Welt. Klar, dass es zu den Feiertagen schnell voll werden kann. Neapel will das ändern.
Nirgendwo auf der Welt ist die Vorweihnachtszeit so kreativ und fantasiereich, so lebensfroh und opulent, wie in den engen Gassen von Neapels Altstadt. Die Via San Gregorio Armeno im Herzen der Vesuvstadt ist das Reich der neapolitanischen Krippenbauer. Seit vielen Generationen stellen hier circa 40 Kunsthandwerksbetriebe alles her, was in eine Weihnachtskrippe gehört.
Nicht nur die einzigartigen Krippenfiguren sind gefragt, sondern vor allem die Krippen selbst, die aus Materialien wie Holz, Kork und Moos gefertigt werden. Häufig gehen die Krippenbauer über den einfachen Stall von Bethlehem hinaus und kreieren ganze Landschaften mit mehreren Gebäuden, in denen Bauern, Schmiede, Bäcker und Gemüsehändler ihren Tätigkeiten nachgehen. Besonders aufwändige Krippen zeichnen sich durch Details aus, wie künstliche Glut, die aus Pizzaöfen flackert, oder kleine Bächlein, die Mühlräder antreiben.
Viertel in Neapel ist total überlaufen
Die Via San Gregorio Armeno ist in der Vorweihnachtszeit normalerweise von Touristen überlaufen. Der Strom der italienischen und ausländischen Besucher, die sich von der ganz speziellen Atmosphäre der dieser Straße in der Adventszeit verzaubern lassen, nimmt immer mehr zu. So stark, dass die Gemeinde Neapel jetzt den Zugang regulieren möchte.
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Für einen Eklat sorgt Stadtratsmitglied Gennaro Esposito, der eine Eintrittskarte von fünf Euro für den Zugang zur Straße der Krippenbauer einführen möchte. „So können wir die Touristenströme besser regeln und auch die Bedürfnisse der Einwohner berücksichtigen“, meint Esposito. Er will sich an Venedig ein Beispiel nehmen, das im vergangenen Frühjahr fünf Euro Eintrittsgeld für Tagestouristen an bestimmten Wochenenden und Feiertagen eingeführt hat.
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Die Eintrittskarte soll laut Esposito über eine App gekauft werden. Das Eintrittsgeld soll nur zu den Zeiten des größten Touristenzustroms, z. B. an Weihnachten, erhoben werden. Damit könnten die Lebensbedingungen der Einwohner verbessert werden, indem die durch den Übertourismus bedingte Überbelastung verringert wird und die Besucherströme über das Jahr besser verteilt werden. Esposito ist der Ansicht, dass man so das Eintrittsgeld in die Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen, der Sicherheit und der Stadthygiene investieren könne.
Massentourismus ist für die Anwohner ein Riesenproblem
Der Massentourismus führe zu erheblichen Unannehmlichkeiten für die Anwohner, die eine Verringerung ihrer Lebensqualität zu spüren bekämen. Wegen des starken Menschenstroms sei der Stadtkern blockiert, was auch die öffentliche Gesundheit gefährde, meint Esposito. „Die Straßen sind so überfüllt, dass es nahezu unmöglich ist, zu Fuß zu gehen, Menschen im Rollstuhl sind dabei besonders belastet. Unter diesen Umständen müssen viele Personen darauf verzichten, die Schönheit ihrer Stadt zu bewundern“, meint das Stadtratsmitglied.
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Espositos Vorschlag einer Eintrittskarte löst heftige Diskussionen aus. „Neapel ist nicht Venedig“, lautet der Slogan der Gegner des Projekts. Vor allem die Kunsthandwerker in der Altstadt stellen sich quer. „Mit der Eintrittskarte würde der authentische volkstümliche Charakter unserer Straße verloren gehen. Sie lebt von der Präsenz der Familien und Kinder aus der ganzen Welt, die die Krippen bestaunen und ihren großen symbolischen Wert für Frieden und Geschwisterlichkeit in sich aufnehmen. Wir sind der Meinung, dass nicht eine Eintrittskarte, sondern andere Maßnahmen für den Stadtkern ergriffen werden sollten, wie z.B. Einbahnstraßen, eine verstärkte Polizeipräsenz, eine stärkere Nutzung der Seitenstraßen, um den Zugang zu regeln. Für all das ist jedoch Planung notwendig“, sagt Vincenzo Capuano, Präsident der Vereinigung der Krippenbauer in Neapel.
„Wir wünschen uns, dass jede Person unsere Umgebung mit der gewohnten Freude und Freiheit besuchen kann. Wir sind zur bestmöglichen Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung bereit, um die Besucherströme zu regeln“, führt Capuano weiter aus.