Berlin. Im Online-Zahlungsdienst treiben Betrüger ihr Unwesen. Viele Nutzer berichteten vom „Betrug mit Gastkonten“. Was dahinter steckt.
Auf der „Paypal“-Community-Website häufen sich aktuell die Beschwerden über eine neue Betrugsmasche – und das so kurz vor Black Friday. Dabei ist von einem „Betrug mit Gastkonten“ die Rede. Das funktioniert laut eines Users wie folgt: „Jemand nutzt meine E-Mail-Adresse / IBAN, um Gastkonten anzulegen und damit zu bestellen. Bisher ist das schon drei Mal passiert.“ Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, ist das kein Einzelfall mehr. Doch wie kann das funktionieren?
„PayPal“ erfreut sich bei Nutzern großer Beliebtheit, da der Dienst einfach, schnell und praktisch ist – genau das soll auch diese Funktion bieten. Sie ermöglicht es, Zahlungen über den Dienst abzuwickeln, ohne einen eigenen PayPal-Account zu besitzen. Dabei wird der Betrag direkt vom Girokonto eingezogen. Dies ist bis zu drei Mal möglich, solange der Gesamtbetrag von 1500 Euro nicht überschritten wird. Dieses Verfahren birgt allerdings auch Risiken, wie Heiko Fürst, Referent im Team Marktbeobachtung Finanzmarkt beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv), gegenüber der „Wirtschaftswoche“ bestätigt: „Über Betrug mit PayPal-Gastkonten beschweren sich immer wieder Verbraucherinnen und Verbraucher bei den Verbraucherzentralen.“
Kriminelle scheinen diese Funktion für sich entdeckt zu haben. Sie nutzen sie, um in fremdem Namen Waren zu bestellen und zu bezahlen. Dabei überrascht, wie wenig persönliche Daten offenbar ausreichen, um die Gastkonto-Masche erfolgreich umzusetzen.
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Betrug mit PayPal-Gastkonten: Frust bei Betroffenen
Die Opfer der sogenannten PayPal-Gastkonto-Masche fühlen sich hilflos und frustriert, denn der Betrug lässt sich kaum verhindern. Der Zahlungsdienstleister empfiehlt laut „Wirtschaftswoche“, bei unberechtigten Abbuchungen direkt Kontakt zur eigenen Bank aufzunehmen und eine Rückbuchung der Lastschrift zu beantragen. Zusätzlich sei es ratsam, den PayPal-Kundenservice zu kontaktieren. Hier müssen potenzielle Betrugsopfer ihre Identität nachweisen, damit der Fall geprüft werden kann.
Verbraucherschützer wie Heiko Fürst vom Bundesverband der Verbraucherzentralen sehen ein grundlegendes Problem: Die Identität der Nutzer wird bei Zahlungsdiensten wie PayPal offenbar nicht ausreichend geprüft. „Verbraucherinnen und Verbraucher können sich vor diesem Betrug nicht schützen“, kritisiert er gegenüber dem Portal. Zudem bemerken viele Opfer den Betrug erst spät, da echte Benachrichtigungen zwischen zahlreichen Spammails untergehen. Besonders wichtig sei es daher, bei Inkassoforderungen zu reagieren, sie nicht zu ignorieren und rechtzeitig Widerspruch einzulegen, auch wenn man selbst keine Ware bestellt hat.
Doch nicht nur Kunden, sondern auch Händler leiden unter den betrügerischen Aktivitäten. Wie der Händlerbund, eine Interessenvertretung von Onlineshops, gegenüber der „Wirtschaftswoche“ erklärte, bleibt der Händler häufig auf den Kosten sitzen: Betroffene ziehen ihr Geld zurück, und der Shop bleibt sowohl ohne Ware als auch ohne Zahlung.