Portofino. In Italiens reichster Stadt leben die Reichen in Saus und Braus. Nun hat die Stadt einen Plan aufgestellt, damit auch Ärmere hinziehen.
Wohnen in Portofino, das ist für viele ein Traum. Die Nobelortschaft der ligurischen Riviera in Italien ist ein Magnet für Promis und gilt als Saint-Tropez Norditaliens. Im September gab Boris Becker seiner Lebensgefährtin Lilian de Carvalho Monteiro in Portofino das Ja-Wort. Im August logierte Superstar Madonna in der Villa Olivetta, dem Anwesen des Designerduos Domenico Dolce und Stefano Gabbana, im Zentrum des idyllischen Urlaubsdorfes.
Einige Wochen davor hatten der indische Magnat Anant Ambani und seine Verlobte Radhika Merchant hier mit 800 Gästen ihre Vorhochzeit gefeiert. Für musikalische Unterhaltung sorgte Star-Tenor Andrea Bocelli. Die berühmte „Piazzetta“, der Hauptplatz Portofinos, auf dem sich Touristen aus der ganzen Welt tummeln, wurde für die Feier mit Bollywood-Stars, Musikern und Cricket-Meistern abgeriegelt.
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Pastellfarbene Häuser, exklusive Boutiquen, Sterne-Restaurants und Mega-Jachten im Hafen locken Touristen aus aller Welt nach Portofino – die reichste Stadt Italiens. Das berichten zumindest die Tageszeitungen Corriere de la Sierra und Il Messagero und berufen sich dabei auf eine Analyse des italienischen Finanzministeriums.
Italiens Urlaubsort für Superreiche: So billig werden Wohnung angeboten
Viele Unternehmer und Politiker besitzen in Portofino eine Ferienwohnung. Doch das einstige Fischerdorf, das von steilen Hügeln, Pinien- und Olivenhainen umgeben ist, will sich nicht mit einer Rolle als Urlaubsort für Superreiche begnügen, es will auch Einwohner gewinnen, die das ganze Jahr über im Dorf leben. So hat die Gemeinde eine öffentliche Ausschreibung gestartet, um frei werdende Gemeindewohnungen zum bescheidenen Preis von fünf Euro pro Quadratmeter zu vergeben.
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Da es sich um kleine Wohnungen von 35 bis 75 Quadratmeter handelt, kann man sich die Miete leicht ausrechnen: Die kleinste Wohnung kostet 175 Euro pro Monat, die größte 375 Euro. Dabei handelt sich um 30 Wohneinheiten, die sich an der Piazza della Libertà befinden, neben dem Rathaus und nur wenige Meter von der berühmten „Piazzetta“ entfernt.
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„Eine Kommission wird entscheiden, wer die Wohnungen bekommt. Es sind bei uns viele Anträge eingegangen. Auch Personen, die in anderen Gemeinden oder sogar in anderen Regionen wohnen, können sich an der Ausschreibung beteiligen“, betonte der Vizebürgermeister der Ortschaft Giorgio D´Alia.
Die Kommission wird in den nächsten Wochen zusammentreten und eine Entscheidung treffen. Personen mit niedrigem Einkommen werden bei der Vergabe der Wohnung bevorzugt. Wer in Portofino bereits lebt, soll Vorrang haben. „Wir wollen das Dorf wieder bevölkern, und zwar nicht nur während der Sommermonate. Derzeit leben hier lediglich 200 Familien, eine Zahl, die im Vergleich zu früher sehr gering ist“, so D‘Alia.
In Italiens Nobeldorf fehlt es an Supermärkten
Bürgermeister Matteo Viacava hat ein klares Ziel vor Augen. „Wir werden nicht erlauben, dass Portofino nur noch als Disneyland für Touristen eine Zukunft hat. Ich wünsche mir, wieder Kinder auf dem Dorfplatz Fußballspielen zu sehen“, sagte er.
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Um eine Wohnung buhlt ein Kaufmann aus Mailand, der es vorzieht, anonym zu bleiben: „Ich arbeite zwischen der Lombardei und Ligurien, ich habe im vergangenen Juni von der Möglichkeit erfahren, eine Wohnung in Portofino zu erhalten. Ich stehe kurz vor der Pensionierung, ich bin von meiner Frau getrennt und mein Sohn lebt in der Nähe von Portofino. Für mich wäre das eine hervorragende Gelegenheit, um mich in einem wunderschönen Ort niederzulassen. Ich habe mich sofort beworben, aber ich mache mir keine Illusionen, eine Wohnung zu bekommen“, sagte der Mann gegenüber der Tageszeitung „La Repubblica“.
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Allerdings räumt er auch ein, dass Portofino auch einige Nachteile habe: „Es fehlt beispielsweise ein Supermarkt und man muss bis in den Nachbarort Santa Margherita fahren, um einzukaufen. Und es fehlt eine Erste-Hilfe-Station für Notfälle. Besonders im Sommer ist es nicht einfach, schnell dorthin zu gelangen“, berichtete der Bewerber.
Zudem fehle es an Parkmöglichkeiten, das sei ein weiterer Nachteil. Aber Anwohner könnten „sich auf eine Warteliste setzen lassen, um einen Parkplatz zu beantragen“, sagt Vizebürgermeister D‘Alia. Das ist eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit, wenn man bedenkt, dass die Parkplätze in Portofino teuer sind. Im Sommer zahlt man acht Euro für die erste Stunde, 16 für die zweite, und der ganze Tag kostet 51 Euro. Das Leben in einer Nobelortschaft ist teuer.
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