Berlin. Sechs ausländische Touristen sind tot, nachdem sie in Laos gepanschten Alkohol getrunken haben. Die Ermittlungen zu den Todesfällen laufen.
Es hätte ein Traumurlaub werden sollen, stattdessen sind zwei 19-jährige Australierinnen tot, ebenso wie mindestens vier weitere Touristinnen und Touristen aus Großbritannien, den USA und Dänemark. Weitere Menschen liegen noch im Krankenhaus.
Gestorben sind die Reisenden anscheinend an den Folgen einer Methanolvergiftung. Mediziner und Forscher warnen nun vor dem geschmacklosen Gift, das sich in gepanschtem Alkohol findet und im Urlaub den Tod bringen kann.
Was ist Methanol überhaupt?
Methanol ist ein Alkohol, wie das bekannte Ethanol, das wir in alkoholischen Getränken zu uns nehmen. Wie Ethanol ist es eine klare, farblose Flüssigkeit. „Es hat auch einen ähnlichen Geruch wie Ethanol“, erklärte Ian Musgrave, ein Dozent für Pharmakologie an der University of Adelaide, in einem Fachartikel zum Thema. Methanol und Ethanol haben jedoch unterschiedliche chemische Strukturen – Methanol besteht aus nur einem Kohlenstoffatom, während Ethanol aus zwei besteht.
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Dieses eine Kohlenstoffatom mache den Unterschied, so Musgrave. „Das bedeutet, dass Methanol in unserem Körper anders verarbeitet wird und viel giftiger ist als Ethanol.“ Methanol wird in einer Vielzahl von Industrie- und Haushaltsprodukten verwendet, beispielsweise in Scheibenreinigungsflüssigkeiten, Frostschutzmitteln und Kraftstoffen. Es ist nicht sicher für den menschlichen Verzehr.
Methanol: Der Tod kommt in flüssiger Form
Im menschlichen Körper wird Methanol ganz anders abgebaut als Ethanol: Es wird in Formaldehyd, eine Chemikalie, die beispielsweise in Industrieklebern und zum Einbalsamieren von Leichen verwendet wird, und dann in Ameisensäure abgebaut. Letztere vergiftet die Mitochondrien, die Kraftwerke unserer Zellen. Deswegen kann ein Mensch, der Methanol zu sich genommen hat, eine schwere metabolische Azidose erleiden, eine stoffwechselbedingte Übersäuerung des Blutes.
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Nach einer Methanolvergiftung treten Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen auf, Betroffene können bewusstlos werden und ins Koma fallen. Häufig kommt es auch zu Netzhautschäden, die die Patientinnen und Patienten erblinden lassen. „Dies liegt daran, dass die Netzhaut voller aktiver Mitochondrien ist und empfindlich auf deren Beschädigung reagiert“, schrieb Musgrave.
Nicht jeder, der Methanol konsumiert hat, müsse gleich sterben, erklärte der Experte. Eine schnelle Behandlung könne den Schaden erheblich reduzieren. Neben einer Intubation und mechanischen Beatmung, um Patienten das Atmen zu erleichtern, können Medikamente wie Fomepizol verabreicht werden, das die Bildung giftiger Ameisensäure hemmt. Mithilfe von Dialyse kann das Methanol aus dem Körper entfernt werden.
Wie gelangt Methanol in alkoholische Getränke?
Laut des Experten kann Methanol in jedem alkoholischen Getränk vorkommen, am wahrscheinlichsten sei es jedoch in Getränken mit höherem Alkoholgehalt, wie zum Beispiel Spirituosen, und traditionell gebrauten Getränken, wie zum Beispiel Fruchtweinen. „Manchmal wird es absichtlich und illegal während oder nach der Herstellung hinzugefügt, um den Alkoholgehalt eines Getränks billiger zu erhöhen“, schrieb Musgrave.
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Herkömmliche Braumethoden könnten neben Ethanol auch unbeabsichtigt toxische Methanolmengen erzeugen, abhängig von den Mikroben und der Art der im Fermentationsprozess verwendeten Pflanzenmaterialien.
Methanol-Vorfälle gibt es in Asien immer wieder
Tatsächlich sind Vorfälle wie die in Laos nicht selten. Vor allem bei Reisen in Gebieten mit traditionell fermentierten Getränken wie Südostasien, dem indischen Subkontinent und Teilen Afrikas sollten sich Urlauberinnen und Urlauber vor gepanschtem Alkohol in Acht nehmen. Vor allem aus Indonesien werden in regelmäßigen Abständen Todesfälle gemeldet. Im letzten Jahr kamen auf der Insel Java mindestens zwölf Menschen ums Leben, nachdem sie gepanschten Schnaps getrunken hatten. Aber auch aus Europa gibt es Beispiele: 2009 starben drei Jugendliche aus Deutschland, als sie während einer Klassenfahrt in der Türkei mit Methanol versetzten Wodka tranken.
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Ein Experte für forensische Medizin an der australischen Monash University berichtete gegenüber Radio New Zealand, dass es oft einen Tag dauere, bis Symptome auftreten würden, insbesondere wenn die Methanolquelle im Wesentlichen mit Ethanol kombiniert wurde. Bereits eine geringe Menge könne dabei tödlich sein, sagte David Ranson. „Selbst 20 bis 30 Milliliter können wirklich gefährlich sein.“ Viele würden am Ende oft mehr als das trinken, einfach weil sie mehrere Getränke konsumieren, die dann vermutlich alle kontaminiert waren.