Berlin. Der Schauspieler ist einer der bekanntesten deutschen Darsteller. Im Interview spricht er übers Älterwerden und den Verlust seines Vaters.
Kaum hat Florian David Fitz seinen 50. Geburtstag gefeiert, startet auch schon seine aktuelle Kinokomödie „Der Vierer“. Die hat auch ein paar Berührungspunkte mit seinem persönlichen Leben. Die Herausforderungen, mit denen die Protagonisten des Films konfrontiert sind, versucht der Schauspieler indes nicht mit sexuellen Experimenten zu bewältigen – sondern unter anderem mit Meditation und Gartenarbeit. Und auch seine beiden Zwillinge spielen dabei eine wichtige Rolle.
Was finden Sie persönlich an der Thematik von „Der Vierer“ interessant?
Florian David Fitz: Wir haben hier Protagonisten, die in der Mitte des Lebens angekommen sind. Das Kind ist aus dem Haus, sie haben sich auseinandergelebt und sehr unterschiedliche Lebenswirklichkeiten und Wünsche. Und jetzt versuchen sie über einen Vierer die Beziehung zu retten. Super Rezept für einen gepflegten Abend mit Freunden. (lacht)
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Es ist also ein Film über eine Midlife-Crisis?
Fitz: Auch.
Haben Sie die selbst erlebt?
Fitz: Ich bin mittendrin, schon seit 40 Jahren. (lacht)
Fitz über Midlife-Crisis: „Leben fühlt sich nicht mehr ganz neu an“
Wie kann man sich die Herausforderung dieser Krise vorstellen?
Fitz: In meinem Alter – und das geht meinen gleichaltrigen Freunden genauso – fühlt sich das Leben nicht mehr ganz neu an. Man hat alles irgendwie schon mal geschmeckt und gesehen. Die Frage ist daher: Wie kriegt man es wieder hin, dass man Sachen wieder richtig wahrnimmt? Es bringt nichts, die Reize ständig zu erhöhen. Das sieht man ja auch bei den Protagonisten des Films.
Es gibt nur wenige Mittel. Das Handy ist sicher keines davon. Denn wenn ich ständig Nachrichten gucke, bin ich konstant woanders. Aber durch die Kinder kann man lernen, wieder da zu sein. Denn für die ist ja alles neu. Es ist so, wie wenn du jemand eine Stadt zeigen musst, der sie nicht kennt. Dann sehe ich sie auch noch mal neu. Ich habe das noch nicht gelernt, aber das steht noch an.
Was hilft Ihnen sonst noch, diesen unbefangenen Blick wiederzubekommen?
Fitz: Die Mittel, die mir dazu einfallen, sind immer dieselben: Meditation, weniger machen, Reize herunterfahren. Es ist aber auch wahnsinnig langweilig und hat mit Disziplin zu tun. Und das ist nicht supersexy.
Sie können sich aber trotzdem herunterfahren?
Fitz: Nö. (lacht) Nicht gut genug.
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Was für eine Meditation machen Sie?
Fitz: Ich mache es gar nicht so spirituell. Am Ende reicht es, wenn ich mich hinsetze und versuche, einfach nur hier zu sein. Wie unfassbar schwer das ist, weiß jeder, der auch nur drei Minuten meditiert hat. Aber wenn du das gemacht hast, gehst du automatisch ein bisschen besser durch den Tag. Dann benutzt man wieder ein bisschen mehr seine Sinne.
Das hat Fitz mit seiner neuen Rolle gemeinsam
Ihre Figur im Film ist ja jemand, der keine so großen Ambitionen mehr hat ...
Fitz: Er würde sich am liebsten in den Massagesessel vor den Fernseher legen, Händchen halten und sagen, lass uns „Tatort“-guckend langsam in den Sonnenuntergang gleiten.
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Würden Sie langsam in den Sonnenuntergang davongleiten wollen?
Fitz: Es gibt ja nur eine bedingte Auswahl. Raus mit einem Knall, oder langsam und elegant. Ich finde das nicht so gruselig. Es gab immer diesen Anteil in mir, der sagt: „Hey, dann mache ich halt den Garten.“ (lacht) Das klingt so 80-jährig.
Und den haben Sie auch?
Fitz: Ja, der ist aber eher praktisch und auf Kinder ausgelegt und noch sehr im Werden. Es gab dieses Jahr zwei Birnen, zwei Quitten, viele Äpfel, Himbeeren, sieben Kirschen – fast jeden Monat etwas Neues. Das ist für die Kinder cool.
So denkt Florian David Fitz übers Älterwerden
Aber insgesamt sind doch die Umbrüche in dieser Midlife-Crisis positiver Art, finden Sie nicht?
Fitz: Doch. Natürlich gibt es nicht viele körperliche Vorteile des Älterwerdens. Aber ich finde es interessant, wie sich Männer und Frauen verändern. Wie ich gelesen habe, nehmen bei den Frauen die weiblichen Hormone ab und die männlichen kommen hoch. Und bei den Männern ist es andersrum. Deshalb sagen dann Frauen von ihren Partnern: „Jetzt weint er plötzlich.“
Beide Geschlechter werden runder und gleichen sich aneinander an. Und auch der Eiertanz, um sexy gefunden zu werden und einen Partner abzukriegen, wird unwichtiger. Das entspannt. Mein Vater hat mit Mitte 70 zu mir gesagt: „Man denkt immer, es fällt einem was weg, wenn man nicht mehr jedem Rock hinterherschaut. Aber seit das nicht mehr so wichtig ist, ist mein Leben so viel größer geworden.“
Man hat Angst, dass einem was weggenommen wird. Aber vielleicht wird einem ja auch was geschenkt. Und noch was hat er mir mitgegeben. Man kann einfach die zweite Hälfte des Lebens nicht nach dem Rezept der ersten Hälfte leben. Man muss sich vielleicht ein bisschen neu erfinden. Das nervt und strengt vielleicht an, aber es ist doch eigentlich total cool. Noch mal was Neues.
Wie weit sind Sie bei der Rezeptfindung?
Fitz: Ich bin eher mittendrin. Ich merke, dass es neu durchgemischt hat, aber eher, weil ich eben eine neue Entscheidung für mein Leben getroffen habe.
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Sie haben Ihre Kinder dazubekommen, dagegen haben Sie vor nicht langer Zeit Ihren Vater verloren. Wie wird man mit diesem Schmerz fertig?
Fitz: Ich bin ja nun nicht der Erste, der gehen muss. Das ist buchstäblich allen Lebewesen, die je auf diesem Planeten gelebt haben, passiert. Klingt jetzt nicht so tröstlich. (lacht) Aber es setzt es ein bisschen ins Verhältnis. Und was den Umgang angeht: Es gibt ja nur Loslassen oder Festhalten. Der eine Prozess ist angenehmer, der andere schmerzhafter – das Ergebnis ist dasselbe. (lacht)
Lassen Sie uns lieber übers Leben reden. Sie sind ja unlängst 50 geworden. War das eine Umstellung?
Fitz: An die 50 habe ich mich schon gewöhnt. Viel schockierender finde ich es, dass ich in zehn Jahren 60 bin.