Hamburg. Forscher enthüllen: Michelangelos Meisterwerk an der Decke der Sixtinische Kapelle birgt die Darstellung einer tödlichen Krankheit.
Jedes Jahr besuchen Tausende von Menschen die Sixtinische Kapelle, um Michelangelos meisterliche Fresken an der Decke zu bewundern. Seit mehr als 500 Jahren zieren die Kunstwerke das Innere des Bauwerkes und Historiker haben vermeintlich jedes Detail genau unter die Lupe genommen.
In einer neuen Untersuchung haben Forscher durch die Einbeziehung verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen einen Hinweis entdecken können, der auf eine tödliche Krankheit hindeutet. Nach Ansicht der Wissenschaftler hat Michelangelo bewusst dieses Detail mit einfließen lassen, um auf die Vergänglichkeit des Lebens hinzuweisen.
Forscher erstaunt: Grausames Detail in berühmtem Gemälde entdeckt
Auf Anordnung von Papst Julius II. begann Michelangelo eher widerwillig, das Gewölbe der Sixtinischen Kapelle zu gestalten. Die gesamten Fresken der Decke, die aus der Hand dieses außergewöhnlichen Künstlers stammen, schuf er in nur vier Jahren von 1508 bis 1512. Mit diesem Werk erschuf Michelangelo ein unvergleichliches Kunstwerk, das die westliche Kunstgeschichte nachhaltig prägen und verändern sollte.
Über 500 Jahre nach ihrer Entstehung ziehen Michelangelos Fresken mit ihrer einzigartigen ikonografischen Tiefe jedes Jahr zahllose Besucher an. Sie gelten bis heute als Meisterwerke in der Geschichte der Malerei. Er ließ bei der Gestaltung der Fresken jahrelange Erfahrung in der Anatomie und in der Erfassung außergewöhnlicher Details einfließen.
Verbirgt sich die Darstellung einer tödlichen Krankheit in Michelangelos Kunstwerk?
Eine detaillierte Untersuchung der Brust einer Frau, die auf der zweiten Spannweite des Gewölbes gemalt ist, hat ergeben, dass die ungewöhnlichen Merkmale auf fortgeschrittenen Brustkrebs hindeuten. Dabei handelt es sich um eine Krankheit, die dem Künstler nicht nur bekannt gewesen sei, sondern die er auch absichtlich dargestellt habe.
Für den Laien ist die Frau nur eine von vielen erschöpften Menschen, die den steigenden Wassermassen entkommen, die Gott geschickt hat, um die Welt von der Sünde zu reinigen. Für Kunsthistoriker ist die blaue Farbe des Kopftuchs ein Zeichen für ihren Status als verheiratete Frau und ihr Finger, der auf die Erde zeigt, deutet darauf hin, dass ihre Rückkehr in den Staub unmittelbar bevorsteht.
Mediziner richteten ihre Aufmerksamkeit auf die linke Brust, die durch Alter und Mutterschaft geformt ist, mit einer Schattierung, die auf eine eingezogene Haut um die Areolarregion hinweist, und subtilen Schwellungen im oberen Viertel und in der Nähe der Achselhöhle. Würde es sich um ein Foto in einer Fallakte handeln, so würden alle diese Merkmale stark auf Brustkrebs hindeuten.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Decke zahlreichen Eingriffen und Restaurierungen unterzogen, um ihre Farben und Details zu bewahren, einschließlich einer umfassenden Überarbeitung im späten 20. Jahrhundert. Vergleiche von Fotografien, die in der Vergangenheit von den Szenen gemacht wurden, machen deutlich, dass sich die ursprüngliche Form und Schattierung der Brüste nicht wesentlich verändert haben.
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Michelangelo: Verzerrte Brust auch in anderen Gemälden zu erkennen
Tod und Krankheit waren Michelangelo nicht fremd. Im Gegensatz zu vielen zeitgenössischen Künstlern, die ihr Handwerk durch das Studium lebender Modelle verfeinerten, nahm er seit seiner Jugend an Sezierungen teil und lernte so, wie der Körper auf mechanischer Ebene funktioniert.
Dies ist möglicherweise nicht einmal Michelangelos einzige Darstellung der Krankheit. Jahre später schuf er für das Grabmal von Giuliano de‘ Medici eine weibliche Darstellung der Nacht mit einer ähnlich verzerrten Brust, die bereits im Jahr 2000 die Aufmerksamkeit der Onkologen auf sich zog.
Die Darstellung von Brustkrebs durch Michelangelo könnte laut dem Forscherteam könnte auf ein Konzept der Vergänglichkeit des Lebens beruhen und die Bedeutung einer Bestrafung beinhalten.