Hamburg. Die über 5000 Jahre alte Keilschrift ist eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheit. Ihr Ursprung kommt wohl in Zylinderform.
Die über 5000 Jahre alte Keilschrift ist der Ursprung der Schrift und zugleich ein Fenster in die älteste Geschichte der Menschheit. Ohne dieses frühe Schriftsystem wären Handelsabsprachen, Mythen und königliche Erlasse des altertümlichen Mesopotamiens für Archäologen verloren geblieben. Doch wo nahm die Keilschrift ihren Anfang? Eine neue Studie von Philologen der Universität Bologna liefert nun faszinierende Hinweise.
Demnach entstand die Keilschrift aus einfachen Symbolen auf „Rollsiegeln“, die Händler für die Kennzeichnung von Gütern nutzten. Diese Entdeckung unterstützt die Theorie, dass die Schrift ursprünglich als Mittel zur Buchhaltung entwickelt wurde, um Handelsaktivitäten festzuhalten.
Das Volk der Sumerer aus dem südlichen Mesopotamien entwickelte aus den frühen Symbolen eine komplexe Schrift und begründete damit eine der größten Errungenschaften der Menschheit. Die neue Studie zu den Ursprüngen der Keilschrift wurde im Fachmagazin „Antiquity“ veröffentlicht.
Archäologie: Rollsiegel waren Vorlage für „Proto-Keilschrift“
Die Sumerer drückten keilförmige Schriftzeichen auf Tontafeln nieder. Die ersten dieser Tontafeln datieren Archäologen auf etwa 3200 v. Chr. Zuvor inspirierten die Symbole der zylindrischen Rollsiegeln eine frühe Keilschrift, die sogenannte „Proto-Keilschrift“.
Der Proto-Keilschrift fehlten noch grammatikalische Regeln, wodurch komplexe Bedeutungen nicht dargestellt werden konnten, erklärte die nicht an der Untersuchung beteiligte Archäologin Amy Richardson gegenüber „New Scientist“. Beispielsweise könne die Proto-Keilschrift „Sieben Weizenbüschel“ darstellen, wohingegen man in der Keilschrift mitteilen könne, dass „sieben Weizenbüschel zu dir geliefert werden“.
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Forscher: Rollsiegel dokumentierten Transport von Gütern
Die Zylinder wurden bereits mehr als 1000 Jahre vor dem Auftauchen der Keilschrift in Mesopotamien verwendet. „Wir haben uns auf Siegelzeichen konzentriert, die vor der Erfindung der Schrift entstanden sind und sich dann bis in die Zeit der Proto-Schrift weiterentwickelt haben“, sagten Kathryn Kelley and Mattia Cartolano, die Co-Autoren der Studie, in einem Statement, das „Live Science“ vorliegt. Unter anderem das älteste literatische Werk der Menschheit, das Gilgamesch-Epos, wurde in der Keilschrift verfasst.
Auf den Rollsiegeln sind Muster und Bilder eingeprägt. Werden sie über nasse Tonplatten gerollt, hinterlassen sie rechteckige Symbole. Die Symbole bezogen sich oft auf transportierte Güter oder auf an Transaktionen beteiligte Beamte, sagte Cartolano gegenüber „New Scientist“. Eines der klarsten Beispiele, das Forscher sowohl auf den Rollsiegeln sowie in der Keilschrift fanden, sei die Darstellung von Stoff mit Fransen und einem Gefäß in einem Netz.
„Es beweist, dass die von Rollsiegeln bekannten Motive in direktem Zusammenhang mit der Entwicklung der Schrift im Südirak stehen und zeigt, wie Bedeutung von präliterierten Motiven in die Schrift übertragen wurde“, schreiben die Wissenschaftler. Zuvor wurde vermutet, dass der Ursprung der Keilschrift in einzelnen Tonzeichen liege, die wahrscheinlich zum Zählen verwendet wurden.
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Gilgamesch-Epos überlebte dank Keilschrift-Tontafeln
Verschiedene Völker wie die Sumerer, Babylonier, Assyrer, Hethiter oder Hurriter verwendeten die Keilschrift teilweise bis in das 1. Jahrhundert n. Chr., um ihre jeweilige Sprache zu schreiben. Aufgrund der immensen Verbreitung der Schrift wurden bis heute schätzungsweise bis zu eine Million Tontafeln ausgegraben, von denen nur ein Bruchteil bisher erforscht wurde.
Die Keilschrift ist kein Alphabet, sondern eine Wort- und Silbenschrift, bei der die verschiedenen Zeichen sowohl ganze Wörter als auch einzelne Silben darstellen können. Insgesamt gibt es etwa 900 Keilschriftzeichen, die im Laufe der Zeit für die verschiedenen Sprachen des Alten Orients angepasst wurden. Unter anderem wurde das wohl älteste literarische Werk der Weltgeschichte, das Gilgamesch-Epos, in der Keilschrift verfasst.
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