Hamburg. Forscher staunen über unglaublichen Beutezug: Riesiger Schwarm von Kabeljauen verschlingt Millionen Lodden in nur wenigen Stunden.
Die Natur hält regelmäßig überraschende Momente bereit, die selbst für erfahrene Meeresforscher eine Seltenheit darstellen. Beim Testen einer neuen Technologie zur Identifizierung von Fischarten stießen Wissenschaftler auf einen riesigen Schwarm von Lodden, einer sardinengroßen Fischart. Auf diesen wurden allerdings nicht nur die Forscher aufmerksam, sondern auch Kabeljaue, die zu einer einzigartigen Fressorgie ansetzten.
Seltenes Phänomen: Forscher beobachten spektakulären Raubzug
Ursprünglich hatte Shourav Pednekar vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) nur eine Akustik-Technologie (Ocean Acoustic Waveguide Remote Sensing (OAWRS)) zur Anwendung bringen wollen. Dabei werden Schallwellen im Meer versendet und im Anschluss die Muster ausgewertet, die von den jeweiligen Fischarten zurückgesandt werden.
Demnach gibt es die Möglichkeit, die Fischarten anhand der unterschiedlichen Schwimmblasen zu bestimmen. Die Schwimmblasen erzeugen Resonanzschwingungen, die sich je nach Art und Größe des Fisches unterscheiden. Beim Kabeljau handelt es sich um eher tiefe Resonanzen, während bei den Lodden mit ihren winzigen Schwimmblasen hohe Töne erzeugt werden.
Die Lodden boten in diesem Kontext die perfekte Möglichkeit, um die Akustik-Technologie zu testen. Der in etwa sardinengroße Fisch wandert aus dem arktisch Norden in Richtung Süden zur norwegischen Küste, um dort zu laichen.
Aus zunächst losen Gruppen formierte sich – zur Überraschung der Forscher – ein riesiger Schwarm von rund 23 Millionen Lodden, die in Richtung Meeresboden absanken. Doch nicht nur die Forscher wurden auf diesen Schwarm aufmerksam, der eine Länge von fast zehn Kilometern umfasste. Ein Schwarm von etwa 2,5 Millionen Kabeljauen fand in den Lodden das perfekte Futter und die Ozeanologen konnten einen einzigartigen Fressrausch über mehrere Stunden dokumentieren. Fast die Hälfte des gesamten Schwarms der Lodden fiel der Fressattacke zum Opfer.
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Fressorgien unter Wasser nicht ungewöhnlich – Sind Arten bedroht?
Laut Seniorautor Nicholas Makris sind solche Fressorgien im Meer nicht ungewöhnlich. Im Fall der Lodden vor der norwegischen Küste ist die Attacke nicht existenzbedrohend. Bei gefährdeten Fischarten hingegen könnte ein solcher Angriff gefährliche Auswirkungen nach sich ziehen.
„Es hat sich immer wieder gezeigt, dass es, wenn eine Population kurz vor dem Zusammenbruch steht, einen letzten Schwarm gibt. Und wenn diese letzte große, dichte Gruppe verschwunden ist, kommt es zum Zusammenbruch“, so Makris zu den Erkenntnissen der Fressattacke. Die neu entwickelte OAWRS-Technologie könnte helfen, ein umfangreiches Artensterben zu verhindern.