Hamburg. Triceratops und Stegosaurus sind zwei der bekanntesten Dinosaurier. Ihre Wurzeln könnten Millionen Jahre älter sein als bisher gedacht.
Der Ursprung der Dinosaurier ist dennoch ein faszinierendes Rätsel der Erdgeschichte. In einer Zeit, in der die Erde von urzeitlichen Landschaften und exotischen Lebensformen geprägt war, entstanden die ersten Dinosaurier und legten den Grundstein für eine Ära, die das Antlitz unseres Planeten für immer prägen sollte. Doch wie sahen die frühesten Dinosaurier aus? Welche evolutionären Schritte führten zu ihrer Entstehung? Und wie eroberten sie die Welt?
Eine bahnbrechende Entdeckung im südlichen Brasilien könnte neue Erkenntnisse über den Ursprung der Dinosaurier liefern. Vor 237 Millionen Jahren streifte ein hundegroßes Reptil, das nun als Gondwanax paraisensis bekannt ist, durch die üppigen, von Farnen überwucherten Wälder des heutigen Paraíso do Sul, im Süden des Landes.
Dieses Reptil, das in Form und Größe einem Windhund ähnelte, könnte eine der ältesten Dinosaurierarten sein, die jemals entdeckt wurden. Laut der im Fachjournal „Gondwana Research“ veröffentlichten Studie zu Gondwanax, könnte er die Geschichte einer bestimmten Gruppe von Dinosauriern um mehrere Millionen Jahre weiter zurückdatieren.
Dinosaurier in Brasilien könnte frühestes Exemplar der Vogelbeckensaurier sein
Seit dem 19. Jahrhundert stand bereits fest, dass Dinosaurier in der Triaszeit vor etwa 230 bis 250 Millionen Jahren entstanden sind, sagte Steve Brusatte, ein Paläontologe der Universität Edinburgh gegenüber der „New York Times“. Sie entwickelten sich aus den sogenannten Archosauriern, einer Gruppe von Reptilien, die als Vorfahren sowohl der Dinosaurier als auch der Krokodile gelten.
Diese frühen Dinosaurier teilten sich in drei Hauptgruppen auf: die fleischfressenden Theropoden (wie der T-Rex), die langhalsigen Sauropoden (wie der Brachiosaurus) und die Vogelbeckensaurier, eine Gruppe pflanzenfressender Dinosaurier, zu denen bekannte Arten wie der Triceratops und der Stegosaurus gehören.
Während Fossilien von frühen Theropoden und Sauropoden in der Triaszeit reichlich vorhanden sind, sind Beweise für die frühen Vogelbeckensaurier rar. Bisherige Funde waren fragmentarisch und oft unvollständig. Hier kommt Gondwanax ins Spiel, ein möglicherweise fehlendes Bindeglied in der Evolutionskette, das neue Einblicke in die Entstehung dieser Dinosauriergruppe bietet. Er gehörte zur Schwester-Art der Dinosaurier, den Silesauridae.
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Fossil aus Brasilien verlängert Geschichte um sieben bis zehn Millionen Jahre
Die meisten Mitglieder der Silesauridae bewegten sich auf vier Beinen und zeichneten sich durch lange Hälse und Beine sowie kurze Schwänze aus. Man vermutet, dass einige von ihnen zeitweise sogar aufrecht gingen. Die Gruppe der Silesauridae existierte wohl etwa 30 Millionen Jahre lang. Paläontologen vermuten, dass sie möglicherweise ein Vorläufer der Archosaurier gewesen sein könnten.
Gondwanax wurde von dem Paläontologen Rodrigo Temp Müller und seinem Team an der Universidade Federal de Santa Maria klassifiziert, nachdem ein Amateurfossiliensammler eine erstaunliche Fossilienspende machte. Der Fund umfasst Teile der Hüfte, des Oberschenkelknochens und Wirbel des Reptils, die auf seine Dinosaurierverwandtschaft hinweisen. Ein entscheidendes Merkmal ist die Anzahl der Hüftwirbel: Gondwanax besaß drei statt der üblichen zwei – ein Merkmal, das bei späteren Dinosauriern wieder auftaucht.
Wenn das stimmt, sagte Dr. Brusatte gegenüber der „New York Times“, würde es die Geschichte der Vogelbeckensaurier um sieben bis zehn Millionen Jahre verlängern. Er sieht darin auch einen Hinweis darauf, dass Dinosaurier früher viel häufiger und weiter verbreitet waren als bisher angenommen.