Berlin. „Ein Leben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan“ heißt das Buch der Clan-Aussteigerin. Nun wurde sie Opfer einer Gewalttat.

Eine Aussteigerin aus einem arabischstämmigen Clan, die über ihre Erlebnisse ein Buch geschrieben hat, ist in Berlin schwer verletzt worden. Das bestätigte die Berliner Staatsanwaltschaft am Freitag.

Unter dem Pseudonym Latife Arab veröffentlichte die Frau im März ein Buch über ihren schon länger zurückliegenden Ausstieg im Alter von 28 Jahren aus ihrer gewalttätigen Großfamilie: „Ein Leben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan“. In dem Buch, das in vielen Medien besprochen wurde und sich laut den Bestsellerlisten zahlreich verkaufte, schildert sie die kriminellen Geschäfte ihres früheren Clans im Ruhrgebiet mit Drogenhandel, Diebstählen, Überfällen, Menschenhandel, Schutzgelderpressung und Sozialhilfebetrug. 

Der Angriff soll laut Zeitungsberichten bereits im September erfolgt sein. Der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, teilte mit: „Ich kann bestätigen, dass bei uns ein Verfahren wegen des Angriffs auf eine „Clan-Aussteigerin“ anhängig ist. Zum Schutz der noch andauernden Ermittlungen können wir derzeit keine weiteren Informationen geben.“ Die Zeitungen „Bild“ und „Tagesspiegel“ hatten berichtet. 

Latife Arab schrieb über ihre persönliche Tragödie als Frau und vierfache Mutter in der Großfamilie, in der sie nach ihren Darstellungen zwangsverheiratet, vergewaltigt und immer wieder verprügelt wurde. Sie überlebte demnach Mordversuche, hatte Suizidgedanken und flüchtete ins Frauenhaus. Der Ausstieg besonders von Frauen aus den Clans wird als Verrat gesehen, Aussteiger leben in Gefahr.

Angriff mit schweren Verletzungen

„Bild“ und „Tagesspiegel“ schrieben, die Frau sei am 11. September im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) in Marzahn mit schweren Verletzungen aufgetaucht, sie habe Blutergüsse und Brandverletzungen gehabt. Das Krankenhaus, das auf die Behandlung von großflächigen Brandwunden spezialisiert ist, sei tagelang von der Polizei bewacht worden. Später habe die Frau die Klinik aber eigenständig verlassen und Polizeischutz abgelehnt. Wie viele Angaben sie über den Angriff und mögliche Täter machte, ist demnach unklar. Laut den Berichten soll sie der Polizei gegenüber nicht viele Angaben gemacht haben.

Der Begriff Clankriminalität wird von manchen Politikern kritisiert, weil er arabischstämmige Menschen alleine wegen ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft diskriminiere.

(dpa/fmg)