Hamburg. Es ist ein gewagter Plan: Statt teure Baustoffe zu transportieren, will die NASA auf dem Mond ihre Häuser aus Pilzen wachsen lassen.
In Science-Fiction-Filmen bestehen die Städte der Zukunft aus einem Gebirge aus Stahl, Glas und fliegenden Autos. Grüne Landschaften sucht man oft vergeblich. Doch die US-Raumfahrtbehörde NASA hat eine ganz andere Visionen für ihre zukünftigen Basen auf dem Mond und dem Mars. Sie sollen aus einem völlig nachhaltigem Material entstehen: Pilzen.
In einem von der NASA finanzierten Projekt wird daran geforscht, wie Pilze zu einem günstigen Baumaterial auf dem Mond entwickelt werden können. Denn im Vergleich zu herkömmlichen Baumaterialien müssen Pilze nicht erst extrem kostspielig dahin transportiert werden. Sie können einfach direkt an Ort und Stelle wachsen. Die Technologie könnte Billionen US-Dollar einsparen. Alles, was die Astronauten für ihre Pilzhäuser benötigen sollen, sind Mondstaub und Wasser.
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NASA: Pilze sollen mit Mondstaub und Wasser wachsen
„Im Moment sind traditionelle Wohndesigns für den Mars wie eine Schildkröte – wir tragen unsere Häuser mit uns auf dem Rücken – ein verlässlicher Plan, aber mit enormen Energiekosten“, zitiert eine NASA-Pressemitteilung Lynn Rothschild, die Leiterin des Frühstadiums des Projekts. „Stattdessen können wir Myzelien nutzen, um diese Lebensräume selbst anzubauen, wenn wir dort ankommen.“
Erst vor kurzem sagte die NASA dem „Mycotecture Off Planet Structures at Destination“-Projekt für die Entwicklung neue Mittel zu. Die NASA sehe das Vorhaben als vielversprechend an, bald sollen Experimente in der Erdumlaufbahn folgen. Denn es ist Teil eines größeren Vorhabens der NASA, auf den Mond zurückzukehren: dem Artemis-Programm.
Das Pilzprojekt bedient sich einer Philosophie, bei der mit nur auf dem Mond vorhandenen Materialien gebaut wird. Die ausgewählten Pilzarten benötigen für ihr Wachstum nur Wasser und Mondstaub, sogenanntes Regolith. Dabei können sie so manipuliert werden, dass sie bestimmte Strukturen formen, berichtet „Al Jazeera“. Sogar härter als Beton sollen diese Pilzgebilde werden.
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Häuser auf dem Mond: Pilze sind als Baumaterial erstaunlich stabil
Mycotecture heißt die grundlegende Technologie, die dahinter steckt. Sie wird bereits seit Jahren erfolgreich genutzt, um pilzbasierte Materialien in Gebäuden zu verbauen. Das US-amerikanische Architekturunternehmen redhouse forscht zusammen mit der NASA an den Mondhäusern aus Pilzen und stellt auch eigene „Ziegel“ aus Pilzen für die Verwendung auf der Erde her.
Dafür werden die Pilze mit organischen Materialien wie Pflanzen gefüttert, woraufhin die entstehenden Gebilde mit extremer Hitze behandelt und zu Blöcken gepresst werden. Ein Vorgang, der dem Material eine hohe Stabilität verleiht, wie der redhouse-Gründer Chris Maurer gegenüber „Al Jazeera“ erklärt.
„Die Stärke spielt auf dem Mond oder Mars keine große Rolle, da die Schwerkraft viel geringer ist und die aufbauenden Kräfte nach außen gerichtet sind, weil man sich in einem unter Druck stehenden Gefäß befindet“, so Maurer. „Anstelle der Schwerkraft, die auf Ihr Gebäude drückt, wird Luft herausgedrückt. Daher benötigen Sie kein gutes Material für die Druckfestigkeit, sondern für die Zugfestigkeit, die diesem Druck standhalten kann.“ Im Weltall brechen Gebäude also nicht zusammen, sondern auseinander.
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Pilzhäuser bieten Schutz vor Radioaktivität und Meteoriten
Laut „Al Jazeera“ bestehe der Plan darin, mit einer aufblasbaren Form zu beginnen, in der Mykomaterial mithilfe einer Kombination aus Pilzsporen und Algen aus der Erde gezüchtet wird, die sich vom Wasser und Regolith ernähren, das bereits auf dem Mond vorhanden ist. Ein Vorgang, der laut Maurer mehrere Billionen US-Dollar einsparen könne.
Neben der erstaunlichen Stabilität der Pilze, sind auch noch andere Eigenschaften von entscheidendem Vorteil. So sind die Pilze ein hervorragender Isolierstoff gegen die Kälte im Weltall. Auch bieten sie Schutz vor winzigen Meteoriten und der tödlichen Strahlung auf der Mondoberfläche, die einer der Hauptgründe ist, warum die Menschen noch nicht zurück auf dem Mond waren.
Laut der NASA sieht das Projekt eine Zukunft vor, in der menschliche Entdecker einen kompakten Lebensraum aus einem leichten Material mit ruhenden Pilzen schaffen können, die die langen Reisen zu Orten wie dem Mars überdauern. Bei ihrer Ankunft können die Pilze durch das Ausklappen eines Gerüsts und einfaches Hinzufügen von Wasser zu einem voll funktionsfähigen menschlichen Lebensraum wachsen.