Hamburg. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen: Beliebte Schmerzmittel sind bei Migräne nicht immer die beste Wahl. Was Forscher raten.

Bei akuten Migränekopfschmerzen haben sich Wirkstoffe aus der Klasse der Triptane als besonders effektiv erwiesen. Sie sind nicht nur wirksamer als herkömmliche Schmerzmittel, sondern übertreffen auch neuere Medikamente wie Ditane und Gepante in ihrer Wirkung. Diese Erkenntnis stammt aus einer umfassenden Analyse von 17 verschiedenen Medikamenten, an der rund 90.000 Teilnehmende beteiligt waren.

William Karlsson und sein Team vom Universitätsklinikum Kopenhagen, die ihre Ergebnisse im Fachjournal „BMJ“ veröffentlichten, nutzten den Schmerzrückgang nach zwei Stunden sowie die Schmerzfreiheit nach 24 Stunden sowie auftretende Nebenwirkungen als zentrale Vergleichskriterien für ihre Untersuchung.

Migräne-Symptome: Forscher testen beliebte Schmerzmittel

Migräne äußert sich typischerweise durch mittelstarke bis starke Kopfschmerzen, die häufig auf einer Kopfseite lokalisiert sind. Betroffene beschreiben den Schmerz oft als pulsierend, pochend oder hämmernd. Körperliche Aktivität, die Ernährung, Stress und der Schlafrhythmus können den Schmerz verstärken. Begleitend treten häufig Symptome wie Übelkeit und Erbrechen auf.

Bei einem Migräneanfall entscheiden sich die meisten Betroffenen für klassische Medikamente wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol. Mittlerweile gibt es allerdings eine Vielzahl von Alternativen zur Bekämpfung des Schmerzes, die weitaus wirksamer sind, wie die Studie zeigt.

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Karlsson und sein Team haben eine Vergleichsstudie erstellt, bei der 137 Studien mit insgesamt 89.445 Teilnehmenden ausgewertet wurden. Dabei wurden insgesamt 17 Migränemittel gegenüber einem Placebo untersucht. Die Kriterien waren:

• Rückgang der Schmerzen nach zwei Stunden
• Schmerzfreiheit nach 24 Stunden
• Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen der Medikamente

Neben den klassischen Schmerzblockern standen vor allem Triptane, Ditane und Gepante auf dem Prüfstand. Triptane sind in der Lage, den Schmerz zu lindern und Begleiterscheinungen zu verringern, in dem sie sich an den Serotonin-Rezeptoren im Gehirn andocken. Ditane sind eine Erweiterung der Triptane, die Durchblutungsstörungen verhindern, wie es bei Triptanen der Fall sein kann. Gepante verhindern die Freisetzung des Botenstoffes CGRP im Gehirn und verringern dadurch die Auswirkungen einer Migräne.

Studie mit erstaunlichem Ergebnis: Triptane am effektivsten gegen Migräne

Die Vergleichsstudie ergab, dass vor allem Triptane am effektivsten die Auswirkungen von Migräne bekämpfen. „Eletriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan hatten die besten Wirkungsprofile und waren effektiver als die neu vermarkteten Medikamente Lasmaditan, Rimegepant und Ubrogepant“ heißt es in der Auswertung von William Karlsson.

Allerdings erfahren Triptane bislang nur wenig Zuspruch von Betroffenen. Nur rund sieben Prozent entscheiden sich für eine solche Medikation. Es wird eher auf Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure zurückgegriffen.

Kopfschmerzen: Ibuprofen überzeugt mit einer nachhaltigen Wirkung

Bei den weiteren Schmerzmitteln konnte Ibuprofen hinsichtlich einer nachhaltigen Wirkung überzeugen, während Paracetamol kaum mehr Wirkung erzielte als ein Placebo. Von Lasmaditan und Ubrogepant rieten die Forscher ab, weil die Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit und Empfindungsstörungen beziehungsweise Übelkeit sehr ausgeprägt waren.

„Die effektivsten Triptane sollten als bevorzugte Akutbehandlung bei Migräne betrachtet werden und auch in die Liste der essenziellen Medikamente der WHO aufgenommen werden“, so das Forscherteam aus Kopenhagen.