Berlin/Glogow. Vier Jahre lang soll ein Mann eine Frau in einem Schweinestall gehalten und misshandelt haben. Bis sie den Mut fand, sich Hilfe zu holen.

Ein besonders schrecklicher Missbrauchsfall erschüttert Polen. Dort soll ein 35-Jähriger eine Frau über lange Zeit in einem Schweinestall festgehalten und misshandelt haben. Nach mehr als vier Jahren hat ihr Martyrium nun ein Ende. Wie der Nachrichtensender „Polsat News“ unter Berufung auf die zuständige Staatsanwaltschaft berichtete, wird dem mutmaßlichen Täter Misshandlung mit besonderer Grausamkeit vorgeworfen.

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Er wird beschuldigt, die fünf Jahre jüngere Frau körperlich und psychisch gefoltert und wiederholt vergewaltigt zu haben. Verhaftet wurde der Mann bereits am Mittwoch. Nach Informationen der polnischen Nachrichtenagentur PAP befindet sich der Beschuldigte inzwischen in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung drohten dem Mann bis zu 25 Jahre Haft. Zuvor berichtete neben polnischen Medien die „Bild“.

Polen: Entführte Frau brachte in Gefangenschaft ein Kind zur Welt

Die Befreiung der Frau ist ihrem eigenen Mut zu verdanken. Ein Krankenhaus habe die Behörden alarmiert, sagte die zuständige Staatsanwältin in Glogow „Polsat News“. Die Frau sei wegen einer ausgerenkten Schulter in die Klinik gebracht worden, doch das Ausmaß ihrer älteren Verletzungen habe die Ärzte schockiert.

Wie der Sender weiter berichtete, brachte die Frau vor einiger Zeit ein Kind in einem Krankenhaus zur Welt. Vater soll der mutmaßliche Entführer sein, der das Baby direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben haben soll. Die Mutter indes soll über die Jahre ihrer Folter sogar mehrfach in Kliniken behandelt worden sein.

„Ich konnte den Ärzten nicht die Wahrheit sagen, ich hatte Angst, denn er drohte mir, dass es noch schlimmer werden würde, falls ich mich beschwere“, sagte die 30-Jährige dem lokalen Nachrichtenportal „Myglogow.pl“.

Erst beim letzten Besuch im Krankenhaus offenbarte sie ihre Leidensgeschichte einem Psychologen. Ihr Gefängnis über die vergangenen Jahre: ein gemauerter Raum, drei mal drei Meter groß, und verschlossen mit einer massiven Stahltür. Ohne Strom und Wasser soll der Mann die Frau dort gefangen gehalten haben, wie die „Bild“-Zeitung schreibt. Auch ihr Zugang zu Hygieneartikeln sei eingeschränkt gewesen sein.

Polen: Opfer lernte mutmaßlichen Täter übers Internet kennen

Nicht wenige fragen sich nun, weshalb der Fall nicht schon viel früher bekannt wurde. Polnische Medien bezeichnen den mutmaßlichen Täter schon als „polnischen Fritzl“, in Anlehnung an den schockierenden Inzest-Fall aus Österreich: Josef Fritzl hatte seine Tochter jahrzehntelang in einem Keller gefangen gehalten und sieben Kinder mit ihr gezeugt.

Das Lokalportal „Myglogow.pl“ berichtete, dass die entführte Frau ihren mutmaßlichen Peiniger im Jahr 2019 über ein Online-Dating-Portal kennengelernt habe. Wenige Monate später soll er sie entführt und in dem ehemaligen Stallgebäude eingeschlossen haben. Die Ermittlungen laufen noch. Der Ort des Geschehens, Gaiki, liegt nur knapp anderthalb Stunden Autofahrt von der deutschen Grenze entfernt. Eine Hausdurchsuchung wurde angeordnet.

(mit dpa)