Berlin/Köln. 2700 Möbel braucht der WDR für sein neu saniertes Kölner Bürogebäude. Nicht aus der günstigen Kategorie, sondern aus dem Luxus-Segment.

Steht dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk nach den berühmt-berüchtigten Massagesitzen von Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger der nächste Luxus-Skandal ins Haus? Schauplatz des neuesten Aufregers ist dieses Mal nicht Berlin, sondern Köln – Hauptsitz des WDR. Seit Jahren saniert die Landesrundfunkanstalt dort ihr Filmhaus in bester Innenstadtlage. Ein moderner Bau aus Glas und Beton, der als Aushängeschild des Senders wiederbelebt werden soll. Außen hui – und, glaubt man aktuellen Medienberichten, auch innen hui.

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Der „Kölner Stadtanzeiger“ berichtet, dass der WDR für sein runderneuertes Filmhaus noch bis zum 29. Juli mit einer Ausschreibung nach Anbietern für etwa 2700 Wunschmöbel sucht. Auf der 62 Seiten langen Liste finden sich vor allem Designer-Stücke. Einige dieser Objekte kosten einzeln gerne mal einen vierstelligen Betrag.

Luxus-Möbel für den WDR? Liste mit exquisiten Wünschen

Ikea-Möbel à la „Strandmon“, „Grönsta“ oder „Östanö“? Nichts da. Auf der Liste sollen zum Beispiel 36 Lounge-Sessel „The Spanish Chair“ des dänischen Designers Børge Mogensen stehen. Ein gradliniges Möbelstück aus geölter Eiche und Leder. Kostenpunkt: ab 4499 Euro, wenn man beim Hersteller „Fredericia“ bestellt. Für 36 dieser Sessel würden dann – ohne Mengenrabatt – knapp 162.000 Euro fällig.

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Unter den aufgelisteten Wunschmöbeln steht der Hinweis „oder gleichwertig“, was bedeutet, dass der WDR auch bei günstigeren Stücken mit ähnlicher Optik zugreifen würde. Dennoch orientiert sich der Sender an Luxus-Mobiliar, um das Filmhaus offenbar repräsentativ ausstatten zu wollen.

So sind auf der Liste weitere Design-Klassiker zu finden, die sich der WDR – so oder so ähnlich – wünscht. Darunter 32-mal der Lounge-Sessel „Citizen Lowback“ in Königsblau oder Mauvegrau für je 2920 Euro oder zwölf Eichenbänke für 3200 Euro das Stück.

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WDR sei „offen für gleichwertige, günstigere Alternativen“

„Bei der Ausstattung solch großer Gebäude ist es üblich, Möbelstücke bekannter Hersteller als Referenz anzugeben, um bei allen Anbietern ein vergleichbares Verständnis zu Anforderungen, Beschaffenheit und Qualität herzustellen“, sagte der WDR unserer Redaktion in einem Statement. Das bedeute nicht zwangsläufig, dass die musterhaft genannten Möbel auch tatsächlich eingekauft werden. „De facto wird die Ausschreibung allein über das Kriterium Preis entschieden, dabei ist der WDR offen für gleichwertige, günstigere Alternativen.“

Die Möbel auf der Liste sollen lediglich einen Teil der Gesamtmöblierung darstellen, argumentiert der WDR. Konkret seien es Sondermöbel für Mitarbeiter und Besucher auf Gemeinschaftsflächen – zum Beispiel im Foyer, in Meetingräumen oder in besonderen sogenannten Kommunikationszonen. „Es handelt sich um Möbel, die Jahrzehnte halten sollen – und das bei einer täglichen Nutzung durch rund 800 Mitarbeitende plus Gäste in offenen und für alle zugänglichen Bereichen. Diese intensive Nutzung stellt besondere Anforderungen an die Qualität und Langlebigkeit der Möbel“, so der WDR.

Dennoch kommt die Suche nach Luxus-Möbeln, egal, für welche Modelle sich die Rundfunk-Verantwortlichen letztendlich entscheiden, zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Immer wieder sehen sich die Öffentlich-Rechtlichen Kritik ausgesetzt, dass Gebührengelder verschleudert werden. Höhepunkt der Debatte war der Skandal um die ehemalige RBB-Intendantin und ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger, die 2022 wegen des Verdachts der Vorteilsnahme und Vetternwirtschaft zurückgetreten war.

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Schlesinger leistete sich Luxus-Dienstwagen mit Massagesitzen

Schlesinger wurde unter anderem zur Last gelegt, dass sie ihr üppiges sechsstelliges Gehalt mit Sonderzahlungen aufstockte, Chaffeure privat nutzte und Dienstessen in ihrer Privatwohnung abrechnete. Auch bei Schlesinger machte ein Mobiliar Schlagzeilen – genauer gesagt ein Audi A8, der als luxuriöser Dienstwagen für rund 145.000 Euro mit Massagesitzen ausgestattet war.

Welche Sitze und Sessel bald im Filmhaus einziehen werden, steht noch in den Sternen. Klar ist jedenfalls, dass auch die Kosten für den Hauptsitz des WDR immens sind. 130 Millionen Euro waren für die Sanierung veranschlagt worden, mittlerweile ist die Summe auf 240 Millionen angestiegen. Das hatte der Landesrechnungshof NRW kritisiert.

Vielleicht muss der WDR beim Mobiliar dann doch den Rotstift ansetzen. Günstige Alternativen gibt es in unmittelbarer Nähe. Der Ikea Am Butzweilerhof ist von der Kölner Innenstadt nur 9,1 Kilometer entfernt.