Berlin. Von Trilobiten bleibt eigentlich nur der Panzer erhalten. Doch die Asche eines Vulkans erhielt erstaunliche Details der Gliederfüßler.
Ein Vulkanausbruch vor 509 Millionen Jahren ist für Paläontologen ein Glücksfall. Zu einer Zeit als Trilobiten, urzeitliche Gliederfüßler, die Ozeane dominierten, konservierte eine gewaltige Ascheschicht das Leben am Meeresboden. Forscher bezeichnen deshalb eine Ausgrabungsstätte in Marokko als „Pompeji der Trilobiten“ – eine Anspielung auf die römische Stadt Pompeji, die durch den Ausbruch des Vesuvs erhalten geblieben ist.
Trilobiten hatten einen charakteristischen, dreiteiligen Körperbau, bestehend aus Kopf, Thorax und Schwanzschild. Ihre Körper waren von einem harten Exoskelett und langen Stacheln oder Fortsätzen zur Verteidigung bedeckt. Die meisten Exemplare waren nur drei bis sechs Zentimeter groß, wobei die Trilobit-Gattung der Paradoxiden eine Länge von bis zu 60 Zentimeter erreichen konnte.
Weil sie so weit verbreitet waren, gehören die Trilobiten heute zu den häufigsten Fossilien, von denen jedoch meist nur der Panzer erhalten ist. Doch weil die Asche eine völlig neue Fülle an Details konservierte, gibt es jetzt neue Erkenntnisse zur Anatomie der Tiere, die Forscher in einer Studie im Fachjournal „Science“ präsentierten.
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Vulkanausbruch: Asche erstickte Urzeit-Trilobiten und konservierte sie
Zum ersten Mal konnten die Wissenschaftler ein spezielles Paar von Anhängen um den Mund feststellen, ein Hinweis darauf, wie die Trilobiten Nahrung zu sich nahmen, heißt es in einem Statement des internationalen Forschungsteams. „Der Kopf und die Körperanhänge hatten eine nach innen gerichtete Reihe dichter Stacheln, ähnlich denen von Pfeilschwanzkrebsen, die dazu dienten, Beute oder Aas zu manipulieren und zu zerreißen, während sie zum Mund befördert wurden“, sagte Co-Autor Harry Berks.
Der Mund der Trilobiten, ein dünner Schlitz, sei noch nie zuvor so klar zu sehen gewesen, so Berks. Demnach haben die Anhänge an der Seite des Mundes eine gebogene Unterseite wie Löffel. Wegen ihrer geringen Größe seien sie bei bisher untersuchten Fossilien übersehen worden. Statt wie bislang angenommen hatten die Trilobiten vier anstatt drei Paare der Anhänge hinter den Antennen.
Weil das Wasser die Asche abkühlte, bevor sie die Trilobiten umschloss, wurden die Urzeit-Krabbler erhalten und nicht verbrannt, erklärt der Geologe und Co-Autor Robert Gaines gegenüber „Science News“. Die Gesteinsabdrücke der Trilobiten analysierten die Wissenschaftler mithilfe von Röntgen-Mikrotomografie, eine Methode, die es erlaubt, den dreidimensionalen Körper des Trilobiten am Computer zu rekonstruieren.
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Paläontologen: Trilobiten aus Marokko seien die besten Fossilien ihrer Art
„Mir fiel die Kinnlade auf den Schreibtisch“, sagte John Paterson, Co-Autor der Studie und Professor für Paläontologie an der University of New England in Armidale, Australien. „Ich habe niemals zuvor ein solches Level an Details in Trilobiten-Fossilien gesehen. Es sind ohne Frage die besterhaltenen Trilobiten, die jemals gefunden worden sind“, zitiert ihn „New Scientist“.
Die Eruption ereignete sich im Kambrium, einer Epoche vor 541 bis vor 485,4 Millionen Jahren. Heute sind Trilobiten vollständig ausgestorben. Zu ihrem Stamm der Gliederfüßer gehören heute insgesamt mehr als eine Million Arten wie Insekten, Krabben, Spinnen und Tausendfüßler. In dem Paläozoikum, dem Erdzeitalter, das von vor 541 Millionen Jahren bis vor ca. 251,9 Millionen Jahren reichte, stellen die Trilobiten die bei weitem meisten Fossilien. Zum Ende des Paläozoikums ereignete sich das größte Artensterben der Erdgeschichte, dem auch die letzten Trilobiten zum Opfer fielen.
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