Berlin. In Australien haben Archäologen rituelle Feuerstellen entdeckt, die den ältesten kulturell übermittelten Brauch belegen könnten.
Die von Archäologen gefundenen 12.000 Jahre alten Überreste von zwei Feuerstellen und zwei eigenartigen Stöcken tief in einer abgelegenen Höhle im Süden Australiens könnten Beweise für das älteste bekannte kulturell überlieferte Ritual der Welt sein, wie eine neue Studie zeigt.
Die Artefakte, die in der Studie analysiert wurden, die sowohl wissenschaftliche Analysen als auch mündliche Überlieferungen der Aborigines verwendete, könnten für einen rituellen Brauch der Ureinwohner verwendet worden sein, der durchgeführt wurde, um einer anderen Person Schaden zuzufügen.
Demnach ähneln die Artefakte einem Ritual der Gunaikurnai, einer indigenen Gruppe, die an der Südküste Australiens lebt. Dabei wird ein Holzgegenstand mit menschlichem oder tierischem Fett bestrichen und dann in ein rituelles Feuer geworfen.
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Angesichts der Parallelen zwischen den Objekten in der Höhle und dem historisch belegten Gunaikurnai-Ritual, das im späten 19. Jahrhundert von Anthropologen aufgezeichnet wurde, suchten die Aborigine-Ältesten archäologische Mitarbeiter auf, um die als Cloggs Cave bekannte Höhle auszugraben und die Artefakte zu untersuchen. Ihre Ergebnisse wurden in der Zeitschrift „Nature Human Behaviour“ veröffentlicht.
Orte für heilige Rituale
Die Höhle war Anfang der 1970er Jahre bereits teilweise ausgegraben worden. Gegenüber Live Science sagte der Erstautor der Studie, Bruno David, Archäologe an der Monash University in Australien: „Die Höhle wurde nie als allgemeiner Lagerplatz genutzt, sondern nur für spezielle rituelle Zwecke. Sie wurde erstmals vor etwa 25.000 Jahren auf diese Weise genutzt und blieb bis vor mindestens 1600 Jahren so.“
Bei einer erneuten Ausgrabung im Jahr 2020 wurden zwei Orte für heilige Rituale freigelegt. Jeder bestand aus einer kleinen Feuerstelle, aus der ein leicht verbrannter Holzstab ragte. Die Radiokarbondatierung der Stäbe ergab, dass einer zwischen 11.930 und 12.440 Jahre alt war, während der andere zwischen 10.870 und 11.210 Jahre alt war. Damit handele es sich um die ältesten Holzartefakte, die jemals in Australien gefunden wurden.
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Das Forscherteam stellte fest, dass beide Stöcke absichtlich verändert worden waren, was darauf schließen lasse, dass Menschen in der Vergangenheit die Stöcke getrimmt, geschnitten oder abgeschabt hatten, um sie sehr glatt zu machen. Weitere Analysen zeigten, dass es sich bei beiden Stöcken um Kasuarinen handelte, einer in Australien heimischen Kiefer, und dass sich auf ihnen Flecken eines unbekannten Rückstandes befanden. Bei einer chemischen Analyse des Rückstandes mittels Massenspektrometrie, fand man heraus, dass es sich um Fettsäuren handelte, was darauf hindeute, dass ein Teil des Stöckchens mit irgendeiner Art tierischem oder menschlichem Fett bestrichen worden war.
Ritual über 500 Generationen bis in Neuzeit weitergegeben
Angesichts des Umstandes, dass man in der Nähe der kleinen Feuerstellen keine Nahrungsreste fand, sich in jeder Feuerstelle ein einzelne glatter Stock befand, die beide in Kontakt mit Fettgewebe kamen, seien die Forscher zu dem Schluss gekommen, dass die 12.000 Jahre alten Fundstätten, die sie freigelegt hatten, einem bestimmten rituellen Zweck dienten – einem, der offenbar über 500 Generationen vom Ende der letzten Eiszeit bis in die jüngste Vergangenheit weitergegeben wurde.
„Was uns diese Feuerstäbe sagen, ist, dass es sich hier eigentlich speziell um die Kultur der alten Vorfahren handelt, die bis heute fortbesteht“, sagte David nach einem Gespräch mit einem der Gunaikurnai-Ältesten. „Die Einbeziehung der gemeinschaftlichen Art – der kulturellen Art – mit einigen der wissenschaftlichen Techniken bedeutet, dass Geschichten erzählt werden können.“
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