Washington. Vor einem Jahr implodierte das U-Boot „Titan“ auf dem Weg zum „Titanic“-Wrack. Jetzt will ein Superreicher wieder auf Tiefsee-Tour gehen.
Ein Jahr ist es her, dass am 18. Juni 2023 ein kleines Tauchboot mit fünf Insassen auf eine Erkundungstour zum „Titanic“-Wrack im Nordatlantik aufgebrochen war. Kurz darauf war das Tiefsee-Tauchboot „Titan“ plötzlich verschwunden. Mehrere Tage lang bangten Menschen weltweit um das Leben der Insassen.
Vier Tage nach Aufbruch war klar: Alle Insassen an Bord des Tauchboots sind tot. Die „Titan“ war aufgrund des Wasserdrucks implodiert. Die Trümmer des Tiefsee-Tauchboots lagen nur knapp 500 Meter vom Bug des „Titanic“-Wracks entfernt.
Trotz 250.000-Dollar-Ticket: „Titan“ war nie offiziell zugelassen worden
In dem rund sieben Meter langen und 2,5 Meter hohen Tauchboot saßen fünf Menschen:
- der französische Wissenschaftler Paul-Henri Nargeolet (77)
- der britische Abenteurer Hamish Harding (58)
- der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48)
- Dadwoods 19-jähriger Sohn Suleman
- und der Chef der US-Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61).
Alle Insassen hatten etwa 250.000 Dollar für ihre Tickets zum „Titanic“-Wrack bezahlt. Die „Titan“ war nur mit einem Bullauge und einer einfachen Bordtoilette ausgestattet. Oceangate hatte die Tiefsee-Expeditionen zu diesem Zeitpunkt schon rund ein halbes Dutzend Mal durchgeführt.
Dabei war die Firma von Beginn an mit Sicherheitsbedenken zahlreicher Experten konfrontiert worden, wie erst später öffentlich bekannt wurde. Die „Titan“ war von keiner Behörde oder Einrichtung für bemannte Tiefseetauchgänge überprüft, zertifiziert oder offiziell zugelassen worden. Standards seien umgangen und Warnungen missachtet worden, hieß es.
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Oceangate hat Touren eingestellt – Küstenwache ermittelt
Wie ist der Stand ein Jahr nach dem Unglück? „Oceangate hat alle Erforschungen und kommerziellen Geschäftstätigkeiten eingestellt“, heißt es heute auf der Webseite des Unternehmens. Untersuchungen des Vorfalls laufen unter anderem bei der US-Küstenwache und der Transportsicherheitsbehörde Kanadas.
Dafür werden auch die gefundenen Trümmerteile und menschlichen Überreste untersucht, die ein Tauchroboter knapp 500 Meter vom Bug des „Titanic“-Wracks entfernt gefunden hatte und die dann geborgen wurden. Den Erkenntnissen zufolge deutet alles darauf hin, dass der Rumpf des Boots dem enormen Wasserdruck nachgab und implodierte.
Die Untersuchung befinde sich nach wie vor in der „Faktenermittlungsphase“, teilte die US-Küstenwache auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Man sammele alle relevanten Beweise und Informationen. Auch eine öffentliche Anhörung sei dabei geplant, ein Termin stehe allerdings nicht fest. Wann die Untersuchung abgeschlossen werden könne, sei nicht absehbar.
Weiterhin Erkundungstouren zur „Titanic“ möglich
Die Faszination für die „Titanic“ und für die Erkundung der Tiefsee-Welt scheint aber anzudauern. In New York feierte gerade der renommierte Explorers Club, in dem sowohl Nargeolet als auch Harding Mitglieder waren, mit einer mehrtägigen schicken Veranstaltung sein 120. Jubiläum.
Die kleine Nischenbranche der privaten U-Boot-Bauer und Erkundungstouren-Anbieter, zu deren Kunden fast ausschließlich Menschen mit sehr viel Geld gehören, habe einen Dämpfer erlitten, aber sei weiter aktiv, berichtete jüngst das „Wall Street Journal“.
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Branche hat nach „Titan“-Unglück mit Image-Schaden zu kämpfen
„Diese Tragödie hat eine eisige Wirkung auf das Interesse der Menschen an diesen Fahrzeugen gehabt“, wurde Patrick Lahey zitiert, Gründer und Chef der im US-Bundesstaat Florida ansässigen Firma Triton Submarines, die private U-Boote entwickelt und baut und eigenen Angaben zufolge in den vergangenen 15 Jahren 18 ausgeliefert hat.
„Sie hat diese alten Mythen wieder hervorgebracht, dass nur Verrückte in einem dieser Dinger tauchen würden.“ Ein bestehender Vertrag sei nach der Tragödie vom angehenden Käufer sofort aufgelöst worden, sagt Lahey, der nach eigenen Angaben mit dem verunglückten Nargeolet befreundet war.
Die niederländische Firma „U-Boat Worx“ musste nach eigenen Angaben seit der Tragödie wegen mangelnder Nachfrage rund die Hälfte ihrer Mitarbeiter entlassen. Beide Firmen betonen aber auch: Sie seien nicht wie Oceangate, für sie stehe Sicherheit an allerhöchster Stelle und alle von ihnen angefertigten U-Boote würden von offiziellen Behörden geprüft und zugelassen, bevor sie benutzt würden.
Milliardär kündigt neue Expedition zum „Titanic“-Wrack an
Ein Milliardär hat dem „Wall Street Journal“ zufolge sogar schon wieder vor, zur „Titanic“ zu tauchen. Die Expedition solle an einem noch nicht festgelegten Startdatum gemeinsam mit Triton-Gründer Lahey in einem von dessen Firma angefertigten Tauchboot stattfinden, wurde Larry Connor zitiert.
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Conner ist ein Unternehmer aus dem US-Bundesstaat Ohio, der schon zahlreiche Tauch-Expeditionen und auch schon einen Weltraumflug zur Internationalen Raumstation ISS hinter sich hat. „Ich möchte den Menschen auf der ganzen Welt zeigen, dass der Ozean zwar sehr mächtig ist, aber dass er auch wunderbar und schön und wirklich lebensverändernd sein kann – wenn man es richtig angeht.“